Pressemitteilung 2009/107 vom

Die Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Leipzig lädt zum 13. Leipziger Schlaganfall-Tag ein. 120 Neurologen, Internisten und Allgemeinmediziner aus der Region werden über neue Methoden der Schlaganfallbehandlung sprechen und ihre Erfahrungen austauschen, wie der Organisator der Tagung und Leiter der Stroke Unit der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig, Prof. Dr. Dietmar Schneider, sagte. In mehreren Vorträgen von Schlaganfall-Experten aus Leipzig, Berlin, Aue und Altenburg wolle die Fachtagung die Fragen beantworten: "Was ist wichtig? Was ist neu im Jahr 2009".

Ein Schwerpunkt des wissenschaftlichen Programms sind Prof. Schneider zufolge die Ergebnisse der sogenannten ECASSIII-Studie, in der es um die äußerst wichtige Zeitfrage bei der Behandlung eines Schlaganfalls geht. Der Leipziger Neurologe hat in der Studie in Zusammenarbeit mit anderen Experten nachgewiesen, dass Betroffene auch noch bis zu viereinhalb statt bisher nur drei Stunden nach dem Schlaganfall erfolgreich mit der Substanz rt-PA behandelt werden können. Damit können ihm zufolge die Blutgerinnsel aufgelöst werden, die einen Schlaganfall verursacht haben. "Das Problem bei der Behandlung ist häufig, dass die Patienten zu spät ins Krankenhaus kommen", berichtet Prof. Schneider. Deshalb werde intensiv daran geforscht, das Behandlungszeitfenster zu verlängern.

"Bei acht bis neun von zehn Patienten ist ein Gefäß verstopft. Viel seltener - bei ein bis zwei von zehn Patienten - kommt es vor, dass ein Gefäß platzt und Blut ins Hirngewebe fließt", erklärt Prof. Schneider. Beim Leipziger Schlaganfall-Tag werde über die Behandlung beider Varianten dieser lebensgefährlichen Erkrankung beraten. Dabei geht es dem Experten zufolge unter anderem um eine neue Lasertherapie, mit der bis zu 24 Stunden nach dem Schlaganfall der Energiestoffwechsel im Gehirn angeregt werden kann. "Das erweitert die Behandlungsmöglichkeiten", erläutert der Leipziger Mediziner. Eine andere, ebenfalls in der Erprobung befindliche Methode sei die elektrische Stimulation eines Nervengeflechts durch eine winzige Sonde, die Schlaganfall-Patienten im oberen Gaumen entweder rechts oder links - je nachdem, welche Gehirnhälfte betroffen ist - platziert wird. Dadurch erweiterten sich die Blutgefäße im Gehirn und verbesserten die Durchblutung, erklärt Prof. Schneider, der die Leipziger Schlaganfall-Tage Anfang der neunziger Jahre initiiert und bisher alle Veranstaltungen organisiert hat.

Bei ihrer Tagung befassen sich die Fachleute auch mit der Frage, wie ein Betroffener einem zweiten Schlaganfall wirkungsvoll vorbeugen kann. Ein weiteres Thema werde das geplante Schlaganfall-Netzwerk Westsachsen sein. Im Rahmen einer solchen Kooperation wollen unter anderem die Experten der erneut zertifizierten überregionalen Schlaganfall-Einheit des Leipziger Universitätsklinikums per Telemedizin ihre Erfahrungen an Kollegen in anderen, weiter entfernt liegenden Krankenhäusern sowohl für diagnostische als auch therapeutische Entscheidungen weitergeben. "Der Arzt in Leipzig kann sich dann ein Bild von dem Patienten machen", sagt der renommierte Neurologe und Internist. An seiner Klinik, die sich seit einigen Monaten in dem neu erbauten Zentrum für konservative Medizin in der Liebigstraße 20 befindet, werden pro Jahr etwa 800 bis 900 Schlaganfall-Patienten in enger Zusammenarbeit mit Neuroradiologen, Neuro- und Gefäßchirurgen sowie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden behandelt. Die Leipziger Schlaganfall-Einheit (Stroke Unit) verfügt über 12 intensivmedizinisch ausgestatte Betten, denen sich direkt die neurologische Intensivtherapiestation anschließt. Daneben befindet sich die internistische Intensivstation mit einem MRT-Gerät direkt auf der Station.