Steckbrief
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Länge des Aufenthalts
24.08.2022 – 23.12.2022 -
Lehrsprache
Englisch -
Studienrichtung
Wirtschaftswissenschaften -
Studiengang, Studienabschluss
Wirtschaftswissenschaften B. Sc., Bachelor of Science -
Förderprogramm
Selbst finanziert -
War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?
Obligatorisch -
Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?
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E-Mail-Adresse
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veröffentlicht am
Vor dem Studium im Ausland
Meine Motivation, ein Auslandssemester anzutreten, war für mich zum einen, dass ich eine neue Kultur kennenlernen und zum anderen meine englischen Sprachkenntnisse verbessern wollte, da es mir in der Vergangenheit schwerfiel, eine Fremdsprache zu lernen. Verschiedene Menschen aus aller Welt kennenlernen und über Themen zu diskutieren finde ich ebenso spannend. Ein Auslandssemester ist daher die beste Möglichkeit, alles zu kombinieren und mich selbst besser kennenlernen. Auch für meine berufliche Zukunft ist ein Auslandssemester eine bereichernde Erfahrung, da ich lerne, mich in einem fremden Land zu organisieren.
Außerdem war ich noch nie außerhalb von Europa und habe meine Chance gesehen an der Hong Kong Baptist University (HKBU) mit über 11.000 Studenten international leben und studieren zu können. Neben dem Studium an der Universität möchte ich außerdem das Land, die Sprache und die Menschen näher kennenlernen. Das Auslandssemester möchte ich auch dahingegen nutzen, über den Tellerrand zu schauen und mich akademisch in verschiedenen Bereichen wie Psychologie, Philosophie, Soziale Arbeit und der kantonesischen Sprache weiterzubilden.
Im November 2021 habe ich mich für ein Auslandssemester für das Wintersemester 2022/ 2023 international beworben. Zunächst hatte ich die Studienorte Stellenbosch (Südafrika), Shanghai und Peking (China) in Betracht gezogen. An der Universität in Peking wurde ich zunächst angenommen, jedoch hieß es, dass die Chance groß sei, dass wegen der Coronabedingungen eine Einreise nicht möglich ist. Zufälligerweise waren noch Plätze in Hong Kong an der HKBU frei, bei der es wahrscheinlicher ist, einreisen zu können. Aus diesem Grund habe ich mich für den Wechsel an die HKBU entschieden. Die Vorbereitung für das Auslandssemester war sehr bürokratisch. Neben der normalen Anmeldung an der Universität, der Bewerbung für das Studentenwohnheim, die Wahl meiner zukünftigen Kurse und die Beantragung des Visums gab es auch viele Informationen und zusätzliche Formulare aufgrund der Corona- und der Einreisebestimmungen. Wichtig war z.B. der Nachweis der zweifachen Impfung gegen Corona. Bis Juli war dennoch unklar, ob es mit dem Auslandssemester funktionieren wird. Als die Bestätigung kam, habe ich unmittelbar einen Flug und ein Quarantänehotel für die ersten Tage in Hong Kong gebucht. Außerdem habe ich mit meinem Hausarzt die nötigen Impfungen abgeklärt und eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen.
Die Unterrichtssprache war hauptsächlich englisch. Ab und zu wurden Inhalte auch für die 'Locals' in Kantonesisch übersetzt. Vor meinem Auslandssemester konnte ich kein Wort kantonesisch. Da Hong Kong sehr international ist, war es auch kaum ein Problem, wenn man vorher keinen Sprachkurs belegt hatte.
Während des Studiums im Ausland
Im Frühjahr 2022 konnte ich meine gewünschten Kurse, die ich belegen wollte, im Voraus buchen. Diese waren zunächst auch in meinem Universitätsaccount registriert. Während der ersten zwei Vorlesungswochen konnte man die belegten Kurse abwählen und neue Kurse auswählen. Die Mindestanforderung eines Semesters sind 12 Units. Dies entspricht je nach Kombination 3-5 Kurse. Maximal ist es möglich, 16 Units pro Semester zu belegen. Meine Kurse, die ich nach den ersten zwei Vorlesungswochen belegt habe, waren: Introductory Cantonese for Non-Chinese Speakers, Positive Psychology, Social Work in Contemporary Society, Matter of Life and Death und Art of Mindfulness. Alles in allem habe waren die Kurse sehr interessant und ich habe viel über die Kultur in Hong Kong, das Leben der Menschen und auch über mich selbst gelernt. Da alle Kurse in englischer Sprache gehalten wurden, war die Sprachbarriere anfangs noch besonders groß. Dies hat sich jedoch während des Semesters gelegt. Der größte Unterschied, der mir zwischen der HKBU und der Universität Leipzig aufgefallen ist, ist zum einen die Kursgröße. Die Teilnehmerzahl meiner Kurse schwankte zwischen 25 bis 50 Studenten pro Kurs. Außerdem wurde in den Vorlesungen viel mehr miteinander diskutiert. Die Professoren waren immer motiviert und haben die Studenten in die Vorlesung ständig mit eingebunden. Die Vorlesungen habe ich als verschulter als in Leipzig wahrgenommen. Der Arbeitsaufwand war ebenfalls anders als in Leipzig. In Leipzig hatte ich bis dato immer nur eine einzige Klausur oder mündliche Prüfung am Ende des Semesters, in der die Inhalte des gesamten Semesters abgefragt werden konnten. An der HKBU gab es über das ganze Semester hinweg viele kleine Arbeitsaufträge, Tests und Präsentationen. Außerdem hatte ich in vielen meiner Kurse zur Semestermitte und am Ende eine größere Klausur. Hier hat sich also die Endnote aus verschiedenen Faktoren zusammengesetzt.
Die Universität befindet sich in Kowloon, einem Stadtteil auf dem Festland von Hong Kong. Sie hatte neben den Studentenwohnheimen für Bachelor- und Masterstudenten auch viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung wie z.B. mehrere Musikräume, Fitnessstudios, einen großen Sportplatz, Tennis und Volleyballplätze sowie einem 25m Schwimmbecken. Vieles war kostenlos oder gegen einen kleinen finanziellen Aufwand zu nutzen. Alle Gebäude mit den Vorlesungsräumen auf dem Campus sind durch Brücken miteinander verbunden, sodass man problemlos von einem Hochhaus zum anderen laufen konnte. Die Vorlesungsräume waren sehr gut und mit moderner Technik ausgestattet. Zudem hat die Universität mehrere Kantinen, in denen man für wenig Geld ein gutes Essen bekommen konnte. Die Zimmer im Studentenwohnheim waren relativ klein. Die Zimmer teilt man sich mit einem anderen Austauschstudenten. Jeder besaß ein Bett (ca. 80 cm breit), einen Schreibtisch und einen Kleiderschrank. Es gibt zudem einen kleinen Kühlschrank im Zimmer. Das Badezimmer mit einer Dusche, einer Toilette und 2 Waschbecken teilt man sich mit einem anderen Zimmer. Es war kein Luxus, aber völlig ausreichend. Auf jedem Flur gab es eine kleine Küche und einen großen Aufenthaltsraum, der von allen Bewohnern des Flures genutzt werden kann. Außerdem gab es 2 große Kühlschränke.
Im Großen und Ganzen ist es teurer in Hong Kong zu leben als in Deutschland. Lebenserhaltungskosten pro Monat waren für mich ca. 1000-1200 Euro (davon ca. 400 Euro für das Wohnheim, Essen und Trinken sowie Aktivitäten). Natürlich kann man auch günstiger leben, wenn man jeden Tag nur in der Uni ist und dort auch in der Kantine speist, aber dafür geht man meiner Meinung nach nicht in ein Auslandssemester. Ich habe fast jedes Wochenende einen oder mehrere Ausflüge gemacht. Außerdem wurde auch gelegentlich gefeiert. In Clubs feiern zu gehen kann aber sehr teuer sein. Viele Clubs und Bars haben aber Happy-Hours oder auch an bestimmten Tagen Angebote für internationale Studenten.
Abgesehen von den eben erwähnten Kosten kamen hohe Kosten für mich auf, da wegen Corona die Zusage des Auslandssemesters sehr spät kam. So habe ich für den Hinflug ca. 900 Euro gezahlt. Zudem kamen die ganzen Impfungen, die nicht alle übernommen wurden, mit einer Summe von ca. 150 Euro. Das Quarantänehotel kostete ebenfalls 350-400 Euro für die 3 Nächte.
Durch die Corona Pandemie gab es noch viele Einschränkungen während meiner Zeit in Hong Kong. Beispielsweise musste bei jeder Gelegenheit eine Schutzmaske getragen werden. Dabei war es egal, ob man sich auf dem Universitätscampus befand, in den Vorlesungsräumen saß oder allein im Park spazieren ging. Hong Kong hat neben der Großstadt mit den vielen Banken und Einkaufszentren auch viel Natur, Berge und Sandstrände zu bieten. Die Infrastruktur ist sehr modern und funktioniert ohne Probleme. Leider sind die Lebenshaltungskosten in Hong Kong sehr viel höher als in Deutschland, weshalb man bei Aktivitäten aus finanziellen Gründen zweimal überlegt hat, ob es sich lohnt. Trotzdem konnte ich viele neue Dinge lernen und habe das Wandern für mich entdeckt.
Nach dem Studium im Ausland
Die Anerkennung meiner Kurse lief schnell und unkompliziert. Es mussten nur ein paar Formulare mit den jeweiligen Noten ausgefüllt werden und wenige Tage später waren sie im Almaweb hinterlegt.
Meine Zeit an der Hong Kong Baptist University empfand ich als eine sehr wertvolle und positive Erfahrung. Trotz der vielen Bürokratie anfangs und der hohen Lebenserhaltungskosten vor Ort konnte ich meine Zeit in Hong Kong sehr genießen. Neben der Verbesserung meiner englischen Sprachkenntnisse, dem Erlernen einer neuen Sprache und dem Einblick in eine fremde Kultur habe ich durch die verschiedenen Kurse viele interessante und wertvolle Erfahrungen gemacht. Zudem habe ich eine Diversität an Menschen mit individuellen Lebensgeschichten kennengelernt und dabei auch großartige Freundschaften geschlossen. Die Eindrücke und Erfahrungen haben meine Persönlichkeit und mein Selbstbewusstsein gestärkt, was mich mein Leben lang prägen wird. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar. Aus diesem Grund strebe ich ein weiteres Auslandssemester in meinem Master an. Als ich in Deutschland angekommen bin, haben sich die ersten 1-2 Wochen sehr leer angefühlt. Es war eine emotionale Achterbahn, da man in der Zeit im Ausland so viele neue Dinge hintereinander gesehen und erlebt hat, was man im Alltag in Deutschland nicht hat. Außerdem lernt man die Menschen in seinem Freundeskreis in einer sehr kurzen Zeit so gut kennen, weil man sie jeden Tag sieht, etwas zusammen unternimmt, frühstückt, lernt, Sport treibt, lacht und weint. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar. Außerdem vermisse ich an Hong Kong, dass man in 20-30min von seinem Zimmer im Dschungel, auf einem Berg, am Sandstrand oder in einer riesigen modernen Großstadt ist. Diese Abwechslung in einem so kleinen Radius habe ich sonst noch nirgendwo erlebt.
Ein Tipp für Hong Kong ist, dass man sich trauen sollte, neue Dinge zu machen und immer neue Gegenden zu sehen. Hong Kong ist so vielfältig und hat auch neben der Großstadt eine tolle Natur und kleine Dörfer, die erkundet werden können. Zahlreiche Wanderrouten mit Blick auf das Meer und auf die Stadt sollten auf jeden Fall bei einem Auslandssemester oder bei einem Urlaub nicht fehlen.
Damit man seine Erfahrungen weitergeben kann, sodass andere Student*innen sich einfacher zurecht finden und man ihnen Ängste nehmen kann.