Inhibition of Return (IOR): Ein Effekt der Bahnung für die nicht-indizierte Position?

Ralf Zeuge, Katja Schneider & Adrian von Mühlenen

Institut für Allgemeine Psychologie, Universität Leipzig
Seeburgstraße 14-20, 04103 Leipzig
E-Mail: psy96gry@studserv.uni-leipzig.de

Mit ihrem klassischen Cueingparadigma haben Posner und Cohen (1984) gezeigt, dass ein peripherer Cue die Reaktion auf ein einfaches Entdeckungstarget an der indizierten Position zunächst beschleunigt. Dieser Reaktionszeitvorteil für die indizierte Position (relativ zu der gegenüberliegenden nicht-indizierten Position) kehrt sich jedoch bei verzögerter Präsentation des Targets in einen Nachteil um. Posner und Cohen gingen davon aus, dass der Cue zuerst die Aufmerksamkeit auf die indizierte Position lenkt (Bahnungseffekt), dass aber dann, wenn die Aufmerksamkeit wieder zum Fixationsort zurückgekehrt ist, die Reorientierung der Aufmerksamkeit auf die indizierte Position gehemmt ist (IOR-Effekt). IOR tritt nur dann auf, wenn die Aufmerksamkeit durch geeignete Manipulationen (z.B. durch einen zentralen Cue) von der indizierten Position abgezogen wird.
Experiment 1 untersuchte, ob das sukzessive Aufblitzen des peripheren und des zentralen Cues eine Aufmerksamkeitsfolgetendenz in Richtung auf die gegenüberliegende Position auslöst (etwa im Sinne der Extrapolation einer Scheinbewegung). Es wurde vorhergesagt, dass in einem Display mit vier peripheren quadratartig angeordneten Positionen die Entdeckungsleistung für die diagonal gegenüberliegende Position besser ist als für die anliegenden Positionen. In Experiment 2 wurde die Targetwahrscheinlichkeit an der zentralen Position erhöht (anstelle eines zentralen Cues). In diesem Fall sollte sich kein differentieller IOR-Effekt zwischen den nicht-indizierten Positionen ergeben und der IOR-Effekt sollte insgesamt geringer sein.
Die Ergebnisse stimmen mit den Vorhersagen überein. Dies deutet darauf hin, dass im klassischen Paradigma mit zwei lateralen und einer zentralen Position der IOR-Effekt nicht nur auf eine Hemmung der indizierten Position, sondern zumindest teilweise auch auf eine Bahnung der nicht-indizierten Position aufgrund einer Auferksamkeitsfolgetendenz zurückzuführen ist.

Poster in der Gruppe Wahrnehmung und Aufmerksamkeit I, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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