Zur Steuerung der visuellen Aufmerksamkeit über Stimulusdimensionen hinweg

H. J. Müller, J. Krummenacher, D. Heller, S. Pollmann & D.Y. von Cramon

Institut für Allgemeine Psychologie, Universität Leipzig
Seeburgstr. 14-20, 04103 Leipzig
E-Mail: h.mueller@psychologie.uni-leipzig.de

Ein zentrales Problem, das das Gehirn bei der visuellen Objekterkennung lösen muß, betrifft die Rekombination von Merkmalen, die separat in dimensions-spezifischen Inputmodulen (wie Form, Farbe, Bewegung) kodiert werden, in kohärente ‚Objekt‘-Repräsentationen. Unsere Vorarbeiten zur Entdeckung von ,Odd-one-out‘-Merkmalstarges unter Bedingungen, in denen die target-definierende Dimension über Durchgänge hinweg variierte, führte zu dem Vorschlag eines ‘Dimensions-Gewichtungs’-Ansatzes, demzufolge der Gesamtbetrag an Aufmerksamkeitsgewicht, das für die Zuweisung an potentielle Targetdimensionen verfügbar ist, limitiert ist. Das Poster präsentiert ‚Highlights‘ neuerer Arbeiten, die die Rolle dimensionaler Gewichtung in der Odd-one-out-Merkmalssuche über Dimensionen hinweg und in der cross-dimensionalen Merkmalsbindung herausgearbeitet haben. Eine Studienserie prüfte, ob die cross-dimensionale Suche parallel, simultan in multiplen Dimensionen, oder seriell, in einer Dimension zu einer Zeit, abläuft. Eine Studie erforderte die Suche nach Merkmalstargets bei variierenden Anzahlen von Dimensionen, um die Form der Abhängigkeit der Reaktionszeit (RZ) von Dimensionsanzahl zu untersuchen. Eine zweite Studie erforderte die Suche nach Merkmalstargets, die redundant in multiplen Dimension definiert waren, um die RZ-Verteilungen auf Verletzungen der ‚Wettlaufs-Modell-Ungleichheit‘ hin zu prüfen. Die Resultate sprachen für die parallel-interaktive Verarbeitung von Dimensionen. Eine zweite Studienserie prüfte, ob die Dimensionsgewichtung die Bindung multi-dimensionaler Merkmale in eine kohärente Objektrepräsentation limitiert. Konsistent damit demonstrierte eine Untersuchung cross-dimensionale Kosten in der Genauigkeit von dualen Urteilen, die auf ein bzw. zwei überlappende, kurzzeitig dargebotene Objekte zu richten waren. Eine zweite Untersuchung, die ein Konjunktions-Suchparadigma verwendete, zeigte, daß das den verschiedenen taget-definierenden Dimensionen zugewiesene Gewicht von deren Variabilität über Durchgänge hinweg abhing. Ausgehend von den Ergebnissen einer fMRI-Studie der cross-dimensionalen Merkmalssuche schließt das Poster mit einer Erörterung möglicher Mechanismen, die dimensionale Gewichtungsvorgänge im Gehirn realisieren.

Poster in der Gruppe DFG-Forschergruppe Arbeitsgedächtnis, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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