Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.09.2022 – 15.02.2023
  • Lehrsprache

    Spanisch
  • Studienrichtung

    Lehramt und Erziehungswissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Deutsch Lehramt an Gymnasien, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Erasmus+ , Auslands-BAföG
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Ich hatte schon immer den Wunsch, für eine längere Zeit im Ausland zu leben, dort zu studieren oder zu arbeiten und dabei wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Erfüllen konnte ich mir diesen Wunsch im Rahmen meines Studiums (aus finanzieller Sicht) letztendlich infolge der coranabedingten Verlängerung der Regelstudienzeit.

Für mich war schnell klar, dass ich einerseits das Wintersemester in einem Land mit mildem Klima verbringen und andererseits den Auslandsaufenthalt dazu nutzen möchte, um eine neue Sprache zu lernen. Schließlich habe ich mich für Spanien entschieden. Bei der Wahl der Partnerhochschulen haben mich sowohl die Erfahrungsberichte über das Leben und Studieren (im Bereich Germanistik) in Sevilla sowie die Bilder des Stadtbildes am meisten überzeugt. An und für sich war diese Entscheidung vor allem aber auch eine "Bauchgefühl-Entscheidung".

Ich habe ca. eineinhalb Jahre vor Beginn meines Auslandsaufenthaltes mit der Planung und Organisation begonnen. Da in meinem Studienverlaufsplan kein obligatorisches Auslandsstudium vorgesehen ist, habe ich mich einerseits bei meinen Fachbereichen und andererseits, in Bezug auf die Finanzplanung, bei der Stabstelle Internationales, der Sozialbertung des Studierendenwerkes und dem (Auslands-)BAföG-Amt beraten lassen. Es brauchte eine gewisse Zeit, um sich mit den zahlreichen Informationen und Möglichkeiten vertraut zu machen, jedoch wurde ich zu jeder Zeit seitens der Beratungsstellen bestens unterstützt.

Die Wohnungssuche kann eine nervenaufreibende Angelegenheit sein. Manche Studierende organisieren sich schon lange vor ihrer Anreise online eine Unterkunft und ohne diese vorher persönlich gesehen zu haben. Ich kenne sowohl Leute, bei denen das gut geklappt hat, aber auch welche, die gescamt wurden oder nicht in die versprochene Wohnung einziehen konnten. Ich persönlich habe mich dazu entschieden, zwei Wochen vor Studienbeginn anzureisen und für diese Zeit in ein Airbnb/Hostel zu ziehen, um Besichtigungstermine vor Ort wahrnehmen zu können. Ungefähr einen Monat vor meiner Anreise habe ich dann intensiv damit begonnen, mich auf verschiedenen Internetplattformen nach WG-Zimmern umzusehen, Vermieter:innen zu kontaktieren und Besichtigungstermine zu vereinbaren. Die Konkurrenz ist jedoch hoch und die Vermieter:innen machen Druck. Vor Ort habe ich dann überwiegend noch einmal neue Termine vereibaren müssen, aber letztlich ein schönes Zimmer zu meinen Bedingungen gefunden. Insgesamt gilt es bei der Wohnungssuche vorsichtig zu sein und Geduld zu bewahren.

Da ich bis zu meiner Idee, in Spanien zu leben und auf Spanisch zu studieren, nicht mehr als zwei bis drei Wörter Spanisch sprechen konnte, habe ich zwei Semester vor meinem Auslandssemester am Sprachenzentrum der Uni Leipzig die Spanischkurse A2 und B1 belegt. Daneben habe ich mich noch bei dem Tandemprogramm des Sprachenzentrums angemeldet und regelmäßig mit meiner Tandempartnerin Spanisch gesprochen.

Die sprachliche Vorbereitung war insgesamt aber auch unbedingt notwendig, da das B1-Niveau für den Studiengang "Lengua y Literatura Alemanaa" eine Zugangsvorraussetzung und die hauptsächliche Unterrichtssprache Spanisch ist. Im Allgemeinen empfehle ich, frühzeitig mit der sprachlichen Vorbereitung zu beginnen, um Sicherheit zu gewinnen, aber auch, um auch die Sprachnachweise für die Bewerbung rechtzeitig vorliegen zu haben. Die intensive Lernphase vor dem Auslandsaufenthalt hat mir persönlich jedoch auch dabei geholfen, mich sehr motiviert und regelmäßig mit der Sprache im Alltag auseinanderzusetzen.

Während des Studiums im Ausland

Das Studium im Studiengang "Lengua y Literatura Alemanas" an der Partnerhochschule unterschied sich aus meiner Sicht deutlich vom Germanistik-Studium an der Uni Leipzig. Aus inhaltlicher Sicht wurden natürlich vollkommen andere und für mich persönlich auch sehr interessante Schwerpunkte gesetzt - besonders im Bereich Literatur. Die fachlichen Anforderungen nahm ich teilweise als etwas niedriger wahr als jene, welche ich aus meinem bisherigen Studium kannte. Der Arbeitsaufwand war dennoch recht hoch. Meine Kurse bestanden jeweils aus 3 Seminaren pro Woche, die alle einen Arbeitsgruppen- bzw. Übungscharakter hatten und von relativ viel Interaktion geprägt waren. Dies lag aber sicher auch daran, dass immer nur max. 15 Studierende einen Kurs besuchten. In Vorbereitung auf die Lehrveranstaltungen mussten wir viel Primärliteratur lesen und häufig Aufgaben zu dieser bearbeiten oder auch Präsentationen vorbereiten. Daneben waren auch die (semesterbegleitenden) Prüfungsleistungen (für die Anzahl an ECTS, die es gab) ziemlich umfangreich. Nichtsdestotrotz hatte ich nie das Gefühl, dass die Dozierenden viel Druck ausübten. Alles in allem bemühten sie sich um eine sehr angenehme, demokratische sowie wertschätzende Lernumgebung und unterstützten uns Studierende bei jedem Anliegen.

Zusätzlich zu den fachbezogenen Kursen habe ich auch einen Spanisch-Sprachkurs (B2) und das Tandemprogramm der Uni Sevilla absolviert. Das Tandem empfand ich als sehr bereichernd, der Sprachkurs hat mich allerdings nicht sehr überzeugt.

In Sevilla wohnen fast alle Austauschstudierenden im Zentrum der Stadt und mit anderen internationalen Studierenden zusammen. Auch meine WG lag sehr zentral und nur 5 Gehminuten von der Philologischen Fakultät (die sich im Hauptgebäude der Uni Sevilla befindet) entfernt. Ich empfand die Lage als optimal, da ich alle Orte und Ausgehmöglichkeiten schnell zu Fuß oder mit dem Rad erreichen konnte. Auch mit meinem Zimmer und der WG war ich sehr zufrieden.

Im Allgemeinen würde ich empfehlen, die Wohnlage, so gut es geht, zwischen Fakultät und Zentrum zu wählen, um gut angebunden zu sein. Darüber hinaus würde ich dazu raten, wenn genügend Zeit da ist, nicht gleich das erstbeste Zimmer zu nehmen. Es lohnt sich ungemein, die Suche nach einem Zimmer mit guter Größe und Fenster (und eventuell auch mit Klimaanlage) zu einem angemessenem Mietpreis nicht aufzugeben. Wenn du Interesse an einem Zimmer hast, musst du dich in jedem Fall direkt an den/die Vermieter:in per Nachricht oder telefonisch wenden.

Vor Ort war ich dank der Erasmus-Förderung und dem Auslands-BAföG finanziell gut aufgestellt. Die monatlichen Kosten (so auch die Miete) fielen bei mir (erwartet) höher als in Leipzig aus, was vor allem aber an meinen Interessen und Freizeitaktivitäten vor Ort lag. Insgesamt kann man die Lebenserhaltungskosten mit denen in Deutschland vergleichen. Zum aktuellen Zeitpunkt würde ich allerdings sagen, dass die Kosten für Restaurants/Bars, Kultur und teilweise auch Lebensmittel in Sevilla deutlich günstiger ausfallen können als in Deutschland.

Sevilla ist einer sehr lebhafte und traditionsbewusste Stadt, die es mir einerseits ermöglichte, die spanische Sprache, Kultur und Lebensweise hautnah zu erleben und andererseits, zahlreiche internationale Kontakte zu knüpfen. Das Leben in Sevilla folgt meiner Meinung einem besonderen Rhytmus und Lebensgefühl: Es war sonnig und warm, die Stimmung ausgelassen, die Arbeit entspannter und die Menschen freundlicher und aufgeschlossener. Wenn man wollte, konnte man immer in Gesellschaft und vor allem draußen seine Zeit verbringen. Dementsprechen war ein sehr einzigartiger und schöner 'Winter' für mich, mit vielen wertvollen Erfahrungen und Entdeckungen sowie neuen Freund:innen.

Wenn man das Ziel hat, spanische Kontakte zu knüpfen, muss man meiner Meinung nach an die richtigen Orte gehen, auf die Menschen offen zugehen und Geduld mitbringen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Tandem- oder öffentliche Sprachtreffen sowie Nicht-Erasmusveranstaltungen am besten dafür geeignet sind. Besonders empfehlenswert ist es meiner Ansicht nach aber auch, ganz Andalusien (oder Spanien) zu erkunden.

Nach dem Studium im Ausland

Die Anerkennung im Kernfach lief reibungslos ab. Auf die Anerkennung weiterer Leistungen im Rahmen des SQM32a "Internationale Erfahrung" warte ich aktuell noch (soll auch für das Lehramtsstudium möglich sein).

Die Rückkehr nach Leipzig trat ich mit sehr gemischten Gefühlen an. Ich war sehr dankbar für die wunschöne Zeit, die ich während das Auslandsstudiums erleben durfte, freute mich auf Familie und Freund:innen, vermisste gleichzeitig aber auch neue Freund:innen und den 'anderen' Lebensstil, den ich mir in Sevilla angenommen habe. Während meiner Rückkehr im Februar war der starke Kontrast zwischen Wärme und Kälte, Helligkeit und Dunkelheit sowie Geselligkeit und Zurückgezogenheit deutlich spürbar. Ich nutze die Zeit für die Organisation wichtiger Dinge, konnte mich aber auch schon auf meine Rückkehr nach Spanien im März für ein Auslandspraktikum freuen.

Wenn man die Möglichkeit hat, würde ich es jedem raten, sich Zeit zu nehmen - entweder um anzukommen oder um weiterzugehen!

Die Entscheidung, neugierig zu bleiben, unbekannte Wege zu gehen und neue Perspektiven einzunehmen geht meines Erachtens nach immer mit wertvollen und persönlichkeitsbildenen Erfahrungen einher. Egal wo, es wird eine unvergessliche Zeit werden, in der man sehr viel über sich selbst und Neues lernen kann.