Steckbrief
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Länge des Aufenthalts
19.12.2021 – 19.05.2022 -
Lehrsprache
Englisch -
Studienrichtung
Lehramt und Erziehungswissenschaften -
Studiengang, Studienabschluss
Englisch Lehramt an Grundschulen, Staatsexamen -
Förderprogramm
Selbst finanziert -
War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?
Freiwillig -
Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?
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E-Mail-Adresse
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veröffentlicht am
Vor dem Studium im Ausland
Wenn man Lehramt Grundschule mit dem Kernfach Englisch studiert, ist man verpflichtet, zwei Monate im englischsprachigen Ausland zu verbringen. Ich habe mich bewusst gegen eines der typischen Länder entschieden, da mich Hongkong aufgrund von seiner Geschichte und seiner Position zwischen Festland-China und dem Westen sehr gereizt hat. Sowohl Chinesisch (Kantonesisch) als auch Englisch sind offizielle Amtssprachen in Hongkong, weshalb der Aufenthalt dort anerkannt wird. Ich habe konkret ein Auslandsstudium gewählt, um eine mir unbekannte Kultur kennenlernen zu dürfen und dabei aber in einem festen Rahmen zu sein. Hongkong war mein Zweitwunsch bei der Bewerbung. Ich war aber nie traurig darüber, dass der Erstwunsch nicht geklappt hat.
Die Bewerbung an der Uni Leipzig war im Dezember 2020 und die Zusage erhielt ich im Februar 2021. Anschließend musste ich mich bei der HKBU selbst bewerben und die Visa-Unterlagen nach Hongkong schicken. Der Bewerbungsprozess zog sich also über mehrere Monate und war machbar. Leider galten während meines Aufenthaltes in Hongkong strenge Coronaregeln, weshalb ich vor dem Semesterstart für drei Wochen in Hotelquarantäne musste. Das hat natürlich für Extrakosten gesorgt. Generell habe ich den Aufenthalt mit Erspartem, einem vorherigen Nebenjob und familiärer Unterstützung finanziert.
Ich habe im Studentenwohnheim auf dem Campus gewohnt, was ich nur empfehlen kann und auch die günstigste Variante ist.
Ich habe vorher keinen Sprachkurs gemacht. Alle Lehrveranstaltungen sind auf Englisch und auch in der Stadt selbst kommt man mit Englisch gut zurecht. Chinesisch-Kenntnisse sind nicht nötig.
Wenn man ein gutes Englisch-Niveau von B2 oder besser hat, braucht man meiner Meinung nach keine weitere sprachliche Vorbereitung.
Während des Studiums im Ausland
Mir hat das Studium sehr gut gefallen! Pro Modul gab es eine dreistündige Lehrveranstaltung in der Woche, welche bei mir wie ein Mix aus Vorlesung und Seminar war. Das Verhältnis zwischen den Studierenden und den Lehrenden war viel persönlicher, als ich das von der Uni Leipzig gewohnt bin. Ich hatte ganz wunderbare Literaturkurse am English Department mit ausgesprochen kompetenten Professor:innen.
Zusätzlich hatte ich einen Kantonesisch-Kurs belegt, was ich nur empfehlen kann. Wir hatten eine sehr freundliche Lehrerin, die uns innerhalb von kurzer Zeit viel sprachliches und kulturelles Wissen vermittelt hat.
Die Damen vom International Office waren immer sehr hilfsbereit und haben schnell auf Anfragen reagiert. Es gab Einführungsveranstaltungen für Austauschstudierende vor Semesterbeginn, die ich leider verpasst hatte, weil ich mich noch in Quarantäne befand. Während des Semesters gab es aufgrund der Coronabeschränkungen nur eine Gruppenveranstaltung.
Ich habe, wie bereits erwähnt im Studentenwohnheim direkt auf dem Campus gewohnt. Dieses besteht aus zwei zueinander parallel stehenden Türmen. Ich habe auf einem “local floor“ mit Chinesinnen gewohnt. Es gibt aber auch “international floors“. Bei der Bewerbung kann man eine Präferenz angeben. Jedes Zimmer wird zu zweit geteilt und zwei Zimmer teilen sich jeweils ein Badezimmer. Auf jeder Etage gibt es eine gemeinsame Küche und einen Sitzbereich. Ich hatte mir mein Zimmer zuerst mit einer Chinesin aus Hongkong geteilt, welche aber später aufgrund von der Coronasituation ausgezogen war. Den Rest des Semesters habe ich dann alleine gewohnt.
Das Wohnheim befindet sich direkt neben einem Park und in unmittelbarer Nähe zu zwei Einkaufszentren. Auch die nächste MTR-Station ist fußläufig zu erreichen. Hinzu kommt, dass man es natürlich nicht weit zu den Lehrveranstaltungen hat und schnell Anschluss finden kann.
Aus diesen Gründen kann ich das Studentenwohnheim nur empfehlen.
Das Studentenwohnheim hat für das gesamte Semester ca. 1200 € gekostet. Außerhalb sollte man ungefähr 600 – 1200 € pro Monat für das Wohnen einplanen. Dazu kommen ca. 300 – 400 € pro Monat für Essen, die öffentlichen Verkehrsmittel, persönliche Ausgaben, die Simkarte etc. Zusätzlich sollte man an die Versicherungs- (bei mir ca. 350 €) und die Flugkosten (bei mir ca. 1300 €) denken. Obendrauf verlangt die Universität Verwaltungsgebühren von ungefähr 230 €.
Hongkong ist wunderbar! Es gibt nicht nur das wilde Durcheinander im Wolkenkratzer-Dschungel, sondern auch schöne Sandstrände, niedliche Dörfer, grüne Hügel und traumhafte Inseln. Besonders empfehlen kann ich die “cha chaan tengs“, die typischen Hongkonger-Cafés. Außerdem sollte man unbedingt Dim Sum probieren.
Die schönste Erfahrung für mich aber war es, ganz viele tolle Menschen von überall auf der Welt mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen kennenlernen zu dürfen. Dafür werde ich immer dankbar sein.
Nach dem Studium im Ausland
Ich habe inzwischen meinen Studiengang gewechselt, weshalb ich mich mit der Anerkennung im Lehramtsbereich nicht hundertprozentig auskenne. In dem Stadium des Grundschullehramtsstudiums (bei mir Auslandssemester nach dem 4. Semester) aber sind die fachwissenschaftlichen Module weitestgehend abgeschlossen, wodurch es schwer sein könnte, sich Leistungen anrechnen zu lassen.
Allerdings ist es mithilfe der Fachstudienberatung relativ unkompliziert, sich Leistungen in Anglistik anerkennen zu lassen.
Am meisten vermisse ich das schöne warme Wetter, die freundlichen Menschen, das gute Essen und das Treiben in der Stadt. Ich fand es so schön, jeden Tag mit dem Blick auf die Skyline ins Bett zu gehen.
Es hat sich komisch angefühlt, wieder in so eine kleine und ruhige Stadt wie Leipzig zurückzukehren.
Ich denke, dass es nach der Rückkehr hilfreich ist, die Zeit im Ausland für sich zu reflektieren und sich mit anderen über die gemachten Erfahrungen auszutauschen.
Man sollte Entdeckerin bzw. Entdecker bleiben, weil es so viel zu entdecken gibt, wovon wir teilweise nicht einmal wissen, dass es existiert.