Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    30.01.2023 – 28.06.2023
  • Lehrsprache

    Spanisch
  • Studienrichtung

    Medizin und Pharmazie
  • Studiengang, Studienabschluss

    Medizin Staatsexamen, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Ich hatte Lust, eine Weile im Ausland zu leben, Studienerfahrungen in einem anderen Gesundheitssystem zu sammeln und mein Spanisch zu verbessern. Ursprünglich bewarb ich mich für Granada, dort gab es aber keinen Platz mehr. Auf der Restplatzliste entschied ich mich für die Universität des Baskenlandes ohne große Erwartungen. Ich wollte nach Spanien und da war noch ein Platz frei.

Um im Sommersemester 2023 an der UPV zu studieren, also im Januar 2023 zu beginnen, musste ich mich bereits bis Februar 2022 beworben haben. Das ging aber recht unkompliziert mit einem ausgefüllten Datenblatt und einem B1 Sprachnachweis für Spanisch. Die Restplatzliste lief dann bis Anfang April.

Dann kamen einige organisatorische Herausforderungen auf mich zu. Zuerst wurde ich nicht rechtzeitig an der Gasthochschule nominiert. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass sowohl WS als auch SS die Bewerbungsfrist bis Ende Mai haben und für die Bewerbung an der Gasthochschule unbedingt die Nominierung durch die eigene Hochschule vorausgehen muss. Mir fiel beim Blick auf die Website der Gasthochschule die Frist am genau letzten Tag auf, ich habe mich völlig überstürzt inkl. Learning Agreement und Co. beworben und mich von meiner Koordinatorin zeitgleich nominieren lassen. Das hat allerdings wochenlange, nervenaufreibende Diskussionen mit der UPV nach sich gezogen, bis sie mich endlich als Erasmusstudentin im SoSe23 akzeptiert haben.

Im August kam der nächste Rückschlag, indem mir mitgeteilt wurde, dass ich nicht in San Sebastian studieren könne mit meinem Learning Agreement und meine Kurse wechseln müsse. So habe ich das LA so oft geändert, bis ich nur noch Kurse hatte, die ich mir in Leipzig nicht anrechnen lassen konnte. Schlussendlich kam trotzdem eine Mail, dass ich in Bilbao im Hospital de Cruces studieren würde und daran nichts zu ändern wäre. Also freundete ich mich mit dem Gedanken an, nach Bilbao zu gehen. Wichtig ist es auch vor dem Aufenthalt alle gewünschten Dokumente und Versicherungen an die UPV zu schicken, das steht auf der Uni-Webseite.

Über meine Vorgängerin, die im WS22/23 an der UPV war, kam ich in die ESN-Whatsappgruppe Bilbao und habe darüber auch meine Wohnung gefunden.

Da die Lehrveranstaltungen und Praktika im Krankenhaus ausschließlich auf Spanisch stattfanden, halte ich gewisse Sprachkenntnisse für absolut notwendig. Ich denke mindestens ein echtes B1 ist eine gute Basis. Ich habe im SoSe21 einen A2-Spanischkurs am Spracheninstitut Leipzig gemacht. Im September 21 war ich einen Monat in einem B1-Intensivkurs in Valencia und habe dort auch mein DELE-B1-Zertifikat erhalten. Mit dem konnte ich mich dann Februar 22 für das Erasmus bewerben. Außerdem habe ich im Februar/März 22 eine Famulatur in Malaga gemacht. Sehr hilfreich fand ich außerdem regelmäßige Treffen mit meiner Sprachtandempartnerin aus Barcelona, die ich über www.sprachtandem-leipzig.de gefunden habe.

Das alles ist sicher kein Muss vor dem Erasmus. Für mich war es aber der Weg, Spanisch von 0 an zu lernen, weil ich es in der Schule nicht hatte. Andere Erasmusstudenten kamen mit einem niedrigeren Spanischlevel, hatten ihre Kurse aber eher auf Englisch. Das ist in Medizin nicht möglich. Meiner Meinung nach hilft ein einigermaßen gesprächstaugliches Spanisch echt gut, die Sprache dann auch viel anzuwenden und zu verbessern und nicht so im Englisch zu bleiben. So kann man auch deutlich besser Basken kennenlernen und Freundschaften außerhalb der Erasmus-Bubble aufbauen.

Während des Studiums im Ausland

Die Uni hat mich vor allem wegen der schlechten Organisation echt nicht überzeugt. Als ich ankam, versuchte ich, ein letztes Mal mein Learning Agreement zu ändern und Kurse zu wählen, die ich mir in Leipzig hätte anrechnen lassen können. Die andere Erasmusstudentin in Cruces (wir waren nur zwei Austauschstudentinnen in der Medizin) hatte nämlich Kurse belegen können, die mir was gebracht hätten. Aber es war einfach nicht möglich, also behielt ich "Patología y Clínica Médica 2" und "Cirugía 2". Das Sekretariat für Medizin ist extrem unflexibel und hat auch nicht wirklich Überblick über die Lehrveranstaltungen, weil sie für alle vier Standorte im Baskenland zuständig sind. Dann kam nach ein paar Wochen raus, dass wir zwei Erasmusstudentinnen vergessen wurden in der Planung der Krankenhauspraktika. Das sind die EINZIGEN Veranstaltungen, die Pflicht sind und nur begrenzt Plätze haben. Wofür waren wir seit fast einem Jahr in ständigem Austausch mit dem Sekretariat, wenn wir dann nicht eingeplant werden? Und anstatt dass das Sekretariat seinen eigenen Fehler ausgebügelt hätte, mussten wir persönlich E-Mails an die zuständigen Oberärzte schreiben und um Praktikumsplätze auf den Stationen bitten. Die waren alles andere als erfreut, dass wir uns im bereits seit Wochen laufenden Semester erst melden, aber es war nun wirklich nicht unsere Schuld. Schlussendlich bekamen wir Praktikumsplätze, aber auch das hat wieder viele Nerven gekostet.

Ich hatte insgesamt 4 Wochen Praktika im Krankenhaus. Das war Mo-Do ca. 8:30-13 Uhr in der MKG, Onkologie und Anästhesie. Es war interessant, einen Einblick in einem spanischen Krankenhaus zu bekommen, allerdings war alles sehr theoretisch und ich habe viel Computerarbeit beobachtet. Die Lehre in Spanien scheint mit noch theoretischer zu sein als in Deutschland. Medizinstudenten im 5. Jahr können beispielsweise kein Blut abnehmen.

Ich habe im Stadtviertel Deusto mit einer anderen Erasmusstudentin gewohnt. Die Wohnung war zwar schön, aber wir haben uns leider nicht so gut verstanden. Das kann einem natürlich immer passieren, aber ich möchte noch einmal bekräftigen, dass es wirklich reicht, sich eine Unterkunft zu suchen, wenn man bereits in Bilbao ist. Die ersten Tage kann man z. B. sehr gut im Hostel "La Troupe" wohnen, das liegt zentral, ist ordentlich und es gibt einen Rabatt mit ESN. Viele Erasmusstudenten haben anfangs dort gewohnt und in den Willkommenswochen waren viele Veranstaltungen von ESN in diesem Hostel.

Gute Viertel zum Wohnen sind zum Beispiel Casco Viejo, Indautxu und Deusto. Ich würde unbedingt darauf achten, dass ihr fußläufig vom Zentrum wohnt, weil die Metro wochentags nur bis 23 Uhr fährt.

Für die Wohnung habe ich 400 Euro plus Nebenkosten (ca. 40 Euro) im Monat gezahlt. In der ersten Zahlung musste ich den Februar, Juni und Kaution zahlen, in Summe also 1200 Euro. Es ist nicht unüblich, dass man die Miete bar bezahlt, so ging es zumindest vielen meiner Erasmusfreunde. Die Erasmusförderung deckt jedenfalls nur einen Teil der monatlichen Kosten ab.

Bilbao ist eine tolle Stadt, ich bin im Nachhinein gar nicht mehr traurig über den Studienortswechsel. Sie ist vielleicht nicht klassisch schön, aber dafür total authentisch, lebendig und hat doch einige schöne Ecken. Es fließt ein Fluss hindurch und ist umgeben von Bergen, das Casco Viejo besteht aus einigen süßen, verwinkelten Gassen, in denen man sich schnell mal verläuft, es gibt sooo viele Strände mit Steilküsten, die leicht mit der Metro zu erreichen sind,... Mit Zügen und Bussen kann man auch sehr gut das Umland erkunden, allerdings ist es oft nicht so leicht, die richtigen Verbindungen im Internet zu finden. Da hilft es sehr, mit Locals zu sprechen und sich die Tipps im Freundeskreis weiter zu reichen. Im Sommer gab es jedes Wochenende baskische Dorffeste, ansonsten war ich sehr häufig im Kafe Antzoki aus. Über Happy Erasmus gab es ebenfalls eine Fülle an Party-Möglichkeiten. Ich war fast jede Woche wandern, habe einen Surfkurs belegt, habe Ausflüge in umliegende Städte gemacht,... Sehr lecker ist die Tarta de Queso im Café "Charamel" in Casco Viejo ;) Im Park Etxebarria hat man einen Wahnsinnsausblick über Bilbao und kann gut die Abende auf der Wiese verbringen.

Nach dem Studium im Ausland

Da ich keine Fächer belegen konnte, die ich mir hier anrechnen lassen könnte, habe ich keine Erfahrung mit der Anerkennung von Leistungen gemacht.

Ich bin mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Leipzig zurückgekehrt. Die Zeit im Baskenland war intensiv und aufregend, mit einigen Höhen aber auch Tiefen. Ich bin dankbar für alles, was ich erleben durfte, aber auch glücklich wieder in meiner Heimat und meinem vertrauten Umfeld zu sein. Ich vermisse hier das Meer, die Berge und die Freunde, die ich in Bilbao gefunden habe. Aber denkt nicht, dass nun all die aufregende Zeit vorbei ist und es mit ödem Alltag weitergehen muss. Das Leben in Leipzig liegt ebenso in eurer Hand, also verabredet euch mit euren Freunden, plant Wochenendausflüge, geht feiern oder was auch immer euch guttut. Sprecht über eure Gefühle bezüglich der Rückkehr und versucht den Kontakt zu den wichtigsten Freunden aus dem Auslandsaufenthalt zu halten. Das Erasmuskapitel ist nun vorbei, aber so beginnt ein neues Kapitel, was anders, aber ebenso schön werden kann!

Nun habe ich mich ziemlich negativ über meine Studienerfahrung an der UPV geäußert. Das Erasmus an sich war aber wunderschön, ich habe mein Spanisch extrem verbessert, viele besondere Menschen kennengelernt und mich in das Baskenland verliebt. Auch wenn die Uni mich viele Nerven gekostet hat und ich keine für mich anrechenbaren Fächer belegen konnte, hatte ich eine wirklich gute Zeit und gebe euch gerne noch mehr und konkretere Tipps zur Stadt, wenn es euch interessiert :)