Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    18.09.2021 – 17.01.2022
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Geschichte, Kunst- und Regionalwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Arabistik und Islamwissenschaft B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+ , Anderes Stipendium
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Nicht ausreichend erfüllt
  • E-Mail-Adresse

  • Instagram Account

Vor dem Studium im Ausland

Seit März 2019 arbeite ich als studentische Hilfskraft im Leibniz-Institut für die Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas GWZO in der Abteilung Verflechtung und Globalisierung. Auf diese Weise kam ich erstmals intensiver mit dem Osmanischen Reich, Istanbul und der Türkei in Kontakt. Ich habe schnell Interesse gewonnen und mich bereits damals dazu entschieden, mein Auslandssemester in Istanbul zu absolvieren.

Weil das Orientalische Institut keine institutionellen Verbindungen nach Istanbul hat, habe ich im Herbst 2020 begonnen, nach anderen Instituten der Universität Leipzig zu suchen, die ein Erasmus-Semester in Istanbul anbieten. Ich habe mich für den Erasmus-Platz des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaften entschieden, weil ich dadurch Journalismus-Kurse belegen konnte.

Im Mai 2021 habe ich dann den Registrierungsprozess an der Yeditepe Üniversitesi begonnen. Er verlief weitgehend reibungslos. Probleme hat eher bereitet, dass ich mehrere widersprüchliche Aussagen von der Erasmus-Koordinatorin des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaften und verschiedenen Mitarbeiterinnen des Spracheninstituts erhalten habe, wodurch es eine Weile gedauert hat, bis ich meinen Sprachnachweis einreichen konnte. Es hat außerdem sehr lang gedauert, mein Visum für den Erasmus-Aufenthalt zu erhalten, von dem sich später herausstellte, dass ich es überhaupt nicht brauchte.

Die Finanzierung des Semesters war von Anfang an sehr sicher, weil ich seit März 2021 ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes erhalte und die Stiftung Auslandsaufenthalte zusätzlich fördert. Außerdem konnte ich weiterhin am GWZO arbeiten, sodass keine finanziellen Probleme zu erwarten waren.

Während der Registrierung bei der Yeditepe Universität konnte ich einen Wohnheimplatz beantragen.

Der Unterricht sollte hauptsächlich auf Englisch stattfinden. Ich hatte zwei Semester Türkisch an der Uni Halle belegt, weil der Kurs dort besser sein soll, aber mein Türkisch war nie gut genug, um mehr als sehr grundlegende Konversationen zu führen. Ich glaube, dass das Leben in Istanbul noch interessanter und viel entspannter ist, wenn man Türkisch spricht, aber viele der Studierenden sprechen Englisch, also gibt es dahingehend selten Probleme. Die Verwaltung der Universität hingegen spricht nur vereinzelt Englisch, was das Administrative schwierig macht.

Während des Studiums im Ausland

Ich kann nicht empfehlen, an die Yeditepe Universität zu gehen, wenn euch das Studium wichtig ist. Ich konnte keine der Journalismus-Kurse belegen, weil sie entweder entgegen der Angabe auf der Website nur auf Türkisch oder überhaupt nicht angeboten wurden. Die Lehrveranstaltungen meiner Freund*innen und Bekannten an der Universität waren zu großen Teilen auch eher uninteressant und sehr verschult. Mein Fotografiekurs war sehr gut und interessant, ich war aber auch blutiger Anfänger.

Um weder von Deutschland aus eine Wohnung suchen noch die ersten Wochen in Istanbul mit der Wohnungssuche verbringen zu müssen, habe ich während der Registrierung bei der Yeditepe Universität einen Wohnheimplatz beantragt. Obwohl mir wenige Wochen vor dem Beginn meines Auslandssemesters bestätigt wurde, dass mein Antrag auf einen Wohnheimplatz weitergeleitet wurde und keine Probleme bestünden, war bei meiner Ankunft kein Wohnheimplatz für mich reserviert. Zu allem Überfluss sprach nur einer der Wohnheimverwalter Englisch, weswegen meine Situation erst nach drei Stunden vorläufig geklärt werden konnte und ich in einem leeren Zwei-Mann-Zimmer untergebracht wurde, in das am Montag noch ein weiterer internationaler Student aus Pakistan einquartiert wurde. Der Wohnungsmarkt in der Gegend war allerdings sehr angespannt und ich konnte so kurzfristig keine Wohnung finden. Ende der Woche wurde uns dann durch einen türkischen Studenten mitgeteilt, dass wir in dem Zimmer bleiben können.

Ich hätte erwartet, dass es mir schwerfallen würde, mit einer anderen Person ein Zimmer von etwa 16 Quadratmetern inklusive Badezimmer zu teilen. Da mein Mitbewohner allerdings außerordentlich zuvorkommend war und wir meist zu verschiedenen Zeitpunkten das Zimmer benutzten, stellte sich das als unbegründete Sorge heraus.

Ich würde euch unbedingt empfehlen, ein Zimmer in Kadıköy zu suchen. Das Viertel ist zwar etwa 60 Minuten von der Uni entfernt, aber unheimlich interessant, lebhaft und sehr schön. Ich habe mich auf dem Campus oft ein wenig abgeschnitten vom interessanten Teil Istanbuls gefühlt. Von Kadıköy kommt man außerdem weitaus schneller nach Beyoğlu oder Beşiktaş, weil es direkt am Bosporus liegt.

Ich habe im Monat etwa 500 Euro ausgegeben, das meiste in Restaurants und Cafés. Das Wohnheim hat einmalig 140 Euro und dann etwa 50 Euro im Monat gekostet, aber die Mieten in der Nähe der Universität und in Kadıköy sind mit denen in Leipzig vergleichbar. Unerwartete Kosten sind nicht entstanden, aber ihr solltet euch vorher informieren, bei welcher Bank ihr kostenlos Geld abheben könnt.

Wer an der Yeditepe Universität studiert, sollte unbedingt regelmäßig in die Levera Bakery gehen. Dort gibt es den besten Brownie, den ich je gegessen habe und den tollsten Kater der Welt. Ich vermisse ihn sehr.

Nach dem Studium im Ausland

Ich habe in meinem Wahlpflichtbereich ein Modul "Auslandsaufenthalt" und habe dafür einen zehnseitigen Bericht geschrieben. Die Anrechnung verlief problemlos.

Ich vermisse die überall herumlaufenden Katzen, außerdem natürlich meine Freund*innen und den Bosporus und seine Fähren. Das Ankommen in Leipzig fiel mir aber sehr leicht.

Um sich die eigene Neugier zu erhalten, die eigene Unwissenheit besser kennenzulernen, Hürden zu nehmen und ganz allgemein möglichst viele Klischees (die deswegen nicht weniger wahr sind) zu erfüllen und dann in diese Box zu schreiben.