Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.10.2022 – 31.03.2023
  • Stadt, Land

    Tours, Frankreich
  • Arbeitssprache

    Französisch
  • Studienrichtung

    Lehramt und Erziehungswissenschaften
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Praktikum im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Wie haben Sie Ihr Praktikum organisiert?

    Mittlerorganisation (AIESEC, IEASTE, BVMD etc.)
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Praktikum im Ausland

Ein mindestens dreimonatiger Auslandsaufenthalt ist in meinem Studiengang verpflichtend. Auf der Suche nach Alternativen zum klassischen Auslandssemester an einer französischen Universität stieß ich auf das Fremdsprachenassistenzprogramm des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) der Kultusministerkonferenz. Ich war sofort begeistert von der Möglichkeit, im Ausland pädagogische Erfahrungen zu sammeln und zudem tatsächlich in der französischen Gesellschaft verankert zu sein anstatt Gefahr zu laufen, in der "Erasmus-Bubble" zu verharren.

Die Bewerbungsfrist war Anfang Januar 2022, im Juli erhielt ich meine Schulzuweisung. Ich startete gleich mit der Unterkunftssuche und fand ein Zimmer in einem privaten Studentenwohnheim in zentraler Lage. Die bürokratischen Hürden für den Abschluss des Mietvertrags waren aufwendiger als in Deutschland und kosteten mich einige Nerven. Parallel beantragte ich erfolgreich über mein Institut bei der Uni Leipzig die Förderung durch ein Erasmus-plus-Stipendium. Darüber hinaus gibt einen französischsprachigen Guide für Fremdsprachenassistenten, indem alle nötigen Schritte zur Vorbereitung des Aufenthalts übersichtlich erkärt werden. Außerdem kontaktierte ich im Vorfeld meine beiden Lehrerinnen, mit denen ich während der sechs Monate zusammenarbeiten sollte, per Mail, und sie antworteten mir beide sehr freundlich und ausführlich, sodass ich schon mal einen groben Überblick über meine Aufgaben und meine Schüler hatte.

Als Französischstudent, der sich damals am Ende des 6. Fachsemesters befand, verfügte ich bereits über gute Sprachkenntnisse. Ohne diese ergibt ein Einsatz als Deutschassistent in Frankreich aus meiner Sicht auch keinen Sinn.

Während des Praktikums im Ausland

Als Deutschassistent unterstützte ich die französischen Deutschlehrerinnen in ihrem Unterricht. Dabei war ich vor allem für Kommunikationstraining und die Vermittlung von Landeskunde, weniger für Grammatik- und Wortschatzübungen zuständig. 6 Stunden an der Woche arbeitete ich am Lycée (also in der Oberstufe) im AbiBac-Bereich (wo die Schüler neben dem französischen auch ein deutsches Abitur erwerben), sechs Stunden am Collège (also in der Mittelstufe). An beiden Schulen waren die Schüler insgesamt sehr sympathisch, und mit meinen Lehrerinnen habe ich mich ohnehin sehr gut verstanden.

Meine Aufgaben an der Lycée waren klar definiert. Nach einer Woche Hospitation arbeitete ich eigenständig, wobei die Abläufe je nach Jahrgangsstufe unterschiedlich waren. In der Terminale übte ich mit den Schülern in Vorbereitung auf das Abitur mündliche Präsentationen und gab ihnen Feedback. In der Première führte ich immer mit 2-3 Schülern parallel zum Unterricht eine Art Kommunikationskurs zu einem aktuellen gesellschaftlichen Thema durch. In der Séconde hatte ich für 55 Minuten jeweils die Hälfte der Klasse und bearbeitete ein Landeskunde-Thema nach meinen Interessen. Wir sprachen beispielsweise über die Bundesländer, deutsches Essen, Silvester und einige deutsche Songs.

Am Collège waren meine Aufgaben variabler. Meine Lehrerin und ich entschieden von Woche zu Woche, wie ich im Unterricht aktiv werden konnte. Manchmal half ich nur während Einzel- und Gruppenarbeitsphasen als zusätzlicher Ansprechpartner mit, manchmal hielt ich selbst den Unterricht. Häufig kamen auch die Schüler zu zweit oder zu dritt für 5-10 Minuten zu mir in einen anderen Raum, um Dialoge zu üben. Themen, die ich mit den Schülern selbst behandelte, waren unter anderem die DDR (in der 3e), Sankt Martin (in der 6e), Sonntags in Deutschland (in der 5e) oder die Vorstellung meiner deutschen Wohnung (in der 4e).

Durch die zentrale Lage meines Wohnheimzimmers konnte ich meine beiden Arbeitsorte, den Bahnhof und das Stadtzentrum problemlos zu Fuß erreichen, was sehr angenehm war. Die Mieten haben in französischen Großstädten "westdeutsches Niveau" - für mein möbliertes Studio (18 Quadratmeter) habe ich über 500 Euro bezahlt.

Als Fremdsprachenassistent erhält man vom französischen Staat monatlich ca. 800 Euro netto, dazu kamen die Erasmus plus-Förderung, französisches Wohngeld und ein wenig Unterstützung von meinen Eltern. Insgesamt hatte ich dadurch ein recht angenehmes Auskommen, auf jeden Fall entspannter als in Deutschland, allerdings habe ich das Geld für Ausflüge, Reisen und viele Restaurantbesuche auch gerne genutzt.

Tours ist eine wunderschöne Stadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten und hervorragender Gastronomie. Ich habe es genossen, dort zu leben, und empfehle, vor allem die französische Küche zu genießen, von der ich vorher überhaupt keine Ahnung hatte, wie mir jetzt aufgefallen ist, obwohl ich ja Französisch studiere. Die umliegende Region ist bekannt für ihre weltberühmten Schlösser, von denen ich viele besichtigt habe und die wirklich beeindruckend sind. An den Wochenenden habe ich mein deutsches Hobby, die Tätigkeit als Fußball-Schiedsrichter im Amateurbereich, auch in Tours ausgeübt. Dadurch ergab sich Kontakt zu vielen „normalen Franzosen“ (gerade während der „3e mi-temps“ habe ich einige nette Leute kennengelernt), ich konnte mein Französisch trainieren und nebenbei die Stadtviertel von Tours erkunden. Es war wirklich eine tolle interkulturelle Erfahrung. Wer also irgendein „organisiertes Hobby“ in Deutschland ausübst, dem kann ich nur empfehlen, ihm in Frankreich auch nachzugehen!

Nach dem Praktikum im Ausland

Man kann die Zeit als Fremdsprachenassistent in der Romanistik nur als Auslandsaufenthalt anerkennen lassen - eine Anrechnung im Didaktik-Bereich ist nicht möglich, im Gegensatz zu fast allen anderen Hochschulen in Deutschland.

Meine Rückkehr nach Leipzig war mit gemischten Gefühlen verbunden. Einerseits habe ich mich gefreut, Freunde und Familie wiederzusehen und in den Studienalltag zurückzukehren; andererseits vermisse ich meine Lehrerinnen, meine Schüler und meine Freunde vor Ort, die mir den Abschied nicht leicht gemacht haben. Allerdings gestaltete sich der Übergang sehr abrupt mit nur drei Tagen zwischen meiner Rückreise und dem Beginn der Vorlesungszeit, sodass mir keine Zeit zum In-Ruhe-Ankommen blieb.

Ich kann jedem und jeder, der oder die eine Fremdsprache gut beherrscht, den Einsatz als Fremdsprachenassistent nur ans Herz legen. Man hat wirklich fast nur mit Bürgern des Ziellandes zu tun und taucht so tatsächlich in die Kultur des Landes ein, entwickelt seine pädagogischen Fähigkeiten weiter und wird nicht zuletzt finanziell recht gut gefördert.