Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    22.09.2022 – 03.02.2023
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Informatik und Mathematik
  • Studiengang, Studienabschluss

    Informatik M. Sc., Master of Science
  • Förderprogramm

    Selbst finanziert
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Für mich war es schon immer ein Traum, einmal längere Zeit in Japan zu leben. Jedoch haben mich im Studium immer wieder verschiedene Dinge davon abgehalten. Im Master und nach der Corona-Pandemie habe ich schließlich kurz vor meinem Abschluss noch alles in die Wege geleitet. Denn meiner Meinung nach gibt es keine bessere Möglichkeit als einen Studienaufenthalt, um für eine längere Zeit in einem anderen Land zu leben und in dessen Kultur einzutauchen. Wenn ihr also auch genau diesen Traum für ein anderes Land habt - macht unbedingt einen Auslandsaufenthalt im Studium!

Alles begann 10 Monate bevor dem Aufenthalt. Im September 2022 bin ich aufgebrochen, also habe ich im November 2021 mit der Bewerbung angefangen. Nachdem ich die Nominierung Seitens der Uni Leipzig in der Tasche hatte, wurde die Bewerbung zu einer Art Minijob, da viele Dinge und Unterlagen zu organisieren waren. Dabei gab es Unterstützung von der Uni Leipzig und wir Nominierten haben uns auch gegenseitig unterstützt. Zudem habe ich mich für zwei Stipendien beworben: Für das DAAD PROMOS direkt mit der Bewerbung im November und das Deutschlandstipendium im Mai.

Auf eine Unterkunft habe ich mich über die Waseda Universität beworben. Zwar bin ich nicht ins Waseda-Wohnheim zugeteilt worden, habe aber letztendlich ein gut gelegenes Partnerwohnheim von der Waseda zugeteilt bekommen.

Ich habe direkt vor meinem Aufenthalt keinen Sprachkurs belegt. Dafür hatte ich einige Jahre zuvor schon mehrere Sprachkurse in Japanisch belegt. Vor dem Austausch habe ich dann meine Kenntnisse selbstständig wieder aufgefrischt. Ich empfehle euch, dass ihr so viel Japanisch vorher lernt, wie ihr in die Kultur eintauchen wollt. Mit wenig Kenntnissen bis gar keinen Kenntnissen und Englisch kann man sehr gut zurecht kommen. Mit fortgeschrittenen bis guten Japanisch-Kenntnissen kann man so viel mehr mit den Menschen reden und das kann mehr Möglichkeiten bieten, um tiefer in die Kultur einzutauchen.

Meine Kurse waren alle in Englisch.

Während des Studiums im Ausland

Die Vorlesungen waren inhaltlich sehr interessant, aber leider fanden sie für mich alle noch online statt. Dennoch waren sie gut gemacht, und wir konnten uns stark einbringen, z.B. mit Mentimeter.

Für Austauschstudenten werden Japanischkurse über eine Lotterie verlost. Leider war ich dabei nicht sonderlich erfolgreich und habe nur meinen am wenigsten präferierten Kurs bekommen.

Ich hatte ein kleines Einzelzimmer in einem Partnerwohnheim meiner Uni. Es gab ein schmales Bett, einen Schrank, einen Kühlschrank, eine Klimaanlage und einen kleinen Schreibtisch. Ich fühlte mich an das Buch "Norwegian Wood" erinnert.

In dem Wohnheim haben sich alle Männer ein Bad geteilt. Außerdem hatten alle Bewohner zusammen eine Küche und einen Ess- und Aufenthaltsbereich. Das Wohnheim ist schon etwas in die Jahre gekommen, aber die Anbindung war gut und für eine begrenzte Zeit ist das Zimmer völlig okay. Besonders hervorzuheben ist, dass die Mitarbeiter stets sehr freundlich und hilfsbereit waren.

Ich bekam sogar kostenlosen Japanischunterricht über das Wohnheim vermittelt.

Das Schönste ist, dass ich auch ein paar neue Freunde dort kennenlernte, mit denen ich dann viel unternommen habe. Insgesamt verbinde ich sehr schöne Erinnerungen mit dem Wohnheim.

Der relativ starke Euro-Kurs gegenüber dem Yen hat es mir ermöglicht, zu einem ähnlichen Preisniveau wie in Leipzig zu leben. Vor allem Essen auswärts (Ramen, Sushi, Katsudon, manche Izakaya) war sogar umgerechnet günstiger als in Deutschland. Mit 500 bis 800 Yen konnte man schon eine warme Mahlzeit bekommen. An den falschen Orten konnte es aber auch schnell mal teurer werden. Der Preis für mein Zimmer war angemessen für Tokio (54.000 Yen im Monat). Für Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zahlt man bei jeder Fahrt, kann sich aber einen Commuter Pass für die Pendelstrecke zur Uni holen, der eine Ermäßigung bietet. Ansonsten bezahlt man immer mal mindestens 200 Yen pro Fahrt. Rechnet also mit den Transportkosten, wenn ihr viel unterwegs seid! Krankenversicherung hat mich unerwartet viel gekostet: Die deutsche Krankenversicherung der Studenten läuft weiter, dazu kommt eine Reisekrankenversicherung (bei mir etwa 300€ insgesamt) und eine monatliche japanische Krankenversicherung für etwa 2000 Yen im Monat.

Leider habe ich trotz eines sehr guten Notenschnitts keines der beiden Teilstipendien bekommen. Dadurch war meine finanzielle Situation nicht so entspannt, wie ich mir das für ein Auslandssemester gewünscht hätte. Vor dem Austausch hatte ich mein Studium schon größtenteils über Werkstudentenjobs selbst finanziert. Den Austausch habe ich dann ebenfalls über Geld, dass ich von meinen Eltern geliehen habe, einen kleinen Job an meiner Uni in Japan und über Erspartes finanziert. Insgesamt war es mir das trotzdem wert und ich finde, man sollte sich nicht von den Finanzen abschrecken lassen.

- Geht viel spazieren. Tokio ist riesig und man kann so viel entdecken! Beim Gehen fügt sich diese riesige Stadt irgendwann zusammen und ihr bekommt ein Gefühl, wo was ist.

- Und kauft euch vielleicht sogar ein Fahrrad, dann könnt ihr noch mehr entdecken. Einfache Mamachari bekommt man teilweise sehr günstig.

- Schaut frühzeitig nach den Circles an der Uni, um andere Studierende mit gleichen Interessen kennenzulernen. Nicht alle Circles sind auf der Circle-Fair, also schaut auch online.

- Kauft euch einen JR-Pass für eine Region eurer Wahl und macht für ein paar Tage Reisen mit dem Shinkansen.

- Aber übertreibt es auch nicht mit dem Reisen. Das ist meine ganz persönliche Meinung - Ihr wohnt und studiert in Tokyo, also versucht diese riesige und tolle Stadt kennenzulernen. Klar könntet ihr jedes Wochenende einen Teil Japans besuchen, aber dann verpasst ihr auch viel vor eurer eigenen Haustür.

Nach dem Studium im Ausland

Es ist wichtig zu prüfen, wie sich die japanischen Credit Points auf die ECTS übertragen lassen, z.B. 2 CP Japan = 5 ECTS. Mein Studienbüro hat mich dabei unterstützt.

Ich war traurig, da ich meine neuen Freunde vermisst habe. Außerdem gibt es viele Aspekte aus dem Alltag in Japan, die ich vermisse: Das effiziente Zugsystem, die 24-7 geöffneten Konbini-Supermärkte, das oftmals günstige und tolle Essen. Auch so ganz banale Dinge wie Alltagsgeräusche: Ampelsignale oder die Bahnsteigdurchsagen. Ganz allgemein die Atmosphäre.

Trotzdem habe ich mich gefreut, meine Familie und Freunde wiederzusehen. Auch die Mensa in Leipzig hatte ich irgendwie vermisst. :D

Ein Tipp: Sich Zeit geben, den Alltag in Leipzig wieder zu starten. Also rechtzeitig vor Semesterbeginn wieder zurückkommen, so hart es klingen mag. Ich finde man sollte Zeit haben, die Erinnerungen zu verarbeiten, davon zu erzählen und sich wieder einzugewöhnen.

Wer neugierig bleibt, bleibt auch offen, jung und aktiv.