Pressemitteilung 2009/317 vom

Das Psychologische Institut II der Universität Leipzig veranstaltet einen internationalen Workshop anlässlich des 130. Jahrestages der Psychologischen Institute in Leipzig. Er widmet sich sowohl historischen Aspekten der Psychologie als auch Lern- und Anpassungsstörungen vor allem im Umfeld von Katastrophen.

Wissenschaftler aus Lettland, Spanien, Sri Lanka, Indonesien, dem Sudan und Deutschland treffen sich in Leipzig zu einem psychologischen Workshop, der aus Anlass des 130. Jahrestages der psychologischen Institute in Leipzig historische und vergleichende Aspekte der Psychologie in Europa, den USA, Afrika und Sri Lanka behandelt. Dabei wird ein weiter historischer Bogen vom Beginn der Leipziger Psychologie vor 130 Jahren mit Wilhelm Wundt und Gustav Theodor Fechner über die weltweiten Entwicklungen der Psychologie in Osteuropa, in Entwicklungsländern wie dem Sudan und Sri Lanka bis hin zu themenspezifischen Entwicklungen der psychologischen Messtheorie, der Psycholinguistik, der Pädagogischen - und der Rehabilitationspsychologie geschlagen.

Lern- und Anpassungsstörungen

Der zweite Tag des Workshops widmet sich dem Thema Lern - und Anpassungsstörungen vor allem in den von Naturkatastrophen betroffenen Regionen Indiens, Indonesiens und Sri Lankas. Lernstörungen werden im Kontext ihrer genetischen Disposition am Beispiel der Lese - Rechtschreibstörung und den Möglichkeiten gezielter Interventionen am Beispiel der Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörungen sowie der praktischen Diagnostik und des integrativen Unterrichts diskutiert.

Es werden Studien zu den langfristigen, psychischen Auswirkungen von Naturkatastrophen in Entwicklungsländern auf Kinder und Jugendliche am Beispiel des Tsunami in Südostasien sowie der Erdbeben und des Vulkanausbruches auf den Inseln Indonesiens vorgestellt. Die psychosozialen Probleme von traumatisierten Personen in Indonesien, Indien und Sri Lanka, von betroffenen Familien in Indonesien, von Straßenkindern in Sri Lanka werden diskutiert. Dabei legt man besonderen Wert darauf, Hilfsmöglichkeiten in Form von Psychotherapie, Training und Mediatorenausbildung aufzuzeigen. Die Mediatorenausbildung hat vor allem in Entwicklungsländern wie Sri Lanka, in denen es noch keine qualifizierte Psychologenausbildung gibt, einen besonders hohen Stellenwert. Hier wurden Beratungslehrer in psychotherapeutischen Techniken ausgebildet, die dann mit vom Tsunami betroffenen Kindern wesentlich gezielter und wirkungsvoller umgehen konnten. Prof. Dr. Evelin Witruk, Institut für Psychologie II der Universität Leipzig und Veranstalterin des Workshops, betreute dazu das Dissertationsprojekt von Samudra Senarath aus Sri Lanka, das eine groß angelegte Studie in Matara im Süden Sri Lankas initiierte.

"Wir wollen mit diesem Workshop psychologie-historische Aspekte, die vor allem der 130jährigen Geschichte des Leipziger Psychologischen Institutes und unserer 600jährigen Universitätsgeschichte gewidmet sind, mit den aktuellen Erfordernissen angewandter psychologischer Forschung vor allem in den von Naturkatastrophen betroffenen Regionen Südostasiens verbinden", sagt Prof. Witruk. Sie freut sich, für ihren Workshop prominente Referenten gewonnen zu haben, z. B. von der Open University Nawala in Sri Lanka (Doz. Dr. Pakeer Jaufar), von der University of Colombo Sri Lanka (Doz. Dr. Manjula Vithanapathirana und Doz. Dr. Markandu Karunanithy), von der University Jaume I in Castellon, Spanien (Prof. Dr. Juan Carlos Oliver) von der Rigaer Lehrerakademie (Doz. Dr. Guna Svence), von der Humboldt Universität zu Berlin (Prof. Dr. Bodo Krause) sowie von der Universität Leipzig (Prof. Dr. Karen Nieber, Prof. Dr. Wolfgang Loerscher und Prof. em. Dr. Harry Schroeder).