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Die Ablehnung des Islam und der Muslime ist in Sachsen nicht ausgeprägter als in anderen ostdeutschen Bundesländern, allerdings insgesamt stärker als im Westen Deutschlands.

Zu diesem Schluss kommen die Soziologen Dr. Alexander Yendell und Prof. Dr. Gert Pickel von der Universität Leipzig, die in Kooperation mit Leibniz-Wissenschaftscampus "Eastern Europe – Global Area" zum Thema Islamfeindlichkeit in Mittel- und Osteuropa forschen. Die Autoren machen insbesondere den Mangel an vorurteilsabbauenden Kontakten zu Muslimen in Ostdeutschland für den Unterschied zu Westdeutschland verantwortlich. In Ostdeutschland leben nur zwei Prozent der in Deutschland wohnenden Muslime. Yendell und Pickel haben zu den Ursachen der Ablehnung von Muslimen in Sachsen geforscht und gerade einen Beitrag in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift "Journal of Contemporary European Studies" veröffentlicht.

Grundlage ihres Beitrags ist eine Analyse des Sachsenmonitors, der 2016, 2017 und 2018 im Auftrag der Staatskanzlei Sachsen durchgeführt wurde. Dabei handelt es sich um eine Bevölkerungsumfrage unter zufällig ausgewählten Personen in Sachsen (2018: 1101 Personen; 2017: 1006 und 2016: 1013 Personen), die persönlich befragt wurden. Daraus geht hervor, dass 39 Prozent der Befragten der Aussage zustimmen, dass die Zuwanderung von Muslimen nach Deutschland untersagt werden soll. Viele von ihnen sehen Fremde der Analyse zufolge als nicht gleichwertig an. "Hinzu kommt, dass Personen, die den Zuzug von Muslimen begrenzen wollen, oftmals Angst haben, die kulturelle Eigenart der Deutschen gehe verloren. Wir nennen dies symbolische Bedrohung", berichtet Yendell. Problematisch sei in diesem Kontext, so Gert Pickel, dass die Medien sich bei der Berichterstattung über den Islam immer noch auf negative Nachrichten konzentrierten. So entstehe das Bild eines gewaltbereiten und fanatischen Islam. Aus Sicht der beiden Autoren sei es deshalb wichtig, der Bevölkerung zu vermitteln, dass Muslime keine homogene Gruppe darstellen.
Die beiden Forscher stellten fest, dass sich der Stolz auf Sachsen negativ auf Einstellungen zu Muslimen auswirke. Yendell sagt: "Wenn der Stolz mit der Erhöhung der eigenen Gruppe einhergeht, nach dem Motto ‚Wir sind besser als die anderen‘, dann ist dies problematisch, denn es kann zur Abwertung beispielsweise von Muslimen führen."

Originaltitel der Veröffentlichung in „Journal of Contemporary European Studies”:

"Islamophobia and anti-Muslim feeling in Saxony – theoretical approaches and empirical findings based on population surveys." DOI: 10.1080/14782804.2019.1680352.