Die Projekte im Cluster Stage nehmen die Frage in den Blick, wie jüdische Materialkultur, Objekte und Kunstwerke in rituellen Umfeldern und Zeremonien sowie in halböffentlichen oder öffentlichen Kunstausstellungen inszeniert, ausgestellt und kuratiert werden.
Losgelöst von ihren bisherigen Umgebungen und kulturellen Kontexten, wieder installiert in neuen Habitaten, müssen Objekte nicht nur identifiziert und klassifiziert werden, sondern auch eine Geschichte erzählen, die sich über die Inszenierung und Aufführung von neu arrangierten und wiederbelebten Objekten als deren „zweites“ und aller weiterer „Nachleben“ ihrer ursprünglichen Zugehörigkeit vermitteln lässt.
Unter Bezugnahme auf Kunstgeschichte, Theater- und Performancestudien, Memory Studies, Provenienzforschung und Raubkunstforschung werden die Forscher:innen untersuchen, wie jüdische Materialkultur in neuen kulturellen Umfeldern verwendet wurde, um spezifische Erfahrungen und historische Kenntnisse zu erzählen, zu verhandeln und zu stabilisieren. Durch diese Praktiken werden Identitäten bekräftigt und Traditionen aufgeführt, um als vorübergehende oder ergänzende „lieu de mémoire“ zu dienen, was Materialisierung und Verortung ermöglicht, um einen mediatisierten Raum zu reproduzieren. Die Forschenden untersuchen anhand unterschiedlicher Konfigurationen, wie die jüdische Vergangenheit durch die neue Handlungsfähigkeit, die Objekte durch Prozesse der Migration und Verlagerung nach entscheidenden historischen Ereignissen wie Wirtschaftskrisen, politischen Umwälzungen, Vertreibungen etc. erlangen, dargestellt und ausgestellt wird.
Das Cluster wird nach Ursprüngen und Identität in der jüdischen Materialkultur suchen, die in verschiedenen Ensembles wie illustrierten Reiseberichten, Theateraufführungen und Ausstellungen seit dem späten 19. Jahrhundert in verschiedenen kulturellen und geografischen Umfeldern inszeniert wurden. Es wird versuchen, die Frage zu beantworten, was als jüdische Materialkultur inszeniert wurde, vor dem Hintergrund von Akkulturation und der Erinnerung an religiöse und nationale Traditionen in verschiedenen Diaspora. Neben der Analyse von Sammlungen und Ausstellungen in verschiedenen jüdischen und nicht-jüdischen Museen sowie an Gedenkstätten werden die Doktoranden:innen dazu ermutigt, aktiv an der Kuratierung einer Ausstellung über jüdische materielle Kultur mitzuwirken.