Interferenzen bei amnestischen Patienten

Annette Rak, Karl-Heinz Bäuml & Sandra Kiener

Institut für Psychologie, Universität Regensburg
Universitätsstraße 31, 93040 Regensburg
E-Mail: karl-heinz.baeuml@psychologie.uni-regensburg.de

Lernen Vpn eine Itemliste und erhalten später beim Test eine Teilmenge der gelernten Items als Hinweisreize für das Erinnern der restlichen Items präsentiert, so wirkt sich die Vorgabe dieser Hinweisreize negativ auf die Erinnerungsleistung aus (part-list cueing). Diese Interferenz erweist sich bei stark im Gedächtnis repräsentierten Items als besonders ausgeprägt, während sie bei schwach repräsentierten Items kaum oder gar nicht aufzutreten scheint (Bäuml, Teap'98). Wir berichten ein part-list cueing Experiment, mit dem wir prüften, inwieweit amnestische Patienten part-list cueing Effekte zeigen und inwieweit das Interferenzmuster bei diesen Patienten mit dem bei gesunden Kontrollpersonen übereinstimmt.
Amnestische Patienten und gesunde Kontrollpersonen lernten jeweils zwei kategorisierte Itemlisten. Nach der Präsentation der einen Liste erhielten die Vpn die Hälfte der Items einer jeden Kategorie als Hinweisreize für das Erinnern der restlichen Items (Targetitems) präsentiert. Nach der Präsentation der anderen Liste mußten die Vpn entsprechende Targetitems ohne die Vorgabe solcher Hinweisreize erinnern. Zwei Arten von kategorisierten Itemlisten wurden verwendet: Listen, in denen jede Kategorie aus starken Targetitems bestand, und Listen, in denen jede Kategorie aus schwachen Targetitems bestand.
Die Vorgabe der Hinweisreize führte sowohl bei den gesunden Kontrollpersonen als auch bei den amnestischen Patienten zu einer Verschlechterung der Erinnerungsleistung bei den Targetitems. Die beiden Personengruppen unterschieden sich dabei jedoch weder im Ausmaß noch im Muster der gezeigten Interferenzeffekt: Beide Gruppen zeigten deutliche Interferenzeffekte bei den starken Items und nur geringe Interferenzeffekte bei den schwachen Items. Da die amnestischen Patienten gleichzeitig ein deutlich schlechteres Lernen als die gesunden Kontrollpersonen aufwiesen, deuten diese Ergebnisse darauf hin, daß den durch Lernen und den durch Hinweisreize erzeugten Interferenzen unterschiedliche Störmechanismen zugrundeliegen (Bäuml, Psych.Bull.Rev., 1998).

Poster in der Gruppe Gedächtnis, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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