Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    16.08.2021 – 15.05.2022
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Geschichte, Kunst- und Regionalwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Musikwissenschaft B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    PROMOS , Anderes Stipendium , Selbst finanziert
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Seit ich als Kind vier Jahre in Göteborg (Schweden) verbracht habe, plagt mich chronisches Fernweh. So stand für mich bereits zu Beginn meines Studiums fest, dass ich unbedingt die Möglichkeit eines Auslandsjahres nutzten wollte. Im ersten Semester ging ich zum Informationstreffen der Stabsstelle Internationales und etwa ein Jahr später begann ich mit der konkreten Vorbereitung. Relativ schnell wurde mir bewusst, dass ich gerne ein Jahr in den USA verbringen würde. Das ist auch jetzt, wo ich inzwischen sogar plane, mich für ein Ph.D. Studium in den USA zu bewerben, schwer zu begründen. Objektiv betrachtet geht in diesem Land viel schief - und trotzdem ist für mich immer eine große Faszination davon ausgegangen. Das Leben auf einem gemeinsamen Campus, College-Spirit und letztendlich auch der Gedanke, dass ich mich dank der "gewaivten" Studiengebühren vermutlich nie wieder so "günstig" in den Staaten aufhalten kann, brachten mich zu der Entscheidung, ein Jahr in den USA zu verbringen.

Ich wählte meine drei Wunschhochschulen aus, nachdem ich mir alle Webseiten der Hochschulen mit Austauschplätzen und die im MAUI-Netzwerk angesehen hatte. Dabei achtete ich vor allem auf das Studienangebot in Musik und Theater. Eine gesonderte Wissenschaft wird für undergrads meistens nicht angeboten. Man studiert satt dessen (zumindest im B.A.) einen Musik oder Theater Major und richtet sich darin in verschiedene Richtungen aus. Weitere Faktoren waren auch die Umgebung und einfach der generelle Eindruck, den die Website bei mir hinterließ. Schöne Einblicke bekommt man zum Beispiel in der Rubrik "this week in photos" oder "flyover friday". Nominiert wurde ich schließlich für meinen Zweitwunsch - inzwischen kann ich nur empfehlen, die Hobart and William Smith Colleges als Erstwunsch anzugeben!

Die Fristen strukturieren die Vorbereitungen gut durch. So bewirbt man sich im Herbst bei der Stabsstelle Internationales, dann im Frühjahr bei der Hochschule. Für Letzteres auf jeden Fall genug Zeit einplanen, da zum Beispiel auch ärztliche Untersuchungen oder Impfungen anstehen können. Auch Bankauskünfte werden benötigt, da die Partnerhochschule sichergehen möchte, dass genug Geld zur Verfügung steht. Am stressigsten ist wohl das Visum. Deswegen empfehle ich unbedingt, sobald man das DS2019 von der Gasthochschule bekommt, sofort einen Termin bei der Botschaft zu machen. Ich bin damals nach München, statt nach Berlin gefahren - ist etwas weiter, ging aber super schnell und problemlos und auch die Buchung war recht einfach. Außerdem ist wichtig, sich nicht verrückt zu machen - selbst wenn es knapp aussieht (manche Unis schicken das DS2019 erst sehr spät), am Ende funktioniert dann schon alles.

Ich habe mich zur finanziellen Unterstützung bei Fulbright Germany für ein Reisestudium beworben. Nicht nur die 2.000 Euro, mit denen man Flüge und Visumskosten decken kann, sind sehr hilfreich, besonders auch das Vorbereitungsseminar und das Netzwerk sind Dinge, die mir sehr geholfen haben. Den Großteil der Kosten haben meine Eltern getragen. Als ich bereits dort war, habe ich dann aber noch die Zusage für ein Semester PROMOS-Stipendium bekommen, was mich sehr gefreut hat. Meine Eltern haben vor allem die direkten College-Überweisungen übernommen und ich habe meine monatlichen Zusatzkosten selber tragen können.

So gut wie alle Studierenden der Hobart and William Smith Colleges leben auf dem Campus, weshalb sich um die Unterbringung gekümmert wird. Ich musste lediglich im Laufe des Bewerbungs- und Anmeldeverfahrens im Frühjahr einige Angaben machen.

Die Unterrichtssprache war natürlich Englisch. Ich habe mich darin sicher genug gefühlt, sodass ich keinen Sprachkurs belegt habe. Was ich empfehlen würde, ist Serien, Filme, Comedy, etc. mit verschiedenen Akzenten und Dialekten zu rezipieren.

Während des Studiums im Ausland

Ich habe den Unterricht sehr genossen und wahnsinnig viel mitgenommen. Generell ist es in den USA üblich, gerade zu Beginn des Bachelors etwas mehr "querfeldein" zu studieren. Die Hobart and William Smith Colleges haben die sogenannten "Eight Goals", die alle Studierenden erfüllen müssen - also acht Fachrichtungen, in denen mindestens ein Kurs belegt werden muss. Als Exchange Student musste ich das natürlich nicht, es ist aber durchaus eine Chance, nochmal Neues auszuprobieren. Ich würde sagen, dass dieses College sich sehr gut dafür eignet, ein zusätzliches Studienjahr einzulegen, damit man genau diese Möglichkeiten ausschöpfen kann. Letztendlich bin ich den Performing Arts dann doch heimisch geblieben und habe Kurse in den Dance, Music und Theatre Departments belegt. Außerdem habe ich im Chor gesungen, an zwei Theaterproduktionen mitgewirkt und Gesangsunterricht genommen.

Es gibt einige grundlegende Unterschiedene zu der Art und der Struktur des Lehrens in den USA um Vergleich zu Deutschland:

- Praktisch-künstlerische Anteile: Mir hat sehr gefallen, dass ich hier die Möglichkeiten hatte, mein zuvor so gut wie rein wissenschaftlich ausgerichtetes Studium mit praktischen, kreativen und künstlerischen Anteilen zu ergänzen. Dazu bekommt man an einem "Liberal Arts College" sowieso sehr viele Möglichkeiten (anders als bei uns, wo vieles ja nur denen vorbehalten ist, die bereits in der professionellen Ausbildung sind). So habe ich zum Beispiel Music Composition und Beginning Dance belegt. Jedoch waren auch Kurse wie Theatre I und II so vielfältig gestaltet, dass wir neben dem Lesen von Dramen und wissenschaftlichen Texten, auch kreative Schreibaufgaben, Bühnenbildentwürfe, performative Aufgaben und Theaterführungen gemacht haben. Des Weiteren hatte ich die Möglichkeit an zwei der drei (größere Unis haben deutlich mehr) Theaterproduktionen mitzuwirken - zunächst als Assistant Stage Manager, dann als Stage Manager. Die Produktionen kann ich allen empfehlen, die gerne Theater machen (auf oder hinter der Bühne), egal wie viel oder wenig Erfahrung ihr habt. Man wird sehr professionell angeleitet und trotzdem werden alle mitgenommen und die Ergebnisse sind großartig. Ebenso gibt es die Möglichkeit in Musikensembles mitzuwirken und Einzelunterricht zu nehmen (der kostet allerdings extra). Produktionen und Ensembles werden als half-credit Kurs angerechnet (an der Uni Leipzig wird das mit der Anrechnung natürlich schwierig).

- Regelmäßige Schreibaufgaben: Alle Kurse (für gewöhnlich hat man vier bis fünf full-credit) finden zwei Mal pro Woche statt. Außerdem gibt es regelmäßig Hausaufgaben, die deutlich über das bloße Lesen hinausgehen. Was in den ersten Wochen überfordernd wirken mag (es ist durchaus normal nicht erst zur Prüfungszeit bis in die Nacht an Unikram zu sitzen), wird bald der Grund, warum man aus dem Unterricht so viel mitnimmt. Und das nicht nur inhaltlich – Schreiben übt man schließlich nur durch Schreiben. Auf der anderen Seite sind die Anforderungen nicht ganz so hoch, ansonsten wäre die Menge auch gar nicht zu schaffen. Und wer hier und da mal etwas nicht oder zu spät abgibt, schafft eben kein A+, das ist aber auch kein Weltuntergang.

- Sehr viel Austausch in den Kursen: Gerade weil man sich zwei Mal die Woche trifft, kann sehr viel über das Gelernte gesprochen werden. Besonders in Stage Management und Dance History ist mir das sehr positiv in Erinnerung geblieben. Kleine Kurse und Präsenzunterricht erleichtern das natürlich.

- Atmosphäre auf dem Campus: Was ich unglaublich vermisse, ist der Campus. HWS ist nicht nur malerisch schön (Bootshaus, See, Arts Campus, Quad, Odell’s, etc.), sondern auch sehr schnell sehr familiär. Nach kurzer Zeit sieht man an jeder Ecke bekannte Gesichter oder führt hier und da ein wenig amerikanischen Smalltalk. Diese Atmosphäre hat mir auch das Studium sehr angenehm gemacht und im zweiten Semester kannte ich in all meinen Kursen bereits ein paar Menschen aus dem Herbst.

- Enges Verhältnis zu den Dozierenden: Das Verhältnis zu den Profs ist in Amerika deutlich enger, ganz besonders an kleinen Schulen und nochmal mehr in den Departments, wo nicht ganz so viele Menschen studieren. Bei uns im Theater haben am Ende des Jahres nur drei Major ihr Studium abgeschlossen, da wurden ganz selbstverständlich auch die mit Theatre Minor, die, die aktiv in Produktionen oder in der Werkstatt waren, auch persönlich mit verabschiedet. Mein Music Composition Professor hat mich und drei weitere Studierende, die Thanksgiving ebenfalls nicht bei ihren Familien waren, zu sich nach Hause eingeladen. Meine Theatre History Professorin hat mich dazu ermutigt, meine Hausarbeit bei einem Wettbewerb einzureichen, der mich am Ende bis nach Memphis geführt hat. Insgesamt fühlte ich mich sehr wertgeschätzt, in dem was ich leistete und auch ganz persönlich. Auch jetzt bin ich mit einigen meiner Dozis noch im Kontakt.

Einen großen Einfluss darauf, dass wir uns alle sehr willkommen gefühlt haben, hatte auch das Center for Global Education (CGE). Es hat vieles von der Vorbereitung bis zur Abreise für uns organisiert. Zum Beispiel hatten wir direkt nach der Ankunft etwa drei Tage volles Orientierungsprogramm. Gemeinsam mit den internationalen Studis, die vier ganze Jahre dort studieren, hatten wir Informationsveranstaltungen, Essen und Ausflüge. So hatte man gleich die Möglichkeit, die Kommiliton*innen, den Campus und die Region ein wenig kennenzulernen. Im Verlauf des Jahres wurden auch Ausflüge organisiert. So waren wir u.a. bei den Niagara Wasserfällen, am Ontario und im Corning Museum of Glass. Die Exkursionen kann ich nur empfehlen, nicht nur weil sie kostenlos sind, sondern weil sie auch einfach jedes Mal Spaß gemacht haben!

Ich war mit drei anderen Austauschstudierenden in einem "Quad" - vier kleine Einzelzimmer, die in der Mitte durch einen Gemeinschaftsraum verbunden sind. Hier haben wir gemeinsam viel Zeit verbracht. Die Bäder teilte man sich mit dem Gang, die Küche im Keller mit der gesamten Hall. Das klingt nach sehr vielen Leuten, letztendlich kochen die meisten aber nie. Verglichen zu den Wohnheimen des Leipziger Studentenwerks muss man seine Erwartungen etwas zurückschrauben. Jedoch merkt man bald, dass es eigentlich an nichts wirklich fehlt. Tipp: Während des moving-in day immer mal wieder auf dem Parkplatz und so aufhalten, meine Mitbewohnerinnen haben so damals zufällig einen kleinen Kühlschrank geschenkt bekommen, den jemand nicht brauchte. Den empfiehlt es sich auch wirklich zu haben, denn in der Gemeinschaftsküche wird auch Beschriftetes geklaut.

Wenn die Auswahlmöglichkeit besteht, könnte man sich zum Beispiel überlegen, ob man gerne mit anderen Austauschstudierenden oder eher mit amerikanischen Studierenden zusammenleben möchte. Ich war über meine eine britische und zwei deutschen Mitbewohnerinnen sehr froh, weil man doch ähnliche Erfahrungen austauschen und hier und da ein vertrautes deutsches Wort wechseln konnte.

HWS ist ein recht teures Privatcollege, das auch ich mir nur dank des Tuiton Waiver leisten konnte. Trotzdem kommen mit Wohnen und Essen noch recht viele Kosten auf einen zu. Die folgenden Angaben werden dabei in einer Überweisung zu Beginn des Semesters bezahlt: Pro Semester waren das für mich $4305 für Zimmer, $1672 für Mealplan, $245 für Technology Fee und $180 für Health and Wellness Fee. Ich hatte den zweitkleinsten Mealplan, mit dem ich etwa ein mal am Tag zu SAGA konnte und noch einiges an Snack Money für das Café (Quesedillas!) und Au Bon Pain hatte. Der kleinste Mealplan kostet "nur" $782, da muss man dann allerdings deutlich mehr selber kaufen und auch Wegmans ist relativ teuer (aber hat eine sehr gute Auswahl!). Für die, die sehr knapp bei Kasse sind, gibt es die kostenlose pantry und das "swipe out hunger" Programm (kostenlose meal swipes).

Im Alltag kommen dann noch Kosten für Supermarkt, Drogerie (deutlich teurer als in Deutschland!), Schreibwaren, etc. dazu. Wenn man einen Phoneplan möchte, gibt es verschiedene Möglichkeiten, ich hatte ein Paket bei AT&T für $30/Monat.

Sparen kann man, indem man wenig Essen geht/bestellt und wenig außerhalb der Stadt unterwegs ist, weil öffentliche Verkehrsmittel gibt es so gut wie kaum. Auch auf dem Campus wird es nicht langweilig, denn von Student Engagement oder von den Clubs werden immer wieder Aktionen geplant (Kinoabende, Batiken, u.v.m.). Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen, etc. (von Studis und Gastkünstler*innen) sind auch alle umsonst! Nach New York oder Boston kommt man recht günstig mit den Greyhound Bussen oder mit den vom College organisierten Break Buses. Wir haben uns einmal über ein Wochenende ein Auto bei Enterprise gemietet. So konnten wir Ithaca, Rochester und Buffalo erkunden und die geteilten Kosten waren überschaubar.

Für die Ausstattung des Dorms unbedingt mal im storage des Center for Global Education in Trinity Hall vorbeischauen! Dort könnt ihr von Kochtöpfen bis Wäscheständer jede Menge Sachen leihen, die vorherige Internationals da gelassen haben.

Außerdem: Für die meisten Classes gibt es Bücher, die alle Students besitzen müssen (kaufen oder leihen). Ich empfehle sehr aus dem "HWS Fulfill" rauszugehen (auf PeopleSoft) und die Bücher selbstständig aber dafür günstiger und gebraucht im Internet zu bestellen.

Das Jahr ist so voll von wunderbaren Erinnerungen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Hier ein paar Highlights:

- Gleich im September habe ich an einer ganz tollen Theaterproduktion mitgearbeitet: Vier Kommiliton*innen hatten über den Sommer (im Rahmen eines summer research program) Forschung in den Archiven Genevas vorgenommen, um mehr über Afrikanisch-Amerikanische Bürger*innen zu erfahren. Aus den Erkenntnissen habe sie dann Monologe und einen Dialog geschrieben, die schließlich als Zeitreise/Stadtrundgang zur Aufführung gebracht wurden.

- Im Herbstsemester haben wir im Chor die Kantate "Christ lag in Todesbanden" erarbeitet und in der Chapel mit einem Ensemble aus Musikstudis des Eastman-Konservatoriums (Rochester) aufgeführt. Für viele meiner Kommiliton*innen das erste Mal Bach singen und für mich eine sehr spannende interkulturelle Erfahrung.

- Über Weihnachten bin ich mit meiner Mitbewohnerin nach New York City (oder wie man dort einfach sagt: "the city") gereist. Chicago auf dem Broadway erleben, Foto vor dem Weihnachtsbaum am Rockefeller Center, und mit einer Gruppe anderer Internationals, die nicht nach Hause geflogen sind, an Heilig Abend Gad Elmalehs Netflix Special "American Dream" ansehen und gemeinsam über die Erfahrungen lachen, neu in diesem Land zu sein, haben diese Reise zu etwas sehr Besonderem gemacht.

- Im März wurde ich als Gewinnerin des Young Scholars Award (undergrad) zur SETC (Southeastern Theatre Conference) Convention nach Memphis eingeladen. Vier Tage voller Workshops, Panels und Vorträge, und die Festigung meiner Begeisterung für die Forschung, die ich erst in den USA so richtig in mir entdeckt habe. Als Folge meiner dort geknüpften Kontakte durfte ich im Juli noch mal an einem Panel teilnehmen, diesmal bei der ATHE (Association for Theatre in Higher Education) Conference.

- Und dann unzählige study sessions auf der sonnigen Terrasse hinter dem Scandling Center, Spaziergänge zum Bootshaus und über den Arts Campus, die wöchentliche Quesedilla im Café, trashige Collegemovie-Abende mit meinen room mates, pizza nights, Chorproben, Gesangsstunden, Thanksgiving mit der siebenköpfigen Familie meines Music Composition Profs, Kuschelzeit mit dem Hund (Casey) einer CGE-Mitarbeiterin, die futuristische Performance in Theatergeschichte II mit sehr vielen Knicklichtern und eine inspirierende zweite Theaterproduktion, die wir trotz Aufhebung der Maskenpflicht (die wir produktionsintern weitergeführt haben) und prompt folgender COVID-Infektion meinerseits noch gut über die Bühne beziehungsweise den Bildschirm gebracht haben.

Die hiermit nicht mehr so geheimen Geheimtipps:

- Probiert euch aus! Nutzt die Zeit für die Dinge, die ihr schon länger mal machen wolltet. Nach fast einer Dekade seit meiner letzten Ballett- und Jazzstunde habe ich dann im Frühjahr Beginning Dance belegt und hatte gleichzeitig viel Spaß, drei Mal die Woche Sport und habe einiges über Tanzgeschichte gelernt. Wer schon immer Mal Theater machen wollte, geht zum Ice Cream Social des Departments zum Beginn des Herbstsemesters! Es passiert nicht so selten, dass jemand wegen dem Eis kommt und ein Jahr später ein Theatre Major ist.

- Wenn man mal Ruhe vom Trubel braucht, empfehle ich das Bootshaus. Die Aussicht auf den Seneca Lake und das Plätschern der Wellen haben mich immer wieder beruhigt, wenn die verschiedenen Hausaufgaben-Deadlines doch mal etwas viel wurden.

- Gerade wenn ihr über die Winterferien da bleibt: Warme Sachen mitbringen! Der Wind und die Temperaturen sind selbst mir als Allgäu-Erfahrene unangenehm geworden. Empfehlung für den Winter: Eis laufen in der Eissporthalle downtown, wo sonst auch das Hockey Team trainiert. Wer noch Kleidung braucht: Salvation Army gegenüber von Walmart (etwa 20 min zu Fuß) ist einer von den großen thrift stores der USA, da bekommt man das meiste.

Nach dem Studium im Ausland

Ich möchte mir einige meiner Kurse im Wahlbereich anrechnen lassen, allerdings werde ich diesen Prozess erst in der nächsten Woche mit unserem Studienfachberater beginnen. Wenn hierzu Fragen bestehen, gerne eine Mail schreiben, in ein paar Wochen sollte ich dazu mehr wissen.

Da ich gerade erst gute zwei Wochen wieder im Land und vor einer Woche zurück nach Leipzig gezogen bin, bin ich selbst noch auf der Suche nach einem guten Umgang mit der Rückkehr. Ich schätze, das erlebt jede Person anders und dass es auch von der Länge des Aufenthaltes abhängt, wie schwer einem das nach Hause kommen fällt. Ich war letztendlich mit Praktikum (bei einem Theaterfestival in West Virginia) und Reisen etwas mehr als ein Jahr in den USA und momentan fällt es mir ehrlich gesagt nicht leicht. Es ist ein schwer zu beschreibendes Gefühl - am ehesten vielleicht als ein etwas unangenehmes Schweben zwischen zwei Orten. Man bekommt die Füße nicht so richtig auf den Boden. Verstärkt wird das nun bei mir, da ich gerne in den USA einen Ph.D. machen würde und deshalb die nächsten Wochen und Monate viel Zeit und Energie in Stipendien- und Studienbewerbungen stecken werde - während ich gleichzeitig noch versuche hier anzukommen. An jeder Ecke erinnere ich mich automatisch, wie das im Vergleich jetzt in Amerika oder an "meinem" College war. Zum Beispiel ist es wahnsinnig ungewohnt in die Mensa zu gehen und eben nicht mit Namen gegrüßt zu werden und keine bekannten Gesichter zu sehen. Die meisten Autos (und Fahrräder) fahren hier deutlich aggressiver und weniger rücksichtsvoll und die Bedienung im Restaurant stellt sich nicht mehr mit Namen vor. In den Läden fühle ich mich fast ein wenig ungewollt und jetzt gebe ich mir wieder einen kleinen Pep Talk, bevor ich aufs Amt gehe. Dafür genieße ich es wieder so viele Fahrräder sowie weniger und tatsächlich getrennten Müll zu sehen. Auch die Autos haben wieder eine "vernünftige" Größe und ich bin nach einem Jahr wieder zur Zahnärztin gegangen.

Ich bin froh, dass ich nicht erst im Oktober umgezogen bin und ein wenig Zeit habe, mich in Leipzig wieder einzugewöhnen, bevor das Semester beginnt. Ich bin mir relativ sicher, dass mein Reverse Culture Shock sich dann trotzdem nochmal deutlich zu Wort melden wird - weil die Lehre halt doch so anders ist und ich ganz persönlich für mich festgestellt habe, dass ich mich im US-amerikanischen Modell sehr wohl fühle. Aber letztendlich ist das Vermissen ja der beste Beweis dafür, wie wunderbar dieses Jahr war.

Ein paar Dinge, die mir momentan helfen:

- Diese Entdeckerstory schreiben und das Erlebte Revue passieren lassen.

- Das Vermissen zulassen: Ich höre z.B. sehr viel amerikanische Musik, wohingegen ich dort viel Deutsches gehört habe.

- Idealerweise nicht so viel zu tun haben, sodass man einfach mal nichts machen kann, weil Müdigkeit ist vorprogrammiert, wenn die Umstellung einen erschöpft.

- Mit denen reden, die die gleiche Erfahrung gemacht haben oder direkt dabei waren: Zu hören, dass es meiner deutschen Mitbewohnerin, die jetzt wieder in Tübingen studiert, genauso geht, hilft sehr. Da fallen auch die Sorgen weg, ob die, die eben nicht dabei waren, wirklich das ewige Gelaber von Amerika noch hören wollen.

Weil solche Erlebnisse durch nichts ersetzt werden können. Die Nachrichten bringen einen ja eher nicht dazu, sich in die Vereinigten Saaten zu verlieben - dort sein schon.

Weil man sich selbst ganz neu kennenlernt - Ich bin von "bloß kein rein wissenschaftlicher Master, bitte was berufsbezogenes" zu "am besten ein sechs-Jahres Programm zum Ph.D." umgeschlagen. Nicht nur, weil man sich in so einem Jahr verändert, sondern viel mehr, weil einem die neue Umgebung zeigt, was noch so in einem steckt.

Weil die Bereicherung (die Erlebnisse, die Freundschaften, die Erinnerungen, etc.) für immer bleibt, während der Organisationsstress davor schnell vergessen ist und der Reverse Culture Shock danach mit der Zeit vergeht.