Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.09.2022 – 31.01.2023
  • Lehrsprache

    Spanisch
  • Studienrichtung

    Psychologie
  • Studiengang, Studienabschluss

    Psychologie B. Sc., Bachelor of Science
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Dass ich ein Auslandssemester machen möchte, wusste ich schon bevor ich überhaupt mein Studium begonnen habe. Ich hatte von Familienmitgliedern und im Bekanntenkreis davon gehört und wollte diese Chance unbedingt nutzen. Für Spanien habe ich mich dann entschieden, weil ich gerne mein Spanisch verbessern wollte und von Granada hatte ich viel Gutes gehört/gelesen und es gab einige interessante Kurse an der Psychologie-Fakultät der UGR.

Abgesehen von den bürokratischen Schritten für das Erasmus-Programm habe ich mich noch darum gekümmert, mein WG-Zimmer in Leipzig für die Zeit unterzuvermieten. Außerdem habe ich gemeinsam mit zwei Freundinnen die Hinfahrt mit Zug & Bus geplant (wir haben das Ganze mit einem gemeinsamen Urlaub verbunden, was ich sehr empfehlen kann, wenn man nicht fliegen möchte aber auf der weiten Anreise an ein paar schönen Orten Halt machen möchte). Eine Unterkunft habe ich mir dann erst vor Ort in Granada organisiert.

An der Psychologie-Fakultät der UGR wurde bis auf einen englischen Neuro-Kurs nur auf Spanisch gelehrt. Ich habe vorher einen Spanischkurs an der Uni Leipzig gemacht und auch in Granada noch einen Spanischkurs am CLM (das Sprachenzentrum der UGR) belegt. Leider sind die Sprachkurse dort nicht kostenlos sondern tatsächlich ziemlich teuer, aber man bekommt dafür 6 ECTS (wodurch ich dann nur noch 3 Psychologie-Kurse belegen musste, um auf die erforderliche ECTS-Anzahl zu kommen). Generell finde ich es schon empfehlenswert, einen Sprachkurs zur Vorbereitung und auch noch vor Ort zu machen, ansonsten ist ein Sprachtandem denke ich sehr sinnvoll, da am Ende das Sprechen ja meist die größte Herausforderung ist. Sprachtandem-Angebote gibt es auch in Granada einige, z.B. vom CLM, in einigen Bars/Cafés (z.B. Lemon Rock) und auch von den Erasmus-Organisationen (z.B. ESN).

Während des Studiums im Ausland

Ich habe an der Psychologie-Fakultät die Module "psicología comunitaria", "psicoendocrinología" und "tratamiento psicológico: fundamentos y técnicas" belegt. Alle drei Kurse hatten auf jeden Fall interessante Inhalte. Die Vorlesungen waren in allen drei Kursen schon sehr frontal gehalten und nicht immer unbedingt interessant gestaltet. Die práctica waren unterschiedlich gestaltet: In psicoendocrinología wurden meistens Dokumentationen über das jeweilige Thema geschaut. Für comunitaria mussten meist Texte gelesen und dann ein multiple choice Test dazu absolviert werden, außerdem werden über das Semester mehrere Gruppenprojekte durchgeführt (z.B. ein Interview mit einer Psychologin, die in einem gemeindebasierten Projekt arbeitet). In tratamiento war die Aufgabe, über das Semester hinweg mit einer Person eine stressreduzierende Intervention durchzuführen und dies in einem Abschlussbericht zu dokumentieren. Ein Uni-Tipp ist übrigens "wuolah", eine Plattform auf der Leute ihre Lernzusammenfassungen etc. hochladen.

Spezielle Angebote für Austauschstudierende sind mir an der Psychologie-Fakultät nicht bekannt.

Ich habe meine Wohnung nicht im Vorhinein sondern vor Ort gesucht. Dafür habe ich mich bei verschiedenen Plattformen angemeldet (idealista, badi) und bin verschiedenen Facebook-Gruppen mit Wohnungsanzeigen in Granada beigetreten. Insgesamt habe ich vier Tage im Hostel gewohnt und mir drei Wohnungen angeschaut bis ich mich dann letztendlich für die vierte Wohnung entschieden habe (die ich über eine Facebook- Anzeige gefunden hatte). Generell läuft die Wohnungssuche und -vergabe wesentlich unbürokratischer als in Deutschland ab. Man muss ein bisschen aufpassen, nicht übers Ohr gehauen zu werden (z.B. was die Agenturkosten oder die Rückgabe der Kaution angeht), aber ansonsten war die Wohnungssuche im Nachhinein relativ unproblematisch. Generell ist es meistens der Fall, dass man in Erasmus-WGs landet (ich habe mit drei anderen Erasmus-Studentinnen zusammengewohnt), da die meisten Wohnungen über Agenturen/Makler vermittelt werden und es eher schwierig ist, WGs mit nur Spanier*innen zu finden. Am besten ist es wahrscheinlich, eine Wohnung über Kontakte zu finden, also einfach mal nachfragen falls man jemanden kennt, der gerade in Granada ist oder dort vor einer Weile Erasmus gemacht hat.

Zur Wohnlage: Ich habe im Camino de Ronda gewohnt, eine Gegend in der sehr viele Studierende leben (zum einen wegen der guten Busanbindung zum Campus und zum anderen, weil dort die günstigere Ausgehmeile auf und um die calle Pedro Antonio etc. ist). Praktisch, aber wirklich keine besonders schöne Gegend. Schöner wohnt man im Albaicín, wobei das natürlich auch die touristischere Ecke von Granada ist. Praktisch ist es auch, im Umkreis der Kathedrale oder des Plaza Trinidad zu wohnen, weil man von dort aus sowohl schnell im Albaicín als auch in der Gegend des Camino de Ronda ist. Sehr schön und etwas ruhiger ist auch das Viertel Realejo. Ich persönlich würde auf jeden Fall empfehlen, eher zentraler in der Stadt und nicht in Richtung des Cartuja-Campus zu wohnen, weil sich das Freizeit-Leben wesentlich mehr im zentraleren Bereich von Granada abspielt und man so nachts auch nicht auf Busse angewiesen ist.

Das Leben in Granada ist an sich relativ günstig, da die Preise in Cafés, Tapas Bars etc. im Vergleich zu Deutschland geringer sind. Die Gefahr ist nur, dass man dadurch auch wesentlich mehr auswärts essen/trinken geht ;) (auch weil es einfach Teil der Kultur und des spanischen Nachtlebens ist). Auch die Mietpreise sind in Granada nicht allzu hoch, wobei man als Erasmus-Student*in leider oft nicht ganz so günstige Mietpreise kriegt wie die Locals bzw. noch Kosten für die Agentur/Vermittlung zahlen muss. Insgesamt ist das Leben in Granada aber auf keinen Fall teurer als in Leipzig. Nur für die Reisen und Wochenendtrips muss man natürlich mehr Geld einplanen als man vielleicht in einem Monat in Deutschland ausgegeben hätte.

Generell war die Zeit in Granada einfach eine sehr schöne Zeit. Die Stadt ist einfach schön und man hat super viele Möglichkeiten, nette Leute kennenzulernen, viel zu erleben und auch zu reisen. Unter den Erasmus-Studierenden wird man auf jeden Fall immer genügend andere Reiselustige finden und von Granada aus bieten sich viele tolle Reisemöglichkeiten innerhalb von Spanien aber auch nach Marokko oder Portugal an.

Empfehlen kann ich auf jeden Fall, die Cafés und Bars der Stadt zu erkunden (dort auch zu Veranstaltungen wie Jam Sessions oder Poetry Slams zu gehen), die ein oder andere Tostada zu essen und auch die wunderschönen Aussichtspunkte und Naturumgebung von Granada zu nutzen.

Nach dem Studium im Ausland

Ich habe mir keinen der Kurse aus Granada anrechnen lassen, da ich Kurse gewählt hatte, zu denen es in Leipzig kein Äquivalent gibt. Dies war mir aber von vorneherein bewusst, wodurch es kein Problem für mich darstellte.

Vermissen tue ich natürlich vor allem die Freunde, die ich im Erasmus kennengelernt habe. Ansonsten die vielen Tage mit Sonne & blauem Himmel, die hübschen und gemütlichen kleinen Straßen, Tostadas, und das super aktive und spontane Leben wo sich eigentlich jeden Tag (bzw. Abend) eine nette Unternehmung ergibt, wenn man Lust darauf hat.

Ideen für den Übergang in den Alltag in Leipzig: Kontakt zu den Erasmus-Freunden halten und vielleicht sogar schon ein Wiedersehen planen, auf das man sich dann freuen kann. Sich über die Menschen und Dinge (z.B. gutes Brot :D) freuen, die man während seines Erasmus vermisst hat. Dinge, die man im Erasmus-Alltag mochte (z.B. eben die Spontanität und Unternehmungslust oder auch neue Hobbies), versuchen mit in den neuen Alltag zu nehmen. Außerdem kann man sich natürlich auch in der eigenen Stadt bei Erasmus-Organisationen wie ESN engagieren und somit weiterhin Kontakt zu internationalen Studierenden haben.

Es ist einfach immer eine bereichernde Erfahrung, mal für längere Zeit das Leben in einem anderen Land kennenzulernen und so viel Zeit zu haben, um ein neues Land zu erkunden. Außerdem ist es schön zu sehen, dass man überall auf nette Menschen trifft und die Chance hat, neue Freundschaften zu schließen und die Auslandserfahrung miteinander zu teilen.