Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    15.08.2022 – 23.12.2022
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Lehramt und Erziehungswissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Deutsch Lehramt an Gymnasien, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Erasmus+ , Auslands-BAföG , Selbst finanziert
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

  • veröffentlicht am

Vor dem Studium im Ausland

Ich hatte schon immer Lust, Zeit im Ausland zu verbringen, hatte die Chance nach dem Abi jedoch nicht ergriffen und auch durch die Pandemie natürlich viel auf Urlaub verzichtet, sodass ich, als die Pandemie sich dem Ende zu nähern schien, eine Erasmus-Bewerbung abgeschickt habe. Oslo war für mich ein Ziel, das schon lange auf meiner Liste stand. Ich war vorher noch nie in Skandinavien gewesen, fand die Sprachen, die Natur, die Städte und die Ästhetik aber immer sehr reizvoll und hatte dann einfach Glück, dass die Universität Oslo eine Partnerhochschule ist.

Ich habe mich in der Vorbereitung immer ziemlich genau an die Checkliste gehalten, die die Fakultät der Germanistik bereitgestellt hat. So habe ich zum Beispiel BAföG etwa zwei Monate vor Antritt des Auslandssemesters beantragt und auch die Erasmusvereinbarung ca. einen oder zwei Monate vor Abflug unterschrieben. Eine Unterkunft habe ich sehr unkompliziert über die Studentenwerke der Uni Oslo erhalten. Hier bekommen internationale Studierende priorisiert einen Platz im Studentenwohnheim. Vor allem die Wohnheime Sogn und Kringsjå sind voller 'Internationals' und deswegen echt superschön zum Wohnen - da hat meine seine neu gewonnen Freund:innen gleich als Nachbarn.

Nein, in Oslo werden viele Kurse auf Englisch angeboten, deswegen habe ich keinen Sprachkurs besuchen müssen. Vor Ort habe ich jedoch einen Norwegischkurs an der Uni besucht und das Gefühl da echt nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell etwas mitgenommen zu haben. Meine Freund:innen im Erasmus haben jedoch fast alle keinen Norwegischkurs gemacht, in Oslo kann wirklich jede und jeder englisch sprechen, da kommt man auch ohne Norwegisch-Kenntisse klar oder kann sich im Notfall auch mal was herleiten.

Während des Studiums im Ausland

Die Uni Oslo ist wirklich super engagiert, den 'Internationals' das Studium und das Ankommen im Ausland so angenehm wie möglich zu machen. Ganz am Anfang gab es eine sog. 'Buddyweek', da wurden wir in einer Gruppe von ca. 30 'Internationals' von norwegischen Studierenden durch die Stadt geführt. Meine engsten Freund:innen kannte ich alle aus dieser Gruppe. Auch im Norwegischkurs hat unsere Lehrerin uns richtig oft Reisetipps oder Wandertipps fürs Wochenende gegeben. Norwegisch war, glaub ich, mein Lieblingsfach an der Uni, weil man den eigenen Fortschritt so bewusst wahrnehmen konnte. Außerdem hatte ich noch "American History and Society", der Kurs war schwierig, weil ich wenig Vorwissen hatte. Es war jedoch sehr lohnenswert, sich durch den Lesestoff und die Aufgaben durchzukämpfen. Einen Shakespearekurs habe ich nach wenigen Wochen gedroppt, weil die Lese-Workload zu groß war. Ich fand es wichtig, auch viel außerhalb der Uni zu erleben und nach Möglichkeit am Wochenende wegzufahren und das Land zu erkunden.

Im Studierendenwohnheim Sogn. Dort hatte ich eine Siebener-WG mit drei anderen Deutschen, zwei Französinnen und einem Niederländer. Ich kann dieses Wohnheim hundertprozentig empfehlen. Es ist zwar teuer (550 Euro im Monat), aber das ist alles in diesem Land, und in Sogn waren wirklich fast nur andere Erasmus-Studierende. Es gab viele Partys, man konnte seinen Freund:innen aus der Wohnung heraus zuwinken, es gab eine Bushaltestelle, eine Metrohaltestelle war auch nicht weit weg, ein See (Sognsvann) war fußläufig zu erreichen und Supermarkt war auch direkt auf dem Gelände des Wohnheims. Ich kann die Wohnheime Sogn und Kringsjå nur empfehlen, dort zu wohnen hat sich angefühlt wie in einem Dorf, wo jeder jeden kennt.

Ich habe in Norwegen gelernt, meinem Geld nicht zu sehr hinterherzutrauern. Geld kommt und geht, haben wir immer gesagt. Meine BAföG- und Erasmusförderung belief sich auf ca. 1100 Euro im Monat. Das ist viel Geld und hätte bestimmt auch gereicht, wenn ich auf weniger Trips gegangen wäre. Ich habe jedoch auch noch einiges von meinem Ersparten nutzen müssen, aber das war es mir auch wert.

Ein Kostenfaktor, über dessen Ausmaß ich mir vor der Abreise nicht bewusst war, ist der Alkohol. Ich dachte, wenn der Alkohol in Skandinavien so teuer ist, dann trinken wir ganz sicher viel weniger. Das war aber nicht der Fall. Alkohol war auf jeden Fall ein großer Kostenfaktor, das hätte ich vorher nicht gedacht. Ein 0,5l-Bier in Bar oder Club kostet meist ca. 10 bis 12 Euro, im Supermarkt ca. 3 bis 4 Euro pro Dose.

Ein weiterer Kostenfaktor war die Monatskarte für die Öffis, die hat mich noch knapp 50 Euro jeden Monat gekostet, wurde jetzt aber für Studierende gesenkt und kostet jetzt nur noch umgerechnet 25 oder 30 Euro.

Eine wunderschöne Erfahrung, die ich gemacht habe, war ein verlängertes Wanderwochenende in Jotunheimen. Anfang Oktober war das, und es hat schon geschneit. Wir waren oft allein auf den Wegen, die Natur ist wunderschön dort und vor allem die Besseggen-Wanderung kann ich empfehlen. Auch Städtetrips haben sich immer gelohnt, nach Tromsø, Stockholm oder Kopenhagen, das geht in jeder Jahreszeit.

Ein "Geheimtipp", der mir spontan einfällt, ist, dass im Kulturhuset, welches tagsüber ein Co-Working-Space und abends ein Club ist, der Kaffee für Studierende nur die Hälfte kostet. Da bekommt man einen schicken Kaffee für so 2,50 Euro!

Clubs die ich besonders gern mochte, waren Jæger, Blå und Ostara, am Mittwoch kostet der Wein im Mabou nur 4,80 Euro, da sind immer viele 'Internationals', die gängigen Clubs sind aber eher so das Old Irish Pub, Youngs, oder Oslo Streetfood.

Ein Tipp, den ich auch gern geben möchte, ist ein Saunabesuch am Hafenbecken, entweder KOK-Sauna oder SALT-Sauna. Nach dem Saunieren kann man ins Oslo Fjord springen, das ist superschön.

Nach dem Studium im Ausland

Ich bin noch im Prozess der Anerkennung, es ist manchmal schwierig, da richtig hinterher zu sein, die Unterschriften und Stempel der verantwortlichen Personen einzutreiben, aber ich bin dabei! :D

Ich vermisse meine Freund:innen aus dem Ausland und das viele 'Socializen', ich vermisse die Natur um Oslo und das Meer, und ich vermisse Vestlandlefser Kanel&Smør, das ist ein herrlich leckerer Snack.

Trotzdem freue ich mich, wieder in Leipzig zu sein. Auch hier ist die Natur schön und das Leben viel bezahlbarer. Was mir zum Ankommen jedoch sehr geholfen hat, ist der Kontakt zu meinen internationalen Freunden und die Aussicht, diese bald zu besuchen oder besucht zu werden und natürlich meine Freund:innen vor Ort, die ich jetzt alle wieder um mich habe.

Weil man überall auf der Welt Freund:innen finden kann - man verpasst etwas, wenn man‘s nicht zumindest versucht!