Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.02.2022 – 31.01.2023
  • Lehrsprache

    Französisch
  • Studienrichtung

    Geistes- und Sprachwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Translation B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt

Vor dem Studium im Ausland

Während meines Erststudiums hat sich ein Auslandsaufenthalt nicht ergeben (hatte den Wunsch aber schon) und nach 37 Jahren in Leipzig wollte ich endlich noch mal anderes sehen.

Die Wahl der Partnerhochschule war leicht, da für mich eigentlich nur Brüssel als Ort in Frage kam.

Ich habe alle Anträge gestellt und eine Untermietrin für meine Wohnung gesucht. Nach einem Zimmer in Brüssel wollte ich dann vor Ort schauen, zunächst bin ich bei einem Freund untergekommen. Außerdem habe ich seit Jahren dafür gespart, weil ich keinen Anspruch auf Bafög mehr habe und keinen Kredit aufnehmen wollte.

Am Ende durfte ich bei besagtem Freund wohnen bleiben. Ein anderes Zimmer zu finden war fast unmöglich.

Nein, ich habe keinen Sprachkurs besucht.

Ein Niveau B1 ist an der ULB das mindeste, was man haben sollte, vor allem um Kurse zu besuchen, die für die regulären Studierenden ausgelegt sind.

Während des Studiums im Ausland

Die Mitarbeiter der Universität sind zum Großteil überaus freundlich und bemüht. Allerdings ist die Organisation des Studiums (vor allem der digitale administrative Part (z.B. das Online-Vorlesungsverzeichnis, der Online-Kalender usw.)) ziemlich unübersichtlich und zum Teil nervenaufreibend. Die Kursauswahl hat sich während meines zweiten Semesters an der ULB etwas mehr auf ein Hochschulniveau angepasst (vorher gehörte das Institut zu einer Fachhochschule und die Kursauswahl war dementsprechend unwissenschaftlich und für mich teilweise nicht nachvollziehbar). Außerdem fand mitten im Semester der Umzug des Instituts statt, was etliche Erasmus-Studierende ziemlich verärgert hat, weil es vor Aufenthaltsbeginn keine Information darüber gab. Die Kurse wurden während sechs Wochen digital abgehalten. Im zweiten Semester ist der Professor, der die meisten Kurse für Erasmus-Studierende anbietet, ausgefallen und es wurde kein adäquater Ersatz gefunden, sodass ein Großteil der Kurse nicht bzw. nur sehr kurz stattfand.

Ansonsten war das Studium nicht so viel anders als an der Uni Leipzig. Eher weniger anspruchsvoll, würde ich sagen.

Besonders gut hat mir der Kurs "Histoire de l'art" bei Joelle Petit gefallen. Durch mein Erststudium kannte ich zwar das meiste schon, aber ich die Art und Weise, wie sie ihre Seminare aufgebaut hat war originell und interessant.

Ich konnte bei einem Freund einziehen, der ein Zimmer übrig hat.

Ansonsten ist die Zimmersituation ziemlich schwierig, besonders für Kurzeitmieten von 4 oder 5 Monaten. Raten kann ich nicht viel, weil ich selbst viel Glück hatte.

Ich habe von meinem Ersparten gelebt, in der zweiten Hälfte des Jahres habe ich mir einen Studentenjob gesucht. Weil ich Glück mit dem Zimmer hatte, für das ich nur einen Beitrag zu den Betriebskosten zahle (200,-) und ich ein eher sparsamer Mensch bin, würde ich schätzen, dass ich zwischen 600 und 800 Euro ausgegeben habe (inklusive "Miete" und 200,- Krankenkasse). Zusatzkosten waren vor allem Reisen nach Leipzig und ein neues Fahrrad, mit dem alten war an Fahren in einer "welligen" Stadt wie Brüssel nicht zu denken. Insgesamt sind die Kosten hier höher für Lebensmittel, Internet, Ausgehen usw.

Tja, ich bin aus dem Alter vermutlich raus, an dem ich heiße Ausgeh-Tips geben kann, mit 38 Jahren bin ich ja sozusagen "alt" für eine Erasmus-Studierende.

Was mich aber besonders an Brüssel reizt, ist die Dichte an zeitgenössischem Zirkus, der hier stattfindet. Und die Dichte an unprätentiösen Leuten. Der Wald im Süden ist großartig, wenn man mal raus muss. Dort kann man gefühlt Tage gehen.

Nach dem Studium im Ausland

Ja, ich habe alle Leistungen, die erbracht habe, anerkennen lassen. Frau Rohrlack und dann Frau Leibbrand haben mich dabei unterstützt. Der Prozess der Anerkennung lief ziemlich unkompliziert, zumindest im ersten Semester. Die Leistungen für das zweite sind noch nicht anerkannt, aber ich denke nicht, dass es da Probleme geben wird.

Ich bleibe noch länger in Brüssel, weil es mir hier so gut gefällt. Deswegen könnte ich hier eher schreiben, was ich an Leipzig vermisse.

Ich würde anderen Studierenden empfehlen, nicht nur mit anderen Erasmus-Studierenden die Stadt zu erkunden oder schlimmstenfalls nur in Bars rund um Place de Luxembourg auszugehen, sondern sich vielleicht einen kleinen Job in der Gastro oder so zu suchen (das ist hier ziemlich unkompliziert) und dann Land und Leute (vor allem deren Buntheit) kennen zu lernen. Man findet schnell Anschluss und trifft interessante Leute aus aller Welt. Mit Belgiern macht man leicht gute Freundschaften. Außerdem lohnen Ausflüge in die Ardennen. Ziemlich interessant ist auch die deutschprachige Gemeinschaft in Ostbelgien, eine rührige Gemeinde, die viele kulturelle Ereignisse auf die Beine stellt (z.B. das Meakusma Festival oder das Agora Theater).

Weil alles andere Stillstand bedeutet.