Persönlichkeitsstruktur und früheste Erinnerungen

Volkhard Fischer

Universität Leipzig, Institut für Entwicklungs-, Persönlichkeitspsychologie und Psychodiagnostik
Postfach 920, D-04009 Leipzig
E-Mail: vfischer@rz.uni-leipzig.de

Jede Persönlichkeitstheorie setzt implizit oder explizit Erinnerungen der befragten Personen an ihre früheren Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen voraus. Umstritten ist die Funktion autobiographischer Bedeutung autobiographischer Erinnerungen. Speziell bei Freud spielen Inhalt und Art der Erinnerungen an Kindheitserlebnisse eine große Rolle für die Beschreibung der Persönlichkeit. Er geht davon aus, daß in den sogenannten Deckerinnerungen nur die unverfänglichen Inhalte bewußt werden, die wiederum auf vielfältige Weise verfälscht werden können. Allgemein werden Deckerinnerungen als ein Indikator für spezifische Merkmalsausprägungen auf verschiedenen Persönlichkeitsdimensionen angesehen. Die Zusammenhänge sind aber nur sehr schwach (Kihlstrom & Harackiewicz, 1982). Außerdem sind Deckerinnerungen nur schwer nachweisbar. Ziel des Experiments war es, die Auswirkungen von positiver und negativer Stimmung auf die Auftretenshäufigkeit von Deckerinnerungen zu untersuchen. Dies konnte durch die Stimmungsinduktion nicht erreicht werden.
Neben einer Klassifikation frühester Erinnerungen werden Zusammenhänge zur Persönlichkeitsstruktur der Auskunftspersonen, erhoben mit dem FPI und einigen zusätzlichen Persönlichkeitsskalen, berichtet. Die Befunde der Studie zu frühesten Erinnerungen replizieren das aus früheren Studien bekannte Bild eines nicht nachweisbaren Zusammenhangs zwischen Persönlichkeitsstruktur der Befragten und ihren autobiographischen Erinnerungen. Die Ergebnisse lassen sich aber auch als Beleg gegen eine Existenz von Deckerinnerungen interpretieren.

Poster in der Gruppe Gedächtnis, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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