Ziel: Die Langzeit-Habituierung des Startle-Reflex wurde bei Patienten mit medialer Kleinhirnschädigung im Vergleich zu gesunden Probanden mit der Frage nach der Beteiligung des Kleinhirns an nicht-assoziativen Lernvorgängen untersucht.
Methodik: Es wurden 4 Patienten mit medialer Kleinhirnschädigung sowie 7 gesunde, alters- und geschlechtskorrelierte Probanden untersucht. Der Startle-Reflex wurde durch einen akustischen Reiz (single-tone burst von 95 dB) ausgelöst. Die Startle-Reflexantwort wurde mittels Oberflächenelektroden vom M. sternocleidomastoideus und M. orbicularis oculi abgleitet. Gleichzeitig wurde die Herzrate und die elektrodermale Aktivität aufgezeichnet. Es wurden je Tag 40 in pseudorandomisierten Intertrial-Intervallen aufeinanderfolgende akustische Startle-Stimuli appliziert. Dies wurde an fünf aufeinanderfolgenden Tagen zu gleicher Uhrzeit wiederholt. In der statistischen Analyse wurde zum einen die Abnahme der Startle-Amplitude über die 40 Trials je Tag als Zeichen der Kurzzeit-Habituierung als auch die Abnahme der mittleren Amplitude über die fünf Tage als Nachweis einer Langzeit-Habituierung untersucht.
Ergebnisse und Diskussion: Die Langzeit-Habituierung war Patienten mit medialer Kleinhirnschädigung im Vergleich zu gesunden Probanden vermindert. Dagegen blieb die Kurzzeit-Habituierung erhalten. Zusammengefaßt sprechen die Befunde für eine Beteiligung medialer Kleinhirnanteile, insbesondere des Vermis cerebelli an der Langzeit-Habituierung des Startle-Reflex. Diese Ergebnisse werden durch tierexperimentelle Daten unterstützt. (Gefördert durch die DFG (Ti 239/2-1 und Ti 239/2-2))
Referat in der Gruppe Klassisches und Instrumentelles Konditionieren, Dienstag, 30. März 1999, 19:00, HS 14