Zur mentalen Repräsentation des generischen Maskulinums und zweier seiner Alternativen

Lisa Irmen

Psychologisches Institut, Universität Heidelberg
Hauptstr. 47-51
E-Mail: lisa.irmen@urz.uni-heidelberg.de

Die generische Verwendung des maskulinen Genus zur Referenz auf Frauen und Männer ist seit längerer Zeit kritisiert worden. Zahlreiche experimentelle und sprachanalytische Studien zeigen zum einen, daß maskuline Formulierungen nicht generisch interpretiert werden, zum anderen, daß von einer Vereinfachung der Sprache durch das generische Maskulinum keine Rede sein kann. Verschiedene Alternativen zum generischen Maskulinum wurden vor allem aus dem Bereich der feministischen Linguistik vorgeschlagen.
Zwei Experimente untersuchen mit Text- und Bildmaterial die mentale Repräsentation generisch maskuliner Formulierungen im Vergleich zu Formulierungen mit dem "großen I" (Bsp. "StudentInnen") und dem Splitting ("Studentinnen und Studenten"). Als abhängige Variablen wurden die Reaktionszeiten erhoben, die die Versuchspersonen für die Zuordnung einer Personenbezeichnung zur Kategorie "Frauen" oder "Männer" benötigen, sowie die Antwortmuster, ob also ein Begriff der jeweiligen Kategorie überhaupt zugeordnet wird.
Die Ergebnisse deuten daraufhin, daß es sich bei Bezeichnungen mit großem "I" um generische Feminina handelt. Das heißt, daß Begriffe wie "StudentInnen" der Kategorie "Frauen" schneller und eindeutiger zugeordnet werden als der Kategorie "Männer". Das Splitting führt dagegen zu ausgewogenen Zuordnungen zu beiden Kategorien, weist aber kürzere Reaktionszeiten für die Zuordnung zur Kategorie "Frauen" auf.
Generell unterstützen die Resultate eine Argumentation für die Verwendung Genus-Sexus kongruenter Personenbezeichnungen. Das heißt, daß solche Bezeichnungen die größte Eindeutigkeit haben, bei denen grammatisches Genus und natürliches Geschlecht der bezeichneten Personen kongruent sind.

Poster in der Gruppe Sprache, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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