Damit Studierende bestmöglich auf die Praxissituation vorbereitet sind, ist die Übung „Entscheidungsorientierte Gesprächsführung" (EOG) ein fester Bestandteil der Diagnostikausbildung an der TU Dresden.
Eine Befragung von Interviewexperten/innen diente dazu, die Regeln des Entscheidungsorientierten Gesprächs (Westhoff & Kluck, 1998) auf Vollständigkeit zu prüfen. In einem Anforderungsprofil haben wir die Regeln des Entscheidungsorientierten Gesprächs zu Items formuliert, die von außen beobachtbar und verhaltensbeschreibend sind. Eine erneute Befragung von Interviewexperten/innen zeigte, daß diese Anforderungen vollständig sind. Das Ziel dieser Vorgehensweise ist, ein Instrument zu entwickeln, mit dem Studierende z. B. bei einem vorgegebenen Gesprächsleitfaden Fehler erkennen und diese bei der Erstellung von eigenen Leitfäden vermeiden.
Vor und nach der Ausbildung in Entscheidungsorientierter Gesprächsführung beurteilten 56 Studierende mit Hilfe des Anforderungsprofils einen Ausschnitt eines Gesprächsleitfadens mit typischen Anfängerfehlern. Dabei waren Merkmale des Verhaltens und von Ereignissen zu beurteilen. Darüber hinaus mußten die Studierenden für jede einzelne Frage des Leitfadens angeben, ob die methodischen Regeln der EOG beachtet worden waren. Wir haben den prozentualen Anteil richtiger Antworten bei der Beurteilung des Gesprächsleitfadens vor und nach der Ausbildung miteinander verglichen. Die Studierenden beurteilten bereits am Anfang der Ausbildung zwischen 62 und 100 Prozent richtig. In der Regel nahm der Anteil der richtigen Antworten auf allen relevanten Dimensionen des Verhaltens, des Ereignisses und der methodischen Regeln, von der ersten zur zweiten Messung zu.
Diese Ergebnisse zeigen, daß das Anforderungsprofil sowohl in der Lehre als auch in der Praxis zur Beurteilung von Leitfäden eingesetzt werden kann.
Poster in der Gruppe Lernen, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock
