Analyse der Lernvorgänge bei Experimenten zur Textursegmentierung

Anna Schubö, Friederike Schlaghecken & Cristina Meinecke

Institut für Psychologie, Universität München
Leopoldstr. 13, 80802 München
E-Mail: schubo@psy.uni-muenchen.de

Der vorliegende Beitrag befasst sich mit obligatorischen Prozessen in der frühen visuellen Wahrnehmung. Ein Beispiel für einen obligatorischen Prozess stellt die sog. Textursegmentierung dar, d.h. die Fähigkeit, einen Abweichler inmitten einer Fläche homogener Reize bei sehr kurzfristiger Darbietung und anschließender Maskierung zu entdecken.
Nun wird die Textursegmentierung zwar als obligatorischer Prozess betrachtet; allerdings muß die in der Aufgabe geforderte Diskrimination von den Versuchspersonen erst in einer Übungsphase erlernt werden. Welche Fähigkeiten in dieser Lernphase erworben werden, ist noch unklar. Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass die sensorische Diskrimination selbst gelernt und damit die Leistung des sensorischen Systems verbessert wird.
Im Rahmen einer Serie von Lernexperimenten zur Textursegmentierung fanden wir, dass das Ausmaß des Lernens vom Schwierigkeitsgrad der verwendeten Maske abhängig war: Gelernt wurde beispielsweise nur dann, wenn die Maske von Durchgang zu Durchgang konstant gehalten wurde.
Darüber hinaus wurde eine Reihe von Priming-Experimenten durchgeführt, in denen ein Texturreiz (Prime) für kurze Zeit dargeboten und anschließend maskiert wurde. Danach wurde ein weiterer Reiz dargeboten, auf den reagiert werden sollte. Die Versuchspersonen konnten den Prime zwar nicht detektieren, dieser beeinflusste aber die Reaktionen auf den nachfolgenden Reiz systematisch. Dies läßt sich dahingehend interpretieren, dass der Prime bis zur Handlungsinitiierung verarbeitet wurde.
Das bisherige Befundmuster deutet darauf hin, dass bei Textursegmentierung in der Übungsphase weniger die sensorische Diskrimination des Reizes selbst gelernt werden muß, sondern dass die Versuchspersonen lernen, die dem Reiz folgende Maske zu ignorieren.

Referat in der Gruppe Wahrnehmung und Psychophysik, Dienstag, 30. März 1999, 16:00, HS 21

Zur Programmübersicht

Zur Liste der Postergruppen, Referategruppen und Symposien

Zurück zur Teap '99-Homepage