Inhibition des interhemisphaerischen Informationsaustausches bei homologer Aktivierung

Wolfgang Hartje, Sybille Ludwig, Maria Vitelli & Ulrike Schroeder

Abteilung fuer Psychologie, Universitaet Bielefeld
Universitaetsstrasse 25, 33615 Bielefeld
E-Mail: wolfgang.hartje@uni-bielefeld.de

Nach der Hypothese der "homologen Aktivierung" (Boles 1995) kommt es durch bilateral-simultane gesichtsfeldabhaengige Stimulation zur Inhibition des interhemisphaerischen Informationsaustausches, wodurch jede der beiden Informationen nur in der direkt stimulierten Hemisphaere verarbeitet werden kann. Unter dieser Annahme ist (1) bei bilateraler im Vergleich zu unilateraler Stimulation eine staerkere Gesichtsfeldasymmetrie und (2) bei bilateraler Stimulation eine "Gesichtsfeld x Reaktionshand" Interaktion zu erwarten. Die vorliegende Studie sollte bei einer lexikalischen Entscheidungsaufgabe durch gleichzeitige Stimulation mit nonverbalen Stimuli (Gesichter) homologe Aktivierung induzieren. Der erwartete inhibitorische Effekt sollte (1) zu einer gleichen Gesichtsfeldasymmetrie bei der unilateralen wie bei der bilateralen lexikalischen Entscheidungsaufgabe fuehren und (2) mit einer "Gesichtsfeld x Reaktionshand" Interaktion verbunden sein. Versuchspersonen waren 40 Rechtshaender. Die Wortstimuli wurden unilateral oder bilateral oberhalb, die Gesichter stets bilateral unterhalb des Fixationspunktes dargeboten (150 ms). Die Versuchspersonen trafen durch Reaktion mit der rechten oder linken Hand zuerst die lexikalische Entscheidung und anschliessend eine Entscheidung ueber den Gesichtsausdruck, jeweils fuer das rechte oder linke Gesichtsfeld. Die Varianzanalyse der Reaktionszeiten fuer die lexikalische Entscheidung bestaetigte die Erwartung einer "Gesichtsfeld x Reaktionshand" Interaktion bei bilateraler Stimulation und einer bei uni- wie bilateraler Stimulation gleich ausgepraegten Gesichtsfeldasymmetrie. Die Ergebnisse stuetzen die Hypothese einer Inhibition des interhemisphaerischen Informationsaustausches unter homologer Aktivierung. Sie sprechen ausserdem dafuer, dass sich auch eine nonverbale Aktivierung inhibitorisch auf den Transfer verbaler Informationen auswirkt. Entscheidend fuer das Auftreten der Inhibition ist wahrscheinlich eine Aufgabenstellung, die eine isolierte Verarbeitung der bilateral dargebotenen Informationen verlangt.

Referat in der Gruppe Cerebrale Asymmetrie, Montag, 29. März 1999, 14:30, HS 14

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