Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    24.08.2022 – 24.02.2023
  • Lehrsprache

    Italienisch
  • Studienrichtung

    Sozialwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Politikwissenschaft B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt

Vor dem Studium im Ausland

Ich hatte schon lange vor, ein Erasmus Semester im Ausland zu machen. Meine Geschwister und viele Freund:innen hatten bereits ein Erasmus gemacht und ich wollte unbedingt auch selbst die Chance nutzen, im Ausland zu studieren. Sowohl um im Ausland leben zu können und viele neue Menschen kennenzulernen als auch um mein Italienisch zu verbessern.

Da ich schon in der Schule Italienisch gelernt habe, wollte ich definitiv nach Italien und Bologna schien mir als die italienische Studistadt besonders attraktiv. Im Sommer vor meinem Erasmus war ich auch schon einmal dort gewesen und die Stadt hat mir sofort gut gefallen.

Ich habe einen Sprachkurs an der Uni in Leipzig gemacht, um mich auf den italienischen Unterricht vorzubereiten. Außerdem habe ich über Facebook versucht eine Zimmer im Vorhinein zu finden, was sehr schwierig war. Finanziell hatte ich das Glück, dass meine Eltern mich unterstützt haben.

Ich habe einen B2-Sprachkurs an der Uni Leipzig besucht und habe alle Kurse in Italien auf Italienisch belegt (theoretisch gab es aber auch englische Kurse). Außerdem habe ich das Angebot eines zweiwöchigen Intensivsprachkurs an der Uni Bologna genutzt, was ich besonders weiterempfehlen kann.

Wenn man auf Italienisch studieren möchte, sollte man auf jeden Fall schon im Vorhinein einen semsterbegleitenden Sprachkurs in Deutschland besuchen. Wenn man die Zeit hat, ist es natürlich immer gut, ein bisschen auf Italienisch zu lesen oder Filme auf Italienisch zu gucken. Den Intensivkurs vor Ort kann ich auch nur empfehlen, weil man jeden Tag wirklich viel Italienisch spricht und eine gewisse Routine bekommt.

Während des Studiums im Ausland

Das italienische Studienleben ist etwas anders. Anfangs musste ich mich daran gewöhnen, weil die Kurse gefühlt viel intensiver und häufiger stattfinden und dadurch auch schon viel schneller rum sind als in Deutschland (teilweise ist der Kurs dann schon Anfang Dezember rum). Man hat außerdem teilweise die gleiche Vorlesung bis zu drei Mal die Woche und dann teilweise dreistündig. Von daher war es für mich etwas überfordernd, dass alles so schnell ging.

Grundsätzlich ist der Unterricht sehr frontal und es gibt keine Seminare. Die Prüfungen sind oft mündlich, was aber nicht unbedingt schlecht ist. Außerdem kann man die Prüfung meist dreimal machen, auch einfach um seine Note zu verbessern, was mir neu war.

Insgesamt war mir persönlich der Unterricht zu frontal.

Ich habe während meiner Zeit in Bologna in einer WG in der Nähe der Porta Mascarella gewohnt, also sehr zentral und direkt am Universitätsviertel. Dort habe ich mit einer Niederländerin und einer Deutschen zusammen gewohnt, die beide super nett waren. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, mit Italiener:innen zusammenzuziehen, aber das war quasi unmöglich und ich habe fast keine Person im Erasmus kennengelernt, die mit Italiener:innen zusammen gewohnt hat.

Die Wohnung war ziemlich klein, aber sehr schön. Mein Zimmer war auch ziemlich klein und hatte eine Schiebetür, war also von daher sehr hellhörig. Wenn man den Preis dann mit meinem Zimmer in Deutschland vergleicht, war es schon unglaublich teuer.

Insgesamt kann ich sagen, dass die Wohnungssuche wahrscheinlich mit Abstand das Stressigste an diesem ganzen Auslandsaufenthalt war. Ich hatte eigentlich schon extra früh angefangen, in lauter Facebook-Gruppen (es gibt kein WG-gesucht und alles läuft über diese Gruppen) nach einem Zimmer zu schauen. Dazu vielleicht noch interessant, dass es sehr üblich ist, sich ein Zimmer zu teilen, was ich auch gemacht hätte. Trotzdem habe ich fast keine Antwort bekommen.

Deswegen bin ich schon etwas früher vor Semesterstart nach Bologna gereist und habe in einem Hostel gewohnt, um vor Ort nach Wohnungen zu suchen. Das wiederum war sehr teuer, weil selbst die Hostels in Bologna ca. 30€ pro Nacht kosten. Mit Freund:innen aus Leipzig hatte ich anschließend eine Ferienwohnung, weil wir alle nach Wohnungen gesucht haben. Diese Zeit war wirklich sehr stressig, weil man so viel Geld für Zwischenunterkünfte ausgegeben hat und die ganze Zeit nicht wusste, ob man überhaupt etwas findet (ich habe bestimmt 100 Leute auf Facebook angeschrieben und war auf 4 Besichtigungen, bis ich etwas gefunden habe). Dementsprechend nimmt man am Ende echt einfach das, was man kriegt (in meinem Fall hatte ich da abgesehen vom Preis echt ein Riesenglück).

Wenn man es schafft, dann kann ich auf jeden Fall empfehlen, im Stadtzentrum/ "Innerhalb der Mauer" (dentro il muro) zu wohnen. Aber auch außerhalb ist es vollkommen ok und gerade wenn man Leipziger Distanzen gewohnt ist, ist das Ganze nicht weit. Fahrrad über subito (wie italienisches ebay) anschaffen, lohnt sich. Das Fahrradschloss von Decathlon ist allerdings ein Reinfall :D. Man sollte das Ganze echt nicht zu leichtfertig angehen, Bologna ist, glaube ich, wohnungstechnisch nach Mailand und Rom eine der schwierigsten Städte. Und man muss sich bewusst sein, dass die Preise deutlich höher sind. Am besten ist natürlich, man kennt eine Erasmus-Person aus dem Jahrgang vor einem, dann kann man, wenn man Glück hat, das Zimmer übernehmen. Aber da am besten schon ein halbes Jahr vorher drum kümmern.

Insgesamt war das Erasmus ziemlich teuer. Ich habe 590€ Miete gezahlt und die Lebensmittel waren grundsätzlich eher teurer als in Deutschland. Dementsprechend habe ich monatlich bestimmt 900€ oder mehr gebraucht, da man dann doch auch ab und zu kleine Trips macht etc..

Vor allem der Anfang war finanziell echt hart, da ich ja wie gesagt anfangs im Hostel gelebt habe, dann in einer Ferienwohnung und für das Zimmer in Deutschland und Italien kurz doppelt gezahlt habe (auch, weil ich den ganzen Monat in Italien bezahlt habe, obwohl ich erst später einziehen konnte, weil ich Angst hatte, die Wohnung sonst nicht zu bekommen).

Ich hatte Glück, dass meine Eltern mich da unterstützt haben, aber ich habe auch viel meiner Ersparnisse für das Erasmus ausgegeben.

Die finanzielle Lage war tatsächlich auch einer der Gründe, warum ich mich dagegen entschieden habe, 2 Semester zu bleiben.

Ich hatte insgesamt wirklich eine besonders tolle Zeit in Bologna!

Bologna ist eine unglaublich schöne und belebte Stadt und ich würde sagen, dass sie fürs Erasmus perfekt ist! Mit 400.000 Einwohner:innen ist sie nicht ganz so groß wie Leipzig, also ein bisschen gemütlicher, man läuft sich häufiger über den Weg und die Distanzen sind nicht so weit, aber gleichzeitig ist wirklich noch eine Menge los. Kulturell und politisch hat die Stadt echt viel zu bieten und man merkt, dass es die Studistadt in Italien ist. Abgesehen davon ist sie einfach viel weniger touristisch als die meisten italienischen Städte, was man vor allem zu schätzen lernt, wenn man ein paar Trips gemacht hat. Für solche Trips in berühmte Städte ist Bologna natürlich auch super gelegen.

Abgesehen davon kann man in Bologna natürlich das klassische Dolce Vita mit 2€ Aperol auf der Piazza Verdi und vielen kleinen Bars (Via Mascarella, Via del Pratello) top erleben. Es ist wirklich immer was los und man muss eher mal schauen, dass man auch mal eine Pause schafft.

Insbesondere die Leute, die ich kennengelernt habe, haben meinen Italienaufenthalt geprägt. Ich hätte vorher nicht erwartet, so viele gute Freundschaften zu sammeln, die ich auch im Nachhinein noch behalten werde. Dabei habe ich wirklich viele internationale Menschen kennengelernt, aber auch einige Italiener:innen, die wirklich ziemlich offen waren! Gerade die Leute haben es zu einer sehr intensiven und wirklich schönen Zeit gemacht.

Natürlich war es auch cool, die Sprache besser zu lernen. Gerade wenn man Spaß am Sprachenlernen hat, ist das Erasmus eine gute Gelegenheit (wobei man sich auch bewusst sein sollte, dass man ziemlich wahrscheinlich auch mit vielen "Internationals" Zeit verbringt, weil die einfach genau gleich viel freie Zeit haben, gleiche Interessen und genauso neu in der Stadt sind wie man selber).

Nach dem Studium im Ausland

Die Anerkennung lief theoretisch recht einfach ab, auch dadurch, dass man vieles ziemlich einfach im Wahlbereich anerkennen lassen kann. Dabei hat mir mein Erasmus-Koordinator sehr gut weitergeholfen. Allerdings muss ich sie noch final abschließen.

Cappuccino (für 1,30€!), Cornetto mit Pistaziencreme & Aperol vermiss ich, wenn's ums Kulinarische geht.

Insgesamt würde ich sagen, vermisse ich das Lebensgefühl in Bologna, das so locker und genießerisch ist. Ich vermisse alle meine Freund:innen und die Art, wie man jeden Tag so viel Zeit zusammen verbringt (was für mich echt noch mal was anderes war als in Leipzig, einfach auch weil man viel weniger andere Verpflichtungen hat und alle die Zeit möglichst gut nutzen wollen). Und ich vermisse es, Italienisch zu sprechen und Italien einfach jederzeit erkunden zu können.

Insgesamt fand ich den Wechsel von Bologna zurück nach Leipzig recht unkompliziert. Ich hatte eigentlich das Gefühl, gar nicht weggewesen zu sein, weil die Zeit so schnell verflogen ist. Trotzdem habe ich natürlich auch einen Moment gebraucht, um mich wieder einzuleben. Ich denke, das geht aber recht gut von alleine und man muss sich da nicht allzu viele Gedanken machen, wenn man das ganz mit etwas Zeit entspannt angeht. Letztlich gibt es dann ja natürlich auch Dinge in Leipzig, auf die man sich wieder gefreut hat.

Es lohnt sich absolut, ein neues Land zu entdecken, weil man so viel (über sich) lernt und sehr viele tolle Menschen kennenlernt. Man kommt auch mal aus seiner Komfortzone raus und gewinnt dadurch eine Menge neuer Eindrücke. So vieles, wie man dort in kurzer Zeit mitnimmt, schafft man zu Hause irgendwie nie.