Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    17.02.2023 – 30.06.2023
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Medizin und Pharmazie
  • Studiengang, Studienabschluss

    Medizin Staatsexamen, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt

Vor dem Studium im Ausland

Ich hatte schon immer den Wunsch nach einer Auslandserfahrung im Studium und bin schlussendlich von Freunden mit Erasmus-Erfahrungen dazu motiviert wurden, nach der langen Corona-Zeit doch noch den Versuch zu wagen. Da ich mit meiner Bewerbung spät dran war, habe ich mir einen Restplatz gesichert. Prag hat mir am meisten zugesagt, weil es eine große Stadt mit breitem internationalen und kulturellen Angebot ist und natürlich nicht zuletzt wegen des tschechischen Biers ;)

Da ich leider nicht von der Anhebung des Erasmus+ Fördersatzes profitiert habe, habe ich bereits im Jahr vor Beginn Geld für meinen Aufenthalt gespart. Ich bin ins Studierendenwohnheim eingezogen, weil man dort einfach einen Platz bekommt und für 180€ wesentlich günstiger wohnt als in einer privaten Unterkunft, für die man meist mindestens 500€ monatlich einplanen sollte.

Für die Zusammenstellung des Stundenplans wurde ich im September 2022 von der Erasmuskoordinatorin meiner Partnerhochschule kontaktiert, was sich aber leider als sehr schwierig herausgestellt hat. Im Endeffekt hat es aber irgendwie geklappt und ich habe später erfahren, dass die meisten anderen Studierenden an dieser Fakultät ähnliche Probleme mit ihr und dem Umgangston hatten, davon sollte man sich also nicht abschrecken lassen. Genauso wie von der ganzen restlichen Bürokratie, die mit einem Auslandssemester verbunden ist... es lohnt sich!

Ich habe im Sommersemester 2022 einen Tschechisch-Sprachkurs belegt, da ich damit gerechnet habe, dass wir trotz der Lehrsprache Englisch Kontakt zu PatientInnen haben werden, was im Endeffekt leider kaum der Fall war. Trotzdem hat mir eine grundlegende Sprachkenntnis geholfen, weil man sich natürlich immer irgendwie mit Händen und Füßen verständigen kann und in Prag viele Menschen Englisch sprechen aber man auch viel über die Kultur und Geschichte des Landes erfährt und einen besseren Draht zu den sonst oft eher gastunfreundlichen Menschen hat. Wenn man ausreichend Zeit hat, würde ich empfehlen ein paar Basics z.B. mit Duolingo vorher zu lernen und dann während des Aufenthaltes einen Sprachkurs zu belegen.

Auf Englisch habe ich mich ehrlich gesagt kaum vorbereitet und wurde ein wenig davon überrascht, wie unterschiedlich das medizinische Vokabular doch ist. Allerdings kann man das im Zweifelsfall live nachschlagen, weil das immer stark vom einzelnen Thema abhängt.

Während des Studiums im Ausland

Die Lehre an sich war sehr theoretisch und in Blöcken organisiert, sodass man meist von 8 bis 13 Uhr (mit Anwesenheitspflicht) in der Uni Vorlesungen/Seminaren besucht hat. Trotzdem gab es einzelne Fächer, die sich um eine sehr gute und vielseitige Lehre bemüht haben, in meinem Fall waren das General Practice und Critical Care. Zusätzlich kann man einwöchige Praktika belegen, wo man beispielsweise im HNO OP sehr viel assistieren und nähen üben kann. Die Prüfungen sind in den meisten Fällen mündlich und fallen gerade für Erasmus-Studierende sehr human aus, die Termine dafür kann man relativ flexibel festlegen.

Abseits der Medizin habe ich andere Kurse belegt, die teilweise viel Spaß gemacht haben und in denen ich gute Freunde kennengelernt habe, wie im Tschechisch-Sprachkurs und beim wöchentlichen Wandern in "Tourism - Exploring Prague and Surroundings".

Ich habe im Wohnheim in Hostivař in einem sehr kleinen Zweibett(!)-Zimmer gewohnt. Das war eine spannende Erfahrung, auf die man aber sicherlich auch verzichten kann. Zudem war das Wohnheim zwar mit den Öffis gut angebunden aber trotzdem sehr weit vom Stadtzentrum entfernt. Außerdem war das Wohnheim selbst nicht gerade im besten Zustand und man teilt sich zum Beispiel mit dem gesamten Gang, auf dem etwa 15 Menschen leben, eine winzige Küche, in die gerade mal eine Person gepasst hat. Immerhin musste ich das Badezimmer nur mit meiner Mitbewohnerin teilen, das ist aber auch nicht überall der Fall.

Wenn man irgendwen kennt, der jemanden kennt der schonmal in Prag war, dann sollte man es auf jeden Fall darüber versuchen. Ansonsten haben viele in Häusern gewohnt, die hauptsächlich an Erasmus-Studierende vermietet werden und die zwar eine Top Lage haben, aber mitunter auch mehr als baufällig sind. Hier sollte man also priorisieren, wie viel einem dann eine Miete von mindestens 500€ monatlich wert ist.

Andere Menschen lernt man so oder so sehr schnell kennen, da habe ich keinen Unterschied bemerkt.

Das Studium selbst hat mich nur die Fahrkarte (etwa 30€ für 6 Monate) gekostet, da ich weiterhin in Leipzig immatrikuliert war. Ansonsten hängt es stark vom eigenen Lifestyle ab. Supermärkte sind etwas teurer als in Deutschland, dafür sind Restaurants und Bars deutlich günstiger. Die Erasmus-Förderung in Höhe von 330€ monatlich minus 180€ Miete haben trotzdem nicht gereicht, da ich natürlich auch etwas erleben und unternehmen wollte und u.a. durch Tschechien und nach Polen gereist bin.

Die Auszahlung der Förderung dauert eine Weile und beinhaltet dann vorerst auch nur einen Teil, sodass man auf jeden Fall einen finanziellen Puffer mitbringen sollte. Ich denke overall habe ich etwa 1000€ Ersparnisse aufgebraucht.

Ich habe viele kleine wunderschöne Erfahrungen gemacht und so viele interessante Menschen kennengelernt wie sonst kaum.

Was ich empfehlen kann? Wandern im Divoká Šárka, die vielen Parks in der gesamten Stadt, das vegane Restaurant "Moment Bistro", Bars wie Kasárna Karlín, Mrtvá Ryba und Malkovich, Unternehmungen und Treffen des Erasmus Clubs Prague und sehr sehr günstige Flixbus und Regiojet Fahrten durch Tschechien zu den Unesco Städten wie Kutná Hora und Český Krumlov, wo man super raften kann.

Nach dem Studium im Ausland

In Medizin in Leipzig ist das leider sehr schwierig, da viele Fächer per se nicht anerkannt werden können und man bei anderen sowohl Namen als auch Stundenanzahl der deutschen Studienordnung erfüllen muss. Dennoch habe ich in Prag die Fächer HNO und Augenheilkunde belegt und hoffe, dass alle Voraussetzungen erfüllt sind, damit mir das Landesprüfungsamt diese Prüfungen anerkennt. Unterstützt werde ich dabei von der Erasmus Koordinatorin der Medizinischen Fakultät Leipzig, die mir aber auch bereits vor Antritt des Semesters sagte, dass ich mir nicht allzu große Hoffnungen machen und eher Fächer belegen solle, die mich persönlich interessieren.

Ich vermisse die viele Freizeit und Flexibilität abseits von Verpflichtungen und Studijob, dass immer irgendwer eine Aktivität vorgeschlagen hat, sodass einem nie langweilig wurde und das gute und günstige Essen in den vielen Restaurants und Cafés. Was das Studium an sich angeht, habe ich eher die praxisnahe Lehre sowie die nicht anwesenheitspflichtigen aber gehaltvollen Vorlesungen in Leipzig vermisst.

Ich kann empfehlen, die sozialen Kontakte in Leipzig wieder zu pflegen aber auch Pläne mit den neuen Freunden aus dem Ausland zu schmieden und den bürokratischen Kram, den das Auslandssemester mit sich bringt, so schnell wie möglich abzuhaken.

Weil es immer etwas gibt, was man noch nicht kennt und noch nicht gesehen oder gemacht hat und diese Welt so viele Erfahrungen zu bieten hat :)