Individuum oder Gruppenmitglied? Ähnlichkeit innerhalb der Eigengruppe und Ähnlichkeit zwischen Eigen- und Fremdgruppe als psychologische Determinanten von Selbst-Kategorisierung

Birgit Aufderheide, Bernd Simon & Claudia Kampmeier

Psychologisches Institut der Universität Kiel
Olshausenstr. 62, 24098 Kiel
E-Mail: aufderh@psychologie.uni-kiel.de

Eine zentrale Annahme der Theorie der Selbst-Kategorisierung besagt, daß die Wahrscheinlichkeit, mit der sich Personen in einem gegebenen Kontext als Mitglieder einer Gruppe betrachten, in dem Maß ansteigt, in dem die subjektiv wahrgenommenen Ähnlichkeiten zwischen Ihnen größer ausfallen als die Ähnlichkeiten zwischen Ihnen und anderen Personen. Dem folgend sollte eine Teilnehmerin einer internationalen Tagung sich genau dann als Europäerin fühlen, wenn sie wahrnimmt, daß-z.B. in der Wahl der Forschungsfragen - mehr Ähnlichkeiten zwischen Europäern existieren als zwischen Europäern und US-Amerikanern. Der beschriebene Einfluß der Relation von Eigengruppen- und Intergruppen-Ähnlichkeit konnte in einer Vielzahl von Untersuchungen belegt werden: Weniger evident ist allerdings, ob tatsächlich das Zusammenspiel oder der separate Einfluß beider Faktoren entscheidend ist.
Zur Untersuchung dieser Frage wurde in einer ersten Studie Eigengruppen- und Intergruppen-Ähnlichkeit unabhängig voneinander manipuliert. Die Ergebnisse der ANOVA unterstützen die Annahme, daß das Zusammenspiel beider Faktoren das Ausmaß an Selbst-Kategorisierung determiniert. Entgegen unseren Erwartungen identifizierten sich allerdings Personen in der Bedingung mit der höchsten Eigengruppen- und der niedrigsten Intergruppen-Ähnlichkeit am wenigsten mit ihrer Gruppe. Dieser überraschende Befund konnte in einer zweiten Studie repliziert werden. Die Analyse des in dieser Studie erhobenen Lauten Denkens erbrachte die folgenden Ergebnisse. Zum einen führte größere Eigengruppen-Ähnlichkeit bei gleichbleibender Intergruppen-Ähnlichkeit dazu, daß die eigene Gruppe tatsächlich als homogener wahrgenommen wurde. Zum anderen individualisierten sich die Versuchspersonen dieser Bedingung stärker.
Die vorgestellten Ergebnisse sollen im Zusammenhang mit der Theorie der Selbst-Kategorisierung und im Rahmen des optimal distinctiveness models diskutiert werden.

Referat in der Gruppe Kategorisierung, Montag, 29. März 1999, 16:30, HS 15

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