Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    21.11.2022 – 12.03.2023
  • Stadt, Land

    Schiers, Schweiz
  • Arbeitssprache

    Deutsch
  • Studienrichtung

    Medizin und Pharmazie
  • Studiengang, Studienabschluss

    Medizin Staatsexamen, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Praktikum im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Wie haben Sie Ihr Praktikum organisiert?

    Eigenständig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Überwiegend erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Praktikum im Ausland

Generell gehen viele Medizinstudierende für einen Teil des PJ's in die Schweiz, um zum Einen das Gesundheitssystem kennenzulernen und zum Anderen um teilweise mehr / andere Aufgaben als in einem deutschen Tertial zu übernehmen. Ich selbst bin mit zwei Freundinnen zusammen in die Schweiz gegangen und wir wollten gerne an ein kleineres Haus, da dort die Lehre meist besser ist und man selbst viel eigenständiger arbeiten kann. Die Nähe zu den Bergen hat sicherlich auch eine Rolle bei der Wahl des Platzes gespielt.

Cira ein Halbes-bis Dreivierteljahr vorher habe ich angefangen mich über Förderungsmöglichkeiten und Projekte zur finanziellen Unterstützung in der Schweiz zu informieren. Leider zum Großteil sehr erfolglos.

Relativ kurzfristig haben wir uns noch einen Beratungstermin zum Thema Erasmus+ Förderung an der UniLeipzig organisiert und erfahren, dass auch durchaus für die Schweiz grundsätzlich Förderungsmöglichkeiten bestehen, insofern das Kontingent es erlaubt.

Die meisten notwendigen Dokumente und Nachweise haben wir schon bei der Bewerbung 2 Jahre im Voraus in die Klinik versandt.

Lediglich die Organisation der Krankenversicherung (ich war über den Marburger Bund in Kooperation mit der Allianz versichert) und der Bestätigung der vollumfänglichen Versicherung in der Schweiz, sowie eine anschliessende Befreiung von der gesetzlichen Versicherung in der Schweiz waren etwas umständlich.

Die Anmeldung und der Erhalt eines Aufenthaltstitels vor Ort gestalteten sich sehr unkompliziert.

Das Spital verfügt über verschieden Personalwohnheime. Im Zuge des Arbeitsvertrages wurde gefragt, ob ein Platz im Personalwohnheim gewünscht wird.

Die Arbeitssprache ist deutsch, jedoch wird in der Schweiz hauptsächlich Schweizerdeutsch gesprochen, welches sich regional sehr unterschiedlich darstellt. Je nachdem, wie vertraut man bereits in Deutschland mit Dialekten ist, fällt einem der Einstieg dort schwerer oder leichter. Insgesamt kann man aber sagen, dass man sich nach ein paar Wochen auch an die Sprache gewöhnt hat.

Ein Sprachkurs habe ich nicht besucht. Eine Empfehlung zur Vorbereitung habe ich in dem Sinne nicht, ich kann man nur sagen, man wird sich in die Sprache reinhören.

Während des Praktikums im Ausland

Die Arbeitsatmosphäre in dem Spital war sehr angenehm. Es ist ein sehr kleines Haus, sodass man schnell alle Menschen dort kennt und auch jeder weiß wer du bist.

Ich selbst war in der Inneren Medizin und dort kann man schnell sehr selbstständig arbeiten.

Die allgemeine Aufgaben bestanden in der Vorbereitung der Visite und dem anschliessenden Visitengang, 3x die Woche mit den Kaderärzten und 2x Woche nur mit den Assistenten. Danach wurde die Visite nachbereitet, sprich die Verordnungen gemacht, Untersuchungen angemeldet, Telefonate getätigt und Patienten entlassen. Um 12h ist 3-4x Woche die interdisziplinäre Röntgenbesprechung und danach je nach Arbeitspensum auf der Station Zeit für die Mittagspause. Am Nachmittag werden die übrigen Aufgaben vom Vormittag abgearbeitet, Arztbriefe geschrieben und Entlassungen vorbereitet.

Neben der Stationsarbeit gibt es eine interdisziplinäre Notaufnahme in welcher im 3-Schichtsystem gearbeitet wird. Je nach Personalsituation kann man auch dort mithelfen und eigene Patienten anschauen und anschliessend mit den Assistenzärzten besprechen.

Blutentnahmen und Zugänge legen wird von der Pflege übernommen, was ich persönlich sehr angenehm fand.

Insgesamt kann man je nach Wunsch, sehr selbstständig arbeiten und seine eigenen Patienten betreuen von Visite bis zur Entlassung oder auch eher mitlaufen und weniger viel Verantwortung übernehmen.

Ich habe im Personalwohnheim der Flurystiftung gewohnt. Es gibt zwei verschiedene Häuser, welche sich im Preis und der Ausstattung unterscheiden. In meiner Unterkunft wurde sich eine geräumige Küche geteilt, aber jeder hatte ein eigenes Zimmer mit eigenem Badezimmer. Ausgestattet war das Zimmer mit Bett, Schrank, Nachtschrank, Schreibtisch, einem Stuhl und einem Fernseher. Einmal Bettwäsche und Handtücher wurden gestellt. Die Küche ist vollausgestattet. Das andere Personalwohnheim ist als Studio gestaltet mit eigenem Bad und eigener Küche, sowie einem großen Bett und einer Couch, dafür natürlich aus preislich teurer. Im Keller gibt es eine gemeinschaftliche Waschmaschine (Münzbetrieb) und ausreichend Platz zum Wäsche aufhängen.

Zu Fuß ist das Spital in 3 Minuten erreichbar. Die Ankunft und die Abreise waren flexibel möglich. Ich selbst habe 3 Tage vor Beginn des Praktikums einziehen dürfen und den Schlüssel in einer Schlüsselbox abgeholt. Beim Auszug kann man das Zimmer entweder übergeben oder den Schlüssel im Spital abgeben.

Das Wohnheim wirkt relativ neu und ist in meinen Augen auch recht hübsch für Wohnheimsverhältnisse. Ich kann es jedem nur empfehlen dort im Personalwohnheim unterzukommen.

Neben der Praktikumsvergütung (1300 CHF Brutto) habe ich Erasmus+ Förderung erhalten, sodass ich finanziell gut aufgestellt war. Die Unterkunft hat monatlich 410 CHF gekostet und Mittagessen in der Klink pro Tag 5 CHF. Alle weiteren Ausgaben sind in der Schweiz schon deutlich höher als in Deutschland, angefangen von Lebensmittel über Freizeitaktivitäten oder Bahnfahrten. Was man pro Monat durchschnittlich an Ausgabe hat, hängt sehr vom persönlichen Lebensstil und den Freizeitaktivitäten ab.

Insgesamt kann man mit dem Geld aber gut zurechtkommen.

Zusatzkosten entstehen bei der Ausstellung des Aufenthaltstitels und der Anerkennung am Ende des Tertials, sowie für eine Schweizer-Sim Karte.

Insgesamt darf ich sagen, dass die Menschen dort alle sehr freundlich sind und die Zusammenarbeit im Spital sehr angenehm war. Man kann sehr viel Verantwortung übernehmen und wird sehr gut durch die jeweiligen Kaderärzte betreut.

Die Nähe zu den Bergen ist natürlich ein enormer Pluspunkt.

Nach dem Praktikum im Ausland

Am Ende des Praktikums muss man seine Bescheinigung des Spitals an die Universität Zürich schicken und bekommt dann eine Äquivalenzbescheinigung ausgestellt, welche man per Post zugestellt bekommt. Das ging bei mir sehr schnell, ist aber kostenpflichtig.

In Leipzig musste ich mir die Äquivalenz des PJ Tertials durch den entsprechenden PJ-Beauftragten der Uniklinik bestätigen lassen, was auch relativ unkompliziert geklappt hat.

Anschliessend muss es noch vom Landesprüfungsamt Sachsen anerkannt werden, aber soweit bin ich bisher noch nicht gekommen.

Die meisten Fragen habe ich mit Freund:innen, welche sich in der selben Situation befinden besprochen oder einfach gegoogelt.

Nach dem Aufenthalt in Schiers habe ich mich zu einem weitern PJ-Tertial in der Schweiz entschlossen, sodass ich über meine Rückkehr nach Leipzig zum aktuellen Zeitpunkt nicht berichten kann.

Ich finde man sollte die Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte nutzen, weil man jedes Mal neue Erfahrungen sammelt und sich einer eigenen Herausforderung stellt, da man sich meist ausserhalb seiner Comfort-Zone befindet und dadurch ein bisschen über sich hinauswachsen kann.

Mit dem Teilen meiner Erfahrung hoffe ich dem Einen oder Anderen bei der Entscheidung weiterzuhelfen.