Nachricht vom

Historiker Alexandre White von der Johns Hopkins University (Baltimore, USA) sprach als Gast der Arbeitsgruppe Global Health im LeipzigLab zu kritischer Geschichte der internationalen Pandemieprävention.

Historiker Alexandre White von der Johns Hopkins University (Baltimore, USA) trug im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Global Health Histories“ zu seinem jüngst erschienen Buch „Epidemic Orientalism: Race, Capital, and the Governance of Infectious Disease“ vor. Anschließend diskutierte er mit den Mitgliedern des Projekts „Pandemic Space“ über Zusammenhänge und Überschneidungen zwischen der Arbeit der Gruppe und seinen eigenen Forschungen.

Alexandre White konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die zeitgenössischsten Aspekte seiner historischen Forschung, die gleichzeitig auch einen Ausblick in seine zukünftige Arbeit geben sollten. Dabei skizzierte er sein Konzept von „Necrofinance“ anhand von Finanzprodukten der Weltbank, mit denen Investoren in den 2010er Jahren auf das (Nicht-)Ausbrechen von zukünftigen Pandemien wetten konnten. White argumentierte, dass es sich hierbei um eine direkte Spekulation auf menschliches Leben und Sterben handelt und damit eine qualitativ eigenartige Form der Subjektivierung darstellt. Diese lasse sich historisch bis zum transatlantischen Versklavungshandel und den dort entwickelten Versicherungspolicen zurückverfolgen, die gegen den Tod von versklavten Menschen auf der Überfahrt über den Atlantik ausgestellt wurden. In der folgenden Diskussion mit dem Publikum wurden diese und weitere Aspekte seiner Arbeit aufgegriffen und vertieft.

Im anschließenden Workshop mit der „Pandemic Space“-Gruppe, diskutierten die Teilnehmer:innen mit White über seine historischen Forschungen zu den kolonialen Wurzeln internationaler Epidemieprävention, wobei dieser dabei auf die vielfältigen Zusammenhänge zwischen der eigenen Arbeit und der des Projekts hinwies. Insbesondere im Zusammenspiel von Rassismus und medizinischem Wissen in den USA und Südafrika im 20. Jahrhundert fanden sich dabei viele Parallelen.

Die Arbeitsgruppe Global Health erforscht gesundheitsbezogene Prozesse mit soziologischen, anthropologischen und historischen Ansätzen aus einer transregionalen und globalen Perspektive. Das Projekt "Pandemic Space" ist eines der Projekte der Arbeitsgruppe, die im interdisziplinären LeipzigLab forscht. Ziel des LeipzigLab ist es, neue, unkonventionelle und zukunftsträchtige Fragestellungen gezielt aufzugreifen und weiterzuentwickeln.