Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.09.2022 – 24.02.2023
  • Lehrsprache

    Italienisch
  • Studienrichtung

    Geistes- und Sprachwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Politikwissenschaft B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt

Vor dem Studium im Ausland

Ich habe von vielen meiner Freund*innen mitbekommen, dass sie gern für eine Zeit im Ausland studieren wollen und wusste, dass es relativ viele Studis gibt, die im 5. Semester ein Erasmussemester machen. Ich habe vorher noch nie für eine längere Zeit im Ausland gelebt und wollte deshalb die Chance nutzen. Für mich war ausschlaggebend, dass beinah alle meine Freund*innen zur selben Zeit weg sein würden wie ich und dass ich finanziell und organisatorisch durch die Uni unterstützt werden würde. Für mich war klar, dass ich in ein nicht allzu weit entferntes Land südlich von Deutschland gehen wollte, und da kamen am ehesten Spanien, Portugal oder Italien infrage. Da ich noch keine der Sprachen konnte, habe ich zu dem Zeitpunkt einfach überlegt, welche Städte mich interessieren würden. Das waren dann vor allem Städte in Italien und als ich dann in der Uni einen Italienischkurs angefangen hab, war ich zumindest auf das Land festgelegt. Beim Aussuchen von Städten hatte ich gar nicht so viel Auswahl und fand dann historisch und auch von dem Ruf als studentischer Stadt Bologna sehr interessant.

Ich habe vor allem versucht, die Sprache zu lernen und früh herauszufinden, wie die Wohnungssuche verläuft. Ich kannte eine Person, die für eine kurze Zeit in Bologna gelebt hatte und habe nach Tipps und ihrer Meinung für die gut gelegenen Viertel gefragt. Circa vier oder fünf Monate im Vorhinein habe ich angefangen, auf Facebook nach WG-Zimmern und allen möglichen Unterkunft-Optionen zu gucken. Dort gibt es die meisten Chancen und es ist nicht so leicht, in Bologna ein Zimmer zu finden. Ich habe mir zu dem Zeitpunkt ungefähr auch überlegt, wie es für mich sinnvoll ist, mein Zimmer in Leipzig unterzuvermieten und so weiter. Da mein gesamtes Umfeld in einer ähnlichen Situation war, haben wir uns gegenseitig sehr viel beraten und abgesprochen und auch mit unserem Erasmuskoordinator in Leipzig gesprochen. Ich habe auch noch über E-Mail mit meiner Erasmuskoordinatorin in Bologna Kontakt und Beratung gehabt. Außerdem gab es ein Onlinemeeting für "Incoming Students" von der Uni in Bologna aus organisiert, das hat mir persönlich allerdings nicht so viel gebracht. Die Wohnungssuche war dann ganz schön schwierig, obwohl ich auch auf den von der Uni in Bologna vorgeschlagenen Seiten geguckt hab und schon darauf vorbereitet war, relativ viel Geld ausgeben zu müssen.

Ich habe den A2-Italienisch-Kurs vom Sprachenzentrum der Uni Leipzig besucht. Ich hatte in Bologna zwei Kurse, die auf Italienisch unterrichtet wurden, angewählt und einen englischsprachigen Kurs. Es hätte die Möglichkeit für mehr englische Kurse gegeben, aber für mein Learning Agreement war diese Auswahl am besten und ich habe mir auch gedacht, dass ich vor Ort dann noch mal wechseln kann, wenn ich mit dem Italienisch gar nicht klarkomme. Ich hatte dann in Bologna direkt einen Platz im Intensivsprachkurs für Italienisch bekommen und das war sehr sinnvoll. Über Mail wurde über die Sprachkursangebote vor Ort informiert und ich habe sehr schnell einen Einstufungstest gemacht und einen Termin für die mündliche Einstufung bekommen. Der Intensivkurs fand dann zwei Wochen vor Semesterstart in Bologna statt, also in den ersten zwei Septemberwochen.

Während des Studiums im Ausland

Das Studium in Bologna hat sich relativ stark unterschieden, weil es den in Leipzig typischen Modulaufbau nicht so richtig gab. Stattdessen hatte ich bei einem Kurs zum Beispiel dreimal die Woche Vorlesung, dafür dann aber kein zugehöriges Seminar oder Ahnliches. Es kamen auch viel häufiger mündliche Prüfungen als Prüfungsleistung vor. Ansonsten fand ich die Kurse sehr spannend, musste aber vor allem in dem Musikgeschichtskurs, der auf Italienisch gehalten wurde, erst mal mit der Sprache und dem Organisatorischen klarkommen. Für mich war ein englischsprachiger Kurs besonders interessant, der die politischen Folgen der Wirtschaft in verschiedenen Staaten beleuchtete. In Leipzig hatte ich in PoWi diesen Wirtschaftsfokus noch nicht so richtig.

Ich habe durch Glück und Zufall ein schönes Zimmer in einer WG mit sechs anderen nicht italienischen Mitbewohner*innen gelebt. Das war sehr nett, aber da ich die einzige Erasmusstudentin war (die anderen waren für ihr gesamtes Studium nach Bologna gezogen oder haben gearbeitet), hatte ich einen etwas anderen Lebensrhythmus. Zum Wohnen war das total ok, wir haben uns gut verstanden und ein paar kleinere Sachen auch abseits vom Zusammenwohnen unternommen. Es ist wirklich wichtig, früh anzufangen mit der Wohnungssuche, weil die Zimmer sehr begehrt sind und es für viele Studierende eher normal ist, auch zu zweit in einem Zimmer zu wohnen, weil die Mieten echt hoch sind. Auch deswegen wird beispielsweise auf Facebook oft nach italienischsprachigen Studis gesucht, die länger als nur 6 Monate bleiben wollen. Eventuell lohnt es sich vor Ort nach Wohnungen zu suchen und sich für zwei Wochen o. Ä. mit Leuten, die man schon kennt, eine Ferienwohnung zu mieten, um erst mal eine sichere Unterkunft zu haben beim Ankommen.

Ich habe sehr gemerkt, dass die Miete teurer ist (bei mir 550€) und weil ich die Zeit in Italien gut ausnutzen wollte, habe ich auch sehr viel mehr Reisen unternommen als in meinem normalen Alltag. Die Erasmusförderung war also sehr nötig und ich habe auch ein bisschen Erspartes für die Reisen und Kulturangebote verwenden müssen. Ich habe mir zu Beginn auch ein Fahrrad gekauft für 40€, das war eine sehr gute Entscheidung, weil ich dadurch alle Orte innerhalb von circa zehn Minuten erreichen konnte. An sich ist Bologna aber auch eine Stadt, in der man gut zu Fuß zurechtkommt.

Ich habe mehr Geld für Lebensmittel ausgegeben und zusammengerechnet mit den Reisen habe ich circa 400€ im Monat dafür ausgegeben. Womit ich nicht gerechnet habe, war, dass die Agentur, über die ich meine WG hatte, auch Geld für das Erstellen des Vertrags wollte und solche Zahlungen häufig in bar verlangt wurden...

Bologna ist eine tolle Stadt zum Studieren, weil es einem sehr einfach gemacht wird, Menschen kennenzulernen, da das Leben am meisten draußen stattfindet und die vielen jungen Leute sehr offen und freundlich sind. Ich glaube, dass auch gerade viele Erasmusstudierende vor Ort ähnliche Lebensrealitäten haben und auf ähnliche Sachen Lust haben. Es macht also Sinn, vor allem anfangs die Kennenlerntreffen oder angebotenen Unternehmungen von Erasmusorganisationen mitzumachen, um überhaupt auf die Menschen zu treffen, die wahrscheinlich gerade in einer ähnlichen Situation sind wie man selbst. In Bologna ist die Organisation ESN da sehr aktiv und man kann in WhatsApp-Gruppen, die von denen erstellt werden, eintreten oder einfach auf Instagram gucken, was es für Angebote gibt.

Ansonsten ist in Bologna Piazza Verdi der Ort, an dem sich abends sehr viele junge Menschen treffen und die meisten sind offen und haben Lust, Leute kennenzulernen.

Außerdem fand ich es interessant, ein bisschen nach (politischen) Organisationen Ausschau zu halten, da gibt es in Bologna und auch gerade an der Uni viele Gruppen, durch die viele Veranstaltungen organisiert werden.

Nach dem Studium im Ausland

Nach dem Aufenthalt musste man sich per Mail aus der Uni Bologna auschecken und um die benötigten Dokumente bitten. Diese habe ich dann an meinen Erasmuskoordinator in Leipzig weitergeleitet und wir haben einen Termin ausgemacht zur Umrechnung der Noten. Das hat alles gut geklappt und die Anerkennung verlief also sehr einfach und ich konnte mir Hilfe bei meinem Erasmuskoordinator holen.

Die Rückkehr war schön, auch wenn ich die Cafés, das Essen und die Plätze, an denen man draußen Leute trifft, vermisse. Da mein Umfeld auch aus dem Erasmus wiedergekommen ist, war der Einstieg in den Alltag zurück in Leipzig relativ leicht. Man sollte aber möglichst schnell und in einem Rutsch den Orga-Kram abschließen, damit man nichts vergisst und auch die weitere Studienplanung übersichtlich bleibt.

Das Erasmussemester kann ein Perspektivwechsel sein und einem viele persönliche Erkenntnisse mit auf den Weg geben :)