Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.08.2020 – 28.02.2021
  • Lehrsprache

    Französisch
  • Studienrichtung

    Geistes- und Sprachwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Translation B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Im 5. Semester gehe ich ins Ausland! Das stand für mich eigentlich seit Beginn meines Studiums fest und über meine Entschlossenheit ein Auslandssemester zu machen, freue ich mich auch heute noch sehr. Die Zeit auf La Réunion war eine der coolsten Erfahrungen, die ich bis jetzt in meinem Leben sammeln durfte und hat es mir ermöglicht viele tolle Menschen und Orte kennenzulernen. Einige Freunde, mit denen ich damals über meine Entscheidung nach La Réunion zu gehen geredet habe, haben mich gefragt, ob ich keine Angst hätte, allein so lange und so weit weg von zu Hause zu leben. Tatsächlich war es aber gerade die Entfernung zu dieser kleinen tropischen Insel im Indischen Ozean, die mich so gereizt hat – einfach mal was ganz anderes sehen! Und wenn man nichts gegen Sonne, Wärme, Strände, wunderschöne Natur und jede Menge Abenteuer hat, dann sollte man sich dieses kleine Fleckchen Erde auf jeden Fall mal anschauen.

Da ich in meinem Studiengang (B.A. Translation) eh sehr viel mit Französisch zu tun habe und auch schon lang Französisch spreche, ging es für mich tatsächlich primär nicht unbedingt darum, meine Französischkenntnisse auf ein bestimmtes Niveau zu bringen, sondern viel mehr darum, einfach mal wieder für eine längere Zeit Französisch um mich herum zu haben und es im Alltag sprechen zu können. Eine Reise nach La Réunion mit meinem Studium verbinden zu können, war für mich also quasi eine „Win-Win-Situation“. :)

Was braucht man eigentlich alles auf so einer Insel? Wie finde ich denn dort am besten eine Wohnung? Wann sollte ich mich um die Flüge kümmern?

Das alles waren Fragen, die ich mir vor Antritt meines Auslandssemesters gestellt habe. Da ein Flug nach La Réunion auch schon mal etwas mehr kosten kann, habe ich mich tatsächlich relativ früh darum gekümmert. Hier ist es so, dass man definitiv erst einmal aufs Ersparte setzen muss, denn die erste Zahlung der Erasmus-Förderung erhält man erst, nachdem alle benötigten Dokumente eingereicht wurden und das kann schon mal etwas dauern…

 

Was das Wohnen angeht und auch andere Fragen, konnte ich mich mit einer Studentin austauschen, die schon mal ein Semester auf La Réunion verbracht hat und mir daher einige Tipps geben konnte (z. B. dass man unbedingt Sonnencreme einpacken sollte!!). Man hat bei der Université de La Réunion die Möglichkeit sich für einen Platz im Wohnheim zu bewerben, aber zum einen bekommen in der Regel erst einmal die Studierenden einen Platz, die ein ganzes Jahr bleiben wollen. Zum anderen ist es so, dass eben vor allem Erasmus-Studierende im Wohnheim leben und man schnell in diese „Erasmus-Bubble“ reinrutscht und gar nicht wirklich Kontakt zu Studierenden von La Réunion sucht, was auch nicht unbedingt von Vorteil ist. Die Université de La Réunion hat mir eine Liste mit Kontaktdaten von Leuten geschickt, die auch mal Leute bei sich aufnehmen (quasi wie eine Gastfamilie), aber da hatte sich bei mir niemand zurückgemeldet und so richtig glücklich war ich mit der Idee in einer Gastfamilie zu leben auch nicht. Meine Traumvorstellung war es in einer WG zu wohnen und da hatte ich bei „leboncoin“ echt Glück und habe ziemlich schnell was gefunden. Ich würde also auf jeden Fall empfehlen, mal auf der Seite zu schauen, wenn man Lust auf eine andere Wohnerfahrung als das Wohnheim hat.

 

Hygieneartikel, Sonnencreme und co. sollte man schon in Deutschland kaufen und mitnehmen, da diese Sachen auf La Réunion ziemlich teuer sein können. Was allerdings Obst oder Gemüse betrifft, macht man bei La Réunion einen echten Glücksgriff: Mehrmals die Woche gibt es in St. Denis den Marché du Chaudron, wo man nicht nur frisches Obst und Gemüse, direkt von La Réunion bekommt (und das echt preiswert – auch feilschen kann man ruhig mal probieren ;) ), sondern auch frisch gebackene Samosas oder kleine Souvenirs.

Die benötigten Sprachkenntnisse für einen Aufenthalt im französischsprachigen Ausland hatte ich schon durch mein Studium, da für den B.A. Translation bereits vorab ein Sprachnachweis benötigt wurde. Zusätzlich konnte ich im Rahmen meines Studiums meine Sprachkenntnisse für Französisch in den ersten vier Semestern gut ausbauen. Ich musste also vor dem Erasmus nicht nochmal einen extra Sprachkurs belegen und hatte, was das betrifft, keinen Stress. Sollte man jedoch einen extra Nachweis benötigen, denke ich, dass es am einfachsten ist einen Sprachkurs bei der Uni Leipzig zu belegen (über das Sprachenzentrum), da diese kostenlos sind.

Während des Studiums im Ausland

Natürlich einer der wichtigsten Punkte beim Auslandssemester: der Unterricht an der Partnerhochschule. Also organisatorisch kann es bei der Université de La Réunion schon etwas chaotischer zugehen und man wartete auch mal etwas länger auf irgendwelche Dokumente (aber hey, letztendlich nichts, was man nicht auch hier in Leipzig schon erlebt hat). Die Kurseinschreibung war auch lustig, da man nicht wirklich ein aktuelles Vorlesungsverzeichnis findet, sondern sich nur an Vorlesungsverzeichnissen aus vergangenen Jahren orientieren kann. Das führt häufig dazu, dass es Kurse, die man sich rausgesucht hat, nicht mehr gibt oder dann anders heißen. In den ersten zwei Wochen kann es also etwas drunter und drüber gehen, bis man die richtigen Kurse gefunden hat. Hier gilt definitiv: Keine Angst davor haben, nachzufragen! Bevor die eigentliche Uni auf La Réunion losging, gab es für alle Erasmus-Studierenden eine Einführungswoche mit verschiedenen Veranstaltungen. Diese Woche sollte man nicht verpassen, da es eine gute Möglichkeit ist alle Fragen loszuwerden und sich mit anderen auszutauschen, wodurch direkt erste Probleme gelöst werden können.

Der Campus in St. Denis ist relativ groß und kann auf den ersten Blick etwas verwirrend wirken, aber nach ein paar Tagen findet man sich so langsam zurecht (meistens finden die Kurse einer Fakultät auch nur in einem bestimmten Gebäude statt). Was den eigentlichen Unterricht betrifft, kann ich natürlich nur für meine Kurse sprechen und das waren überwiegend Übersetzungskurse. Mit Computern haben wir nie gearbeitet, sondern übersetzt wird in Frankreich häufig handschriftlich und mit einsprachigen Wörterbüchern – definitiv Gewöhnungssache, aber sicherlich auch mal eine gute Erfahrung! So lernt man auf jeden Fall, wie man mit den französischen Wörterbüchern am besten umgeht. Das Kursangebot für Erasmus-Studierende hingegen war echt vielseitig: Kurse auf Englisch zur Flora und Fauna von La Réunion, ein Kurs zu Créole, Angebote für Sprachtandems etc.

Mit meiner WG hatte ich wirklich Glück und habe eigentlich fast direkt neben der Uni gewohnt (5 min Fußweg und eine richtig schöne Terrasse mit Ausblick Richtung Ozean – was will man mehr für den morgendlichen Kaffee). In einer WG mit Studierenden von La Réunion zu leben, hatte für mich auch einige Vorteile: Zum einen konnten sie mir viele Tipps für die Insel geben und zum anderen hatte ich die ganze Zeit Französisch um mich (und mehr Platz als im Wohnheim hatte ich auch). Was die Miete angeht, konnte meine Erasmus-Förderung das gut abdecken (meine Miete betrug ca. 300 € pro Monat). Doch auch hier gilt in der Regel, dass man wahrscheinlich eine oder zwei Monatsmieten selber vorstrecken muss, da man die erste Zahlung der Förderung nicht sofort erhält.

SSicher denkt man, dass es auf einer Insel ganz schön teuer sein muss, aber das stimmt gar nicht unbedingt. Wie bereits weiter oben erwähnt, bekommt man auf Märkten z. B. Obst, Gemüse oder Backwaren sehr preiswert. Die Erasmus-Förderung deckt einiges ab, aber es ist sicherlich nie von Nachteil ein bisschen was angespart zu haben….

 

Ich würde sagen am teuersten ist wahrscheinlich das Mieten von Autos, denn auch wenn es auf La Réunion einige Busse (sogenannte Cars Jaunes) gibt, kommt man zu abgelegenen Orten der Insel definitiv nur mit einem Auto. Hier war es aber oft so, dass sich mehrere Erasmus-Studierende zusammengetan haben und sich die Kosten für einen Mietwagen untereinander aufgeteilt haben. Da es aber ab und an ja doch einmal sein kann, dass man auf den Bus angewiesen ist, würde ich einen sogenannten „Réuni’Pass Etudiant“ empfehlen. Sobald man quasi seinen Studierendennachweis für die Université de La Réunion hat, kann man den ganz einfach online beantragen (man braucht allerdings auch ein Passfoto) und sehr günstig mit dem Bus fahren.

 

Andere Freizeitbeschäftigungen, wie beispielsweise Gleitschirm fliegen oder Tauchen sind meist etwas teurer (im Schnitt 60 -100 €), aber es lohnt sich auf jeden Fall! Die Sportkurse der Université de La Réunion kann ich hier nur empfehlen, denn man kann da z. B. sogar einen Tauchschein machen (und das mit ordentlich Rabatt). Allerdings muss man bei der Einschreibung sehr, sehr pünktlich sein, denn die Plätze für die Sportkurse sind heiß begehrt. Vieles an Freizeitbeschäftigung kostet aber auch einfach gar nichts, denn baden am Strand, wandern in den Bergen, schnorcheln in der Lagune oder auch schlafen in der Hängematte zwischen den Palmen gibt’s natürlich ganz umsonst. :) Hier muss man allerdings auch dazu sagen, dass es sich unter der Woche oft nicht lohnt an die Strände zu fahren, da diese gut eine halbe Stunde Fahrt von St. Denis entfernt liegen und man sich diese Ausflüge eher entspannt fürs Wochenende aufheben sollte. Am besten fährt man dann in den Westen (Plage de l’Ermitage, Boucan Canot, La Saline – alles beliebte Adressen) und sucht sich einen Strand aus. Man muss nur ein bisschen aufpassen, denn nicht an allen Stränden kann man immer baden (wegen der Haie), aber da informiert man sich am besten vor Ort. Wer also die Natur liebt, kann auf La Réunion definitiv viel für wenig Geld erleben!

St. Denis ist sicherlich nicht der schönste Ort auf La Réunion, aber zum Studieren und als Ausgangspunkt für das Auslandssemester nicht schlecht. Es gibt dort alles, was man zum Leben braucht und außerdem liegt die Stadt direkt am Wasser (morgens mal eine Runde an der Promenade spazieren zu gehen und dabei vielleicht Delfine zu sehen, ist echt nicht schlecht). Außerdem kann man auch von St. Denis aus einige Wanderungen unternehmen (z. B. zur Cascade du Chaudron) und die Altstadt ist wirklich niedlich. An den Wochenenden haben wir jede Gelegenheit genutzt, die Insel zu erkunden und haben uns diverse Buchten und Strände angesehen und viele verschiedene Wanderungen unternommen. La Réunion ist ein echtes Wander-Paradies, weswegen ich auch empfehle unbedingt gute Wanderschuhe einzupacken! Ich war insgesamt ungefähr sieben Monate auf La Réunion und habe gefühlt noch lange nicht alles von dieser unglaublichen Insel gesehen – man kann sich dort echt einfach in der wunderschönen Natur verlieren (wortwörtlich, es gibt immer noch Tourist:innen, die sich beim Wandern etwas verschätzen und verloren gehen, also unbedingt vorher gut informieren). Eine Wanderung zum Roche Écrite, La Nouvelle oder dem Piton de la Fournaise (der noch aktive Vulkan auf La Réunion) sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen :)

Nach dem Studium im Ausland

Bei uns ist man im 5. Bachelorsemester relativ flexibel, was die Anrechnung der Kurse betrifft, wodurch ich mir verschiedene Sachen anrechnen lassen konnte und keine Probleme hatte auf meine benötigten Credits zu kommen. Es ist aber hilfreich, vorher mit den entsprechenden Erasmus-Koordinatorin:innen gut abzuklären, welche Kurse angerechnet werden können, damit man am Ende nicht ohne Credits da steht. Ich habe an der Université de La Réunion mehrere verschiedene Kurse auf Französisch und Englisch belegen können und hatte ca. 20 SWS (so als grobe Orientierung). Die Anerkennung in Leipzig ging auch relativ flott und war nicht weiter kompliziert.

Ich hatte es mit meiner Rückkehr nach Leipzig nicht unbedingt eilig und habe noch etwas mehr Zeit auf La Réunion verbracht. Zum Zeitpunkt meines Auslandssemesters war es durch Corona eh so, dass in Leipzig vieles nicht stattfinden konnte und auch die Lehre an der Universität ausschließlich online möglich war. Ganz im Gegensatz zu La Réunion, wo Corona zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so wirklich angekommen war und es aufgrund der niedrigen Inzidenz keine Einschränkungen im Alltag gab. Das und einfach die unglaublichen Landschaften der Insel haben nicht so richtig „Lust“ gemacht zurück nach Deutschland (ins doch oft graue Winterwetter) zu fliegen. Wir haben unsere freie Zeit auf der Insel also noch so gut wie möglich genutzt und die Sonne und das Leben in unseren Hängematten genossen – einfach ein bisschen savoir-vivre à La Réunion. :)

Ich finde, man sollte das Entdecken einfach nie verlernen. Es gibt so viele tolle Orte und Menschen auf dieser Welt und Erasmus ist eine super Möglichkeit eine unglaubliche Auslandserfahrung während des Studiums zu sammeln. Ich kann es wirklich nur empfehlen und würde es sofort wieder tun (auch trotz des manchmal sehr aufwendig erscheinenden Papierkrams – es lohnt sich)!