Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.09.2022 – 13.01.2023
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Sozialwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Politikwissenschaft B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Ich habe bereits während und nach meiner Schulzeit längere Zeit im Ausland verbracht und das immer als sehr bereichernd wahrgenommen, deswegen wollte ich diese Möglichkeit im Studium auch nutzen. Außerdem wollte ich gern noch einmal andere Kurse belegen, als die, die an der Uni Leipzig angeboten werden.

Meine Entscheidung ist schließlich auf Strasbourg gefallen, weil ich die Stadt schon ein wenig kannte, das studentische Leben sehr ausgeprägt ist und mich die Kurse angesprochen haben.

Ich habe alle Info-Veranstaltungen vom Institut bzw. der Fakultät an der Uni Leipzig und der Sciences Po Strasbourg besucht. Da ich ein spezielles Programm studiert habe, das Certificate of European Studies, musste ich auch recht zeitig (ca. ein halbes Jahr vor Semesterbeginn) mein Learning Agreement ausfüllen und abgeben.

Generell fand ich den Planungs- und Anmeldungsprozess für ein Erasmus-Semester ziemlich aufwendig.

Meine Unterrichtssprache war Englisch, worauf ich mich nicht besonders vorbereitet habe und mit meinem Sprachniveau auch sehr gut zurechtgekommen bin.

Da ich bis zum letzten Jahr kein Französisch gesprochen habe, habe ich vor meiner Abreise nach Frankreich einen Französisch-Sprachkurs am Sprachenzentrum gemacht. In Strasbourg war dann ein Intensiv-Kurs Französisch und kontinuierliche Stunden im Semester in meinem Studienprogramm vorgesehen. Dadurch hat sich mein Französisch innerhalb von sechs Monaten enorm verbessert, und ich würde jeder*m empfehlen, sich nicht nur mit der Unterrichtssprache, sondern auch mit der Landessprache zu beschäftigen, weil das den Auslandsaufenthalt wirklich bereichern kann.

Während des Studiums im Ausland

Die Sciences Po Institute sind in Frankreich sehr angesehen. Das hat man in Strasbourg auch gemerkt, da wir neuere Gebäude, bessere Betreuungsverhältnisse, eigene Sportangebote und eigene Studierendenverbände hatten als Studierende an der Université. Außerdem besteht in Strasbourg natürlich ein guter Draht zu den EU-Institutionen und Abgeordneten, die ab und an zu Diskussionsrunden an die Uni kommen. Darauf war ich im Vorhinein überhaupt nicht vorbereitet und das alles hat mich sehr überrascht.

Die Betreuung von internationalen Studierenden am Institut war wirklich sehr gut. Wir hatten zwei Ansprechpartnerinnen, die uns bei allen möglichen Problemen beraten und jede Woche ein Programm an Veranstaltungen auf die Beine gestellt haben. Durch diese vielen Veranstaltungen und die Events der Studierendenverbände vom Institut habe ich überhaupt nicht die vielen anderen Angebote der Université de Strasbourg wahrgenommen, die für alle internationalen Student*innen offen waren.

Das Studium selbst war in Ordnung, es gab einige Kurse, die mich begeistern haben und andere, die ich eher langweilig fand – aber ich glaube, das ist normal. Der Workload für 30 ECTS war auf jeden Fall deutlich höher als in Leipzig, da ich für ein Modul mit 3 ECTS zwei bis drei Prüfungsleistungen ablegen musste. Ein paar davon waren schon im Semester zu erbringen, die meisten allerdings innerhalb von zwei Wochen am Ende des Semesters, was eine echte Herausforderung für mich und auch viele meiner Kommiliton*innen war.

Ich hatte Glück und habe ein Zimmer mit eigenem Bad im Wohnheim bekommen. Viele meiner Kommiliton*innen, die sich selbstständig etwas gesucht haben, hatten große Schwierigkeiten. Einerseits sind WGs nicht so üblich wie in Deutschland. Andererseits braucht man als nicht-französische Person einen Bürgen, wenn man eine Wohnung mieten möchte. Zudem sind die Preise sehr hoch und nicht selten werden internationale Studierende auf Wohnungssuche versucht zu betrügen.

Mein Zimmer im Wohnheim hat nur 300€ im Monat gekostet, aber war allerdings auch nur 9 m2 groß. Für eine Einraumwohnung zahlt man in Strasbourg ca. 800-1000€, Studierende in WGs ca. 400-500€.

Zum Einkaufen bin ich – wie die meisten meiner Kommiliton*innen – öfter nach Deutschland gefahren, da Lebensmittel dort deutlich günstiger sind. Außer natürlich das obligatorische Baguette, das bekommt man im französischen Supermarkt oft für weniger als 1€.

Ausgehen war im Schnitt etwas günstiger als in Deutschland, da ich durch die vielen Partys der Science Po oft reduzierte Eintrittspreise gezahlt habe. Außerdem gibt es in Strasbourg einige Bars, die in den Kellern auch Clubs sind. Das kostet dann auch keinen Eintritt und man kann komplett umsonst feiern gehen.

Kosten für den ÖPNV sind nicht im Semesterticket mit drin, sondern man muss sich selbst eine Monatskarte kaufen. Ich habe mir allerdings ein Fahrrad gemietet, weil man so deutlich schneller durch die Stadt kommt. Das hat mich 15€ im Monat gekostet, geht aber auch günstiger, etwa bei dem sehr beliebten Fahrradverleih „Velhop“. Dort gibt es allerdings auch lange Wartelisten, wenn das Semester beginnt.

Im Schnitt habe ich für Wohnen, Mobilität und Nahrung 700€ im Monat ausgegeben.

Strasbourg ist eine eher kleinere Stadt, aber voller Student*innen und daher sehr lebendig. Es gibt unheimlich viele Bars, Cafés und einige Clubs (von Salsa bis Techno ist da auch alles vertreten). Es ist mir sehr leicht gefallen, schnell Freundschaften zu schließen, nicht zuletzt auch wegen der vielen Angebote des Instituts. Daher war ich eigentlich direkt von Beginn meines Auslandsaufenthaltes sozial sehr gut eingebunden und nie einsam. Ich würde allen empfehlen, so oft wie möglich an diese Events teilzunehmen, weil man so vor allem am Anfang wirklich gut Anschluss findet.

Durch die in Europa doch recht zentrale Lage kann man von Strasbourg aus auch super Wochenendtrips oder in den Ferienzeiten auch längere Reisen innerhalb Europas unternehmen. Ich war mit Kommiliton*innen in Paris und Brüssel, andere sind durch Italien gereist, nach Spanien oder in die Schweiz.

Sehr prominent sind in Strasbourg außerdem die EU-Institutionen. Ich habe mir regelmäßig im Parlament Plenarsitzungen angesehen, war im Europarat und im Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Als Politikwissenschaftsstudentin war das für mich auf jeden Fall ein Highlight.

Alles in allem ist Strasbourg eine wirklich lebenswerte Stadt und ich kann nur empfehlen, hier Erasmus zu machen!

Nach dem Studium im Ausland

Leider können mir nur wenige meiner Kurse anerkannt werden. Da hätte ich mir von der Uni Leipzig/meinem Institut auch eine bessere Aufklärung im Vorhinein gewünscht.

Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Strasbourg, aber freue mich auch wieder darauf, nach Leipzig zurückzukommen. Vermissen werde ich mit Sicherheit die neugewonnenen Freund*innen, Croissants und guten Käse und die Besuche im Europäischen Parlament.

Um die Comfort-Zone zu verlassen und in einer neuen Umgebung über sich hinauszuwachsen.