Pressemitteilung 2016/277 vom

Der Schlaganfall zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Menschen jenseits des 60. Lebensjahres. Auch jüngere Menschen sind betroffen und durch die Folgen des Schlaganfalls häufig dauerhaft beeinträchtigt. Die Leipziger Universitätsmedizin stellt sich dieser Herausforderung und untersucht in einem interdisziplinären Forschungsprojekt einen neuen Ansatz für zukünftige Behandlungsmöglichkeiten. Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.

Bei einem Hirninfarkt werden Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und erhalten dadurch auch nicht mehr genügend Sauerstoff. Unter Leitung von Privatdozent Dr. Dominik Michalski, Oberarzt der überregionalen Schlaganfallspezialstation der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig, untersucht eine Gruppe von Nachwuchsforschern gezielt die dem Schlaganfall zu Grunde liegenden Prozesse. Der Fokus liegt dabei auf dem Übergang von der anfangs oft noch rückbildungsfähigen hin zur dauerhaften Schädigung von Hirngewebe, die für typische Folgen des Schlaganfalls wie beispielsweise Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen von Arm und Bein oder auch Sprech- und Sprachstörungen verantwortlich ist. Die Leipziger Wissenschaftler gehen davon aus, dass bestimmte körpereigene Strukturen, die zur Stabilisierung von Hirnzellen beitragen, im Verlauf des Hirninfarkts eine Schlüsselrolle einnehmen. Das Forschungsprojekt untersucht, ob durch den Einsatz von Pharmaka diese Strukturen gezielt verändert und daher auch Folgen des Hirninfarkts abgeschwächt werden können. "Im internationalen Bereich ist dieser Ansatz bisher nicht systematisch untersucht, sodass sich hier Chancen für einen neuen therapeutischen Ansatz ergeben, der perspektivisch zu einer Verbesserung der Schlaganfallbehandlung beitragen könnte", bilanziert Projektleiter Michalski mit seiner zehnjährigen Berufserfahrung in der Versorgung von Schlaganfallpatienten.

Die jungen Nachwuchswissenschaftler des interdisziplinären Forschungsprojektes kommen aus den Bereichen der Biologie, Biochemie, Veterinärmedizin und Anatomie. Sie bearbeiten einzelne Aufgabenpakete in einem engen Verbund von drei Einrichtungen der Leipziger Universitätsmedizin: der Klinik und Poliklinik für Neurologie unter Leitung von Prof. Dr. Joseph Claßen, dem Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Arendt und dem Institut für Anatomie unter Leitung von Prof. Dr. Ingo Bechmann. Jeder Wissenschaftler bringt seine spezifischen Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem eigenen Kompetenzbereich in das Gesamtprojekt ein. Im Institut für Anatomie werden beispielsweise Gewebeschäden elektronenmikroskopisch untersucht, um auch die winzigsten Veränderungen für alle am Forschungsprojekt arbeitenden Wissenschaftler sichtbar zu machen. "Die Leipziger Universitätsmedizin bietet mit ihrer engen Verzahnung von vorklinischen und klinischen Einrichtungen in unmittelbarer Nähe hier auf dem Medizincampus Liebigstraße ideale Voraussetzungen. Vorhandene Kernkompetenzen können so bestens genutzt werden, der Austausch der Ergebnisse kann unmittelbar erfolgen", so Prof. Dr. Ingo Bechmann, Prodekan der Medizinischen Fakultät und Institutsleiter der Anatomie.

Die enge Zusammenarbeit und der unmittelbare Austausch der Wissenschaftler soll letztlich den betroffenen Patienten zu Gute kommen, da die Zeit von der Umsetzung der im Labor entstandenen Ansätze hin zu klinischen Untersuchungen reduziert werden kann. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt ist auf drei Jahre angelegt wird aus dem Europäischen Sozialfond mit mehr als 450.000 Euro gefördert.

Anlässlich des Weltschlaganfalltages, an dem weltweit Aufklärungskampagnen stattfinden, veranstaltet die Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig am 2. November 2016 ab 13 Uhr eine Informationsveranstaltung zum neuen Forschungsprojekt. Die Veranstaltung findet im Seminarraum der neurologischen Klinik (G1024), Liebigstraße 20, 04103 Leipzig, statt. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.