Pressemitteilung 2019/136 vom

Vom heutigen Freitag (5. Juli) an ist in der Bibliotheca Albertina der Universität Leipzig die neue Ausstellung „Politische Literatur & unpolitische Kunst. 50 MÄRZ Verlag – 100 Jahre Karl Quarch Verlag“ zu sehen. Die zwei Verlagsarchive werden in der Universitätsbibliothek Leipzig bewahrt, erschlossen und erforscht. Beide haben mit ihren künstlerischen und literarischen Produktionen in die Gesellschaften des geteilten Deutschlands hinein gewirkt. Die Ausstellung ist bis zum 3. November täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.

In der Ausstellung werden Verlagsprodukte und deren Vorstufen gezeigt: Zeugnisse der Kunstfertigkeit und auch der politischen Bedeutung, mit denen die Bücher aufgeladen werden können. Während der MÄRZ Verlag sich auf politische und Underground-Literatur spezialisierte und zu einem wichtigen Protagonisten der gesellschaftlichen Emanzipationsbestrebungen der späten 1960er und der 1970er Jahre in der Bundesrepublik avancierte, ging es dem in Leipzig beheimateten Karl Quarch Verlag um die Vermittlung von Kunst in breite Bevölkerungsschichten ohne jede politische Absicht. Ob nun Kunst oder Politik, beide Verlage hatten ihren Platz in der Buchgeschichte des jeweiligen Deutschlands.

Prof. Dr. Thomas Fuchs, Autor der Quarch-Abteilung und einer der beiden Kuratoren der Ausstellung, sieht die Gegenüberstellung als Gewinn: „Der Kontrast zwischen den Verlagen könnte nicht größer sein, doch geben beide einen wichtigen Einblick in die Verlagswelt ihrer Zeit.“ Blickt man hinter diese Kulissen, werden auch Gemeinsamkeiten erkennbar: Das Projekt „Schröder erzählt“ des Verlagsleiters gelang durch die Arbeit von Barbara Kalender, und im Karl Quarch Verlag kümmerte sich Ingeborg Karich um betriebswirtschaftliche Fragen. „Sowohl neben Jörg Schröder als auch Karl Quarch stand also eine Frau, die die Geschicke des jeweiligen Verlags entscheidend beeinflusste“, so Martin Hochrein, der für den März-Teil der Ausstellung verantwortlich zeichnet.

Die beiden Verlagsmenschen Jörg Schröder und Barbara Kalender werden am 15. Oktober persönlich zu erleben sein, wenn sie in einem öffentlichen Gespräch mit Dr. Jan-Frederik Bandel von ihrem bewegten Leben berichten. Eine Woche zuvor zeigt die Universitätsbibliothek den Dokumentarfilm „Die März Akte“ aus dem Jahr 1985, der die Geschichte des März Verlags und seines Verlegers Jörg Schröder in einer Art halbdokumentarischen Selbstinszenierung erzählt. Regie führte Peter Gehrig, der dafür mit Redakteur Axel von Hahn den Adolf-Grimme-Preis erhielt. Ein weiteres Programmhighlight ist der Vortrag des Werner Klemke-Sammlers Matthias Haberzettl am 3. September mit dem Titel „Ich habe Bücher schon immer als einen Schatz betrachtet“. Klemke war wichtiger Gestalter des Karl Quarch Verlags und ist ein bis heute ein bekannter Künstler. Zeitgleich zur Ausstellung ist außerdem ein 152-seitiger Doppelkatalog erschienen, der für 15 Euro als Museumsausgabe vor Ort erworben werden kann.

Öffentliche Kuratorenführungen finden am 18. Juli und am 19. September jeweils um 18 Uhr sowie am 18. August und am 13. Oktober jeweils um 15 Uhr statt.