Hebrew University of Jerusalem

Durch ein Praktikum am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa und ein Austausch Projekt der Literaturwissenschaft zwischen Prag und Leipzig habe ich meinen ganz persönlichen Studienschwerpunkt entdeckt: deutsch-jüdische Literatur. Mein Projekt war es so viel wie möglich darüber heraus zu finden, und mich auf die Suche nach einem konkreten Thema für die Masterarbeit zu begeben. Jerusalem war dafür die besten Wahl. Der Studiengang Germanistik bietet ebenfalls einen Master an, in welchem Kurse wie in Leipzig angeboten werden, einige sogar auf deutsch und die Auswahl der Themen denen in Leipzig gleichen. Mit dem Unterschied, dass der Schwerpunkt direkt auf deutsch-jüdischer Literatur liegt.

Zu den Vorbereitungen zählten die Organisation der akademischen Dokumente, ein Visumsantrag per Post, eine Krankenversicherung sowie einen Wohnheimplatz über die Hebrew University. Eine finanzielle Absicherung hatte ich dank des Stipendiums sowie dem Unterhalt durch meine Eltern.

Ich hatte an der Universität in den vorigen Jahren Englischkurse belegt. Da die Unterrichtssprache in Jerusalem für internationale Studierende vorrangig English hatte ich eine gute Basis sowie eine große Auswahl an Kursen. Einige Kursen wurden allerdings auch auf deutsch angeboten, was durch die Besonderheit der germanistischen Fakultät einher ging. - Mit sehr guten Englischkenntnissen hat man dort also einen abwechslungsreichen und spannenden Studienalltag. Wenn man Hebräisch beherrscht ist die Auswahl noch größer und man kann noch viele weitere und spannende Kurse vor allem mit Locals belegen.

Mein Studium war sehr gut organisiert. Das Vorlesungsverzeichnis war sehr früh verfügbar und aktuell. Ich hatte zwei Kurse an der Rothberg School belegt, die sich aus historischer Perspektive mit jüdischen Studien befasst. Diese waren sehr gut strukturiert, anspruchsvoll und fanden in regem Austausch statt. Die Rothberg School ist extra für Internationals. Dort werden viele Kurse zur aktuellen politischen Lage, zur Geschichte des Judentums aber auch Israels angeboten sowie Kurse zur Stadtplanung von Jerusalem oder Architektur gehalten. Im Besonderen die Kurse mit field trips haben einen starken Anklang gefunden. Da entdeckt man unter verschiedenen Perspektiven die Stadt Jerusalem und das Land noch einmal sehr genau.

Besonders schön waren für mich die Literaturkurse, in denen wir Autoren wie Adorno, Kafka, Else Lasker-Schüler und viele weitere gelesen haben. Die Seminargruppen waren kleiner, oft mussten wir kurze Vorträge halten und diskutierten sehr viel über die gelesenen Texte.

Ich hab in einer 5er WG im Student:innen dorf 20 Minuten entfernt von der Universität gewohnt. Der Vorteil daran ist, dass der Weg zur Uni sehr kurz ist und die meisten Freunde auch direkt dort wohnen. Ich würde es trotzdem nicht empfehlen. Die Wohnungen sind meistens nicht top ausgestattet und in keinem guten Zustand. Außerdem muss man wirklich viel Glück mit den Mitbewohnerinnen haben, viele Menschen dort sind sehr jung und haben noch keine WG Erfahrung gemacht. Dazu kommt, dass auch die Miete sehr hoch ist. Ich habe 850€ pro Monat gezahlt.

Ich würde jedem empfehlen sich eine liebe WG zu suchen. Die Atmosphäre ist sicherlich besser. Allerdings ist der Fahrtweg zur Uni dann etwas anstrengend, aber solang man ein paar gute Freunde hat, die nah bei der Uni wohnen, lässt sich das alles gut einrichten. Der ÖPNV durch die Stadt ist mitunter etwas anstrengend und mit dem Bus kann man eigentlich meistens mindestens eine halbe Stunde an Fahrtzeit hinzurechnen an manchen Tagen. Es ist also keine schlecht Idee in der Nähe einer Tramstation zu wohnen.

Israel gehört zu den teuersten Ländern. Im Monat sollte man so mit 1300€ rechnen. Damit hat man dort dann ein entspanntes Leben, kann mal in eine Bar ausgehen und Ausflüge machen. Der ÖPNV ist dort übrigens sehr günstig, mit einer RavKav kann man ab 3€ fast überall mit dem Bus hinfahren. Nach Tel Aviv bezahlt man 6€. Der größte Anteil des monatlichen Betrags war die Miete mit 850€. Wenn man dann auf den Märkten einkauft, sich in die Uni selbst Essen mitnimmt und optimalerweise in der WG gemeinsam kocht und isst, passt das mit dem Geld sehr gut.

Ich musste mir dort noch eine Bettdecke kaufen und Handtücher. Glücklicherweise war in meiner WG schon einiges an Küchenutensilien vorhanden, sodass die Ausgaben am Anfang des Aufenthalts nicht so hoch waren, wie ich dachte.

Jerusalem ist in Israel ein unglaublich spannender Ort. Die aktuelle Lage spürt man dort fast täglich und am Anfang kann man von der Menschenmenge schon ziemlich überfordert sein. Besonders schön ist es, dass es so viel zu entdecken gibt. Man kennt sich irgendwann richtig gut in der Altstadt aus, entdeckt einen wunderbaren Fahrradweg an der alten TrainStation, die super süß ist & Yad Vashem ist eines der besten Museen, danach kann man direkt einen Spaziergang im sehr grünen, entspannten und schönen En Kerem machen. Wunderschön sind auch die verstecken Springs (En Lavan) und wenn du es magst zu tanzen, dann kann ich Fusion Blues von JerusBlues empfehlen. Die Menschen in dem Verein sind sehr herzlich und wunderbar. Dort hatte ich viel Spaß und ganz viel Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen aus Jerusalem.

Ich konnte mir die Leistungen im Ausland für mein Studium aufgrund der thematischen Überschneidungen anrechnen lassen. Die Erasmuskoordinatorin der Germanistik hat mich stets ermutigend beraten und mich bei allen Fragen unterstützt.

Meine Rückkehr war für mich ganz emotional. Der entdeckungsreiche Alltag in Israel, die lebendigen Diskussionen im Seminar und untereinander und die Freunde fehlen so plötzlich. Ich kann empfehlen ganz viel mit Freunden zu machen, im Seminar einfach selbst ganz viel zu diskutieren und Leipzig noch einmal neu zu entdecken. :)

Wenn man Lust darauf hat, dann sollte man sich einfach trauen. Ein Aufenthalt im Ausland ist intensiv, anstrengend in der Vorbereitung, aber wunderschön und spannend vor Ort. Ich bin mit so vielen Fragen, Ideen und schönen Erinnerungen zurück gekommen. & dafür bin ich dankbar!