Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.10.2022 – 31.03.2023
  • Stadt, Land

    Lille, Frankreich
  • Arbeitssprache

    Französisch
  • Studienrichtung

    Lehramt und Erziehungswissenschaften
  • Förderprogramm

    Erasmus+ , Anderes Stipendium
  • War Ihr Praktikum im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Wie haben Sie Ihr Praktikum organisiert?

    Mittlerorganisation (AIESEC, IEASTE, BVMD etc.)
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Praktikum im Ausland

In der Oberschule gab es bei uns eine französische Fremdsprachenassistentin. Durch sie habe ich das Programm des PAD kennengelernt und wusste, dass ich Assistentin in Frankreich werden möchte. Praktisch daran ist vor allem, dass man ein Stipendium bekommt und der PAD den Großteil der Organisation übernimmt. Man kann bei der Bewerbung drei Wunschregionen angeben. Ich wurde in die Académie Lille geschickt. Der genaue Ort und die Schulen werden vom PAD zugewiesen. Bei mir waren es drei Schulen: das Lycée Ernest-Couteaux in Saint-Amand-les-Eaux, das Collège Fernig in Mortagne-du-Nord und das Collège du Pévèle in Orchies. Drei Schulen sind wirklich viel, trotzdem war es schön, beide Schulformen kennenzulernen.

Ich habe ein Jahr vorher mit der Planung begonnen. Dazu haben eine Freundin und ich die Informationsveranstaltungen des PAD besucht und die Bewerbungsunterlagen zusammengestellt. Es gab auch ein Vorstellungsgespräch. Wir haben außerdem Erasmus beantragt. Das sollte man rechtzeitig machen, da das Assistenzprogramm in Frankreich immer im Oktober losgeht und die französischen Schulen vorher noch in den Ferien sind. Es ist also niemand da, der die Formulare für Erasmus ausfüllen kann. Letztendlich haben wir uns dagegen entschieden, ein Urlaubssemester zu nehmen. Außerdem haben wir authentische Materialien für den Deutschunterricht in Frankreich gesammelt. Finanziell waren wir durch das Erasmus+-Stipendium und das Stipendium des PAD abgesichert. Wir hatten beide Glück, dass unsere Praktikumsschulen uns eine Unterkunft zur Verfügung gestellt haben. Wenn man das Praktikum selbst organisiert, sollte man auf jeden Fall nachsehen, ob es mit einem Stipendium des DAAD oder Erasmus+ unterstützt werden kann und online WGs oder Studentenwohnheime anschreiben, um eine Wohnung zu finden.

Da ich bereits ein Erasmussemester in Frankreich absolviert hatte und außerdem Französisch studiert habe, habe ich mich sprachlich nicht extra auf das Praktikum vorbereitet. Da das Deutschniveau der Lernenden teilweise sehr niedrig war, musste ich auch im Unterricht oft Französisch sprechen. Mit den meisten Kolleg*innen und dem Personal an den Schulen habe ich Französisch gesprochen, mit den Deutschlehrerinnen habe ich eine Mischung aus Deutsch und Französisch gesprochen - wie wir gerade Lust hatten. Mein gutes Französischniveau war tatsächlich sehr hilfreich. Ich habe oft für meine Mitbewohner (Spanier und Engländerin) übersetzt und bei administrativen Angelegenheiten geholfen.

Ich würde empfehlen, mit einem Niveau B2 in Französisch hinzufahren, B1 geht aber auch. Die Sprachkurse am Sprachenzentrum der Uni Leipzig sind kostenlos und sehr gut. Wenn möglich, würde ich empfehlen dort einen Kurs zu machen. Außerdem ist es möglich, über die Erasmus OLS-Plattform Französischkurse zu absolvieren. Problematisch ist dabei nur, dass die Bewerbung für Erasmus beim Praktikum recht kurzfristig ist und man dadurch vorher nicht viel Zeit hat, um die Sprachkurse über die Plattform zu machen.

Während des Praktikums im Ausland

Ich habe sehr gern an meinen Schulen gearbeitet. Jede Woche hatte ich 12 Stunden: 6 am Lycée, und jeweils 3 an meinen beiden Collèges. Die Kolleg*innen waren alle sehr nett und hilfsbereit und meine Betreuerinnen haben mir viel Verantwortung überlassen. Ich hatte oft meinen eigenen Raum für meine Gruppe und konnte wie eine vollwertige Lehrerin arbeiten. Die Bindung zu diesen Lernenden war besonders gut, weil wir auch einfach mal quatschen konnten. Wir haben auch im Teamteaching unterrichtet, was super war, weil so viel besser auf die Lernenden eingegangen werden konnte und ich mir einige Tricks und Ideen für meinen eigenen Unterricht von den Lehrerinnen abschauen konnte. Meine Betreuerinnen waren wirklich tolle Lehrerinnen mit einer riesigen Kompetenz und Kreativität. Ich habe sehr viel von ihnen gelernt. Die Unterrichtsräume waren mit PC, Whiteboardtafel und Beamer ausgestattet. Damit konnte ich gut arbeiten. Ich hatte auch einen Kopiercode, um Arbeitsblätter etc. zu drucken. Besonders viel Spaß haben mir auch die Projekte gemacht, die ich am Lycée vorbereitet habe. Wir haben eine Deutsch-Französische Woche mit einem Quiz, einem Escape-Game und anderen Spielen organisiert. Dazu hatte ich auch Preise besorgt. Die Lernenden hatten dabei großen Spaß. Ich habe auch beim Tag der offenen Tür geholfen und den deutschen Tag bei der Sprachenwoche mit Kahoot, einem mehrsprachigem Lied und einem Filmnachmittag vorbereitet. Außerdem war ich mehrmals als Begleitperson mit im Kino und durfte zum Schüleraustausch für eine Woche mit nach Andernach fahren - definitiv ein Highlight!

Meine Hauptschule hat mir zum Glück eine Wohnung direkt auf dem Schulgelände angeboten, die ich sehr dankbar angenommen habe, weil es mir die Organisation sehr erleichtert hat. Die Schulen sind dazu jedoch nicht verpflichtet. In Saint-Amand habe ich mit einem spanischen und einer englischen Fremdsprachenassistenten zusammengewohnt, die auch beide am Lycée gearbeitet haben. Wir haben uns super verstanden. Geteilt haben wir eine kleine Küche und zwei Badezimmer. Jeder hatte sein eigenes Zimmer. Das gesamte Gebäude und die Wohnung waren sehr alt, dafür war die Miete auch sehr günstig. Saint-Amand ist eine kleine Stadt, in der es eigentlich alles gibt, was man braucht, aber das Nachtleben und junge Menschen findet man eher in Lille oder Valenciennes, wo man mit dem Zug hinfahren kann.

Ich würde immer empfehlen, die Lage der Wohnung von der Praktikumsstätte abhängig zu machen. In Lille zu wohnen und dann in einen kleinen Ort zur Arbeit zu fahren, kann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr anstrengend werden, besonders wenn Streik ist (was bei mir oft war). Mit dem Auto wäre es, denke ich, kein Problem. In einer WG zu wohnen, ist super, weil man dann nie alleine ist und auch privat wahrscheinlich mehr Französisch spricht. Außerdem ist es nicht so teuer.

Ich habe jeden Monat etwa 1300€ ausgegeben und war dabei nicht gerade sparsam. Dabei ist alles eingerechnet, zum Beispiel 170€ für die Wohnung (warm) mit WLAN und Versicherungen, 500€ Lebensmittel, Kantinen- und Restaurantbesuche, Reisen, Transportmittel, Haushaltsbedarf, einige Einrichtungsgegenstände, Shopping, Kultur und Sport.

Vom PAD habe ich ein Stipendium von ca. 810€ netto bekommen. Dazu kamen Erasmus+ (etwa 540€ monatlich) und CAF (aide au logement, bei mir etwa 38€). Ich hatte genug Geld, um den Aufenthalt zu finanzieren, aber hatte am Ende des Monats nicht unbedingt Geld übrig.

Was man bedenken sollte, ist, dass man einen Teil des Erasmusstipendiums erst nach Beendigung des Aufenthaltes bekommt. Außerdem muss man assurance logement, résponsabilité civile, Kontoführungsgebühren und eventuell eine zusätzliche Krankenversicherung (mutuelle) bezahlen. Da ich als Arbeitnehmerin in Frankreich verpflichtend bei der CPAM de Paris versichert war, welche nur einen Teil aller Kosten übernahm, hatte ich vor meinem Aufenthalt bereits eine Auslandsreisekrankenversicherung abgeschlossen (wenn man die hat, braucht man keine mutuelle mehr). Was ich außerdem zahlen musste, waren die öffentlichen Verkehrsmittel. Der Arbeitgeber übernimmt 50% der Kosten, wenn man ein Abo hat.

Mein gesamtes Praktikum war eine wunderbare Erfahrung. In unserer WG wurde ein Mix aus Englisch, Spanisch und Französisch gesprochen, also konnte ich auch diese Sprachen trainieren. Wir sind schnell Freunde geworden und haben viel zusammen unternommen. Die Region um Lille ist sehr vielfältig. Man ist sehr schnell in den Niederlanden, in Brüssel, in London, in Paris und auch am Meer. Meine persönlichen Highlights waren Calais, Boulogne-sur-Mer und Dunkerque. In Dunkerque gibt es im Frühling auch den legendären Karneval. Auch die Boves in Arras sind einen Ausflug wert. Tipp: mit der Carte TER Hauts-de-France -26ans kosten alle Fahrten mit dem TER nur die Hälfte und für Reisen mit dem TGV bietet sich die Carte Avantage Jeune an.

Nach dem Praktikum im Ausland

Ich habe mir das Praktikum nicht anerkennen lassen, da ich zuvor bereits ein Erasmussemester in Frankreich absolviert habe, welches mir vollständig anerkannt wurde.

Wieder zu Hause bin ich eigentlich einfach glücklich. Es gibt Brot und fast jedes Essen auch als vegetarisch oder vegan, das Leitungswasser schmeckt gut und ich habe meinen Freund wieder. Nach meinem ersten Auslandsaufenthalt habe ich meine Freunde und die Freiheit sehr vermisst. Mir fehlte es, mit ihnen alles gemeinsam zu erleben und einfach zu machen, worauf man Lust hat. Dieses Mal ist es anders. Die Dinge, die mir fehlen, sind nicht schlimm, weil ich weiß, dass ich sowieso wieder zurückkehren werde. Ich freue mich einfach schon darauf, wieder am Meer zu sein, alle um mich herum Französisch sprechen zu hören, meine Freunde wiederzusehen, zusammen zu verreisen und pain au chocolat zu essen oder Kaffee trinken zu gehen. Zum Glück gibt es ja Videoanrufe und man kann sich schreiben. Ich weiß jetzt, dass es funktioniert, so Kontakt zu halten und so riesig ist die Welt nicht, dass man sich nie in Echt wiedersehen könnte.

Ich bin am 01.04. abends in Leipzig angekommen. Am 03.04. begann schon das neue Semester. Ich hätte mir persönlich etwas mehr Zeit gewünscht, um mein Eindrücke verarbeiten zu können, bevor die Uni wieder losgeht. Außerdem musste ich bereits in Frankreich viel für mein Staatsexamen vorbereiten, welches ich in diesem Semester beginne und die Einschreibung machen. Dadurch waren meine letzten Wochen etwas stressig und ich hatte das Gefühl, nicht genug Zeit zu haben, um mich von allen zu verabschieden und die Gegend noch ein letztes Mal zu genießen. Wenn es also möglich ist, genieße deinen Auslandsaufenthalt bis zum Schluss und starte dann ab Deutschland wieder in dein Studium, am besten mit ein paar Tagen zum Ankommen und Einräumen. Es ist auch schön, wenn man seine Freunde und Familie erstmal treffen kann, wenn man wieder da ist und nicht gleich wieder voll beschäftigt und gestresst ist.

Wenn du das Gefühl hast, dass dich keiner, mit allem was du erlebt hast, versteht, rufe deine Freunde aus dem Ausland an, oder rede mit anderen Freunden, die schonmal einen Auslandsaufenthalt gemacht haben. Es geht nicht nur dir so.

Auslandsaufenthalte sind eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Jedes Mal habe ich neben allem, was ich über Frankreich und seine Kultur und Sprache gelernt habe, auch etwas über mich selbst und Deutschland gelernt. Ich glaube, dass es wichtig ist, zu realisieren, dass wir auf diesem Planeten nicht allein sind und es die unterschiedlichsten Lebens- und Denkweisen gibt. Das ist mir selbst bei meinen Aufenthalten im europäischen Nachbarland Frankreich klargeworden, besonders, da durch das Erasmus-Programm Menschen aus der ganzen Welt zusammenkommen. Meine Zeit in Frankreich werde ich nie vergessen. Beide Male waren sehr unterschiedlich und auf ihre Art bereichernd. Ich habe wunderbare und beeindruckende Menschen kennengelernt, mich persönlich weiterentwickelt, viel gelernt und in einem halben Jahr wahrscheinlich mehr erlebt, als sonst in 2 Jahren.

Jeder sollte diese Chance nutzen! Es lohnt sich!