Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    22.02.2021 – 26.06.2021
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Sozialwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Politikwissenschaft B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Erasmus+
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Schon vor langer Zeit habe ich über einen Tag der offenen Tür der Uni Leipzig und später über die Website meines Instituts über die vielen Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte erfahren. Mir war sofort klar, dass ich diese Chance nutzen werde. Neben meiner schon vorher großen Leidenschaft für das Reisen, haben mich auch die Aussichten auf neue Sprachkenntnisse, zusätzliche Qualifikationen für den Berufseinstieg, Horizonterweiterung und alle weiteren Vorteile die ein Auslandsaufenthalt mit sich bringt, zu meiner Entscheidung motiviert. Da mich der Süden Europas schon immer fasziniert hat und ich gemerkt habe, dass besonders die Uni Granada eine umfangreiche Infrastruktur für Studierende aus dem Ausland und insbesondere auch für meine Studienrichtung bietet, fiel meine Wahl auf die andalusische Stadt Granada.

Bei der Planung kam es bei mir zu keinen zeitlichen Engpässen. Durch den E-Mail Austausch mit Ansprechpersonen aus der Stabsstelle Internationales und meines Instituts, sowie deren Websites, standen mir immer alle wichtigen Informationen und Dokumente zur Verfügung. Es ist auf jeden Fall hilfreich, sich alles genau durchzulesen, um keine Fristen zu verpassen. Das gilt vor allen Dingen auch für die Beantragung eines Urlaubssemesters innerhalb der Rückmeldefrist. Ansonsten stellt die Suche nach einer Unterkunft immer erstmal eine große Herausforderung dar, die bei mir letztendlich aber auch schnell und einfach ablief. Ich bin ca. 2 Monate vor meiner Abreise einer Facebook Gruppe (ERASMUS Granada 2020/2021 oder so ähnlich) beigetreten und bin dort auf eine Wohnungsanzeige gestoßen, die der Vermieter und Eigentümer der Wohnung aufgesetzt hat. Um sicherzustellen, dass die Anzeige kein Scam ist (, was wohl auch öfters vorkommt), habe ich Kontakt zu den Personen aufgenommen, die bereits in dieser Wohnung wohnten und die mir versicherten, dass mit der Wohnung und Vermietung alles in Ordnung ist. So habe ich über Facebook auch direkt meine neuen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner ein wenig kennengelernt. In Granada habe ich dann in einer WG mit 4 anderen Erasmus-Studierenden gewohnt. Die Kaution von 300 Euro habe ich erst vor Ort gezahlt. Viele Personen gehen auch erst in Granada auf die Suche nach einer Unterkunft und wohnen übergangsweise erstmal in einem Hostel (um Scams zu entgehen und die Stadt und Leute erst einmal kennen zu lernen). Für mich war es aber mit weniger Stress verbunden, direkt eine feste und sichere Anlaufstelle zu haben.

Bevor ich meinen Erasmus-Aufenthalt angetreten bin, habe ich über das Spracheninstitut und das Sprachzentrum der Uni Leipzig bereits mehrere Spanischkurse belegt, sodass ich mit einem B1-Zertifikat nach Granada gegangen bin. Das habe ich als Vorteil empfunden, da das B1-Niveau als Voraussetzung galt und ich daher an der Uni Granada keinen weiteren Sprachtest machen musste, der für andere Studierende ohne Sprachnachweis verpflichtend war. Dennoch sollten offiziell nicht ausreichende Sprachkenntnisse kein Grund dafür sein, sich nicht auf ein Erasmus-Studium zu bewerben. Die größten sprachlichen Fortschritte macht man schnell vor Ort. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, Module auf Englisch zu belegen. Mangelnde Spanischkenntnisse wären somit kein Problem gewesen.

Während des Studiums im Ausland

Das Angebot englischer Module an der sozialwissenschaftlichen Fakultät war besonders für Austauschstudierende von Vorteil. Die Module "International Relations" und "Design and Analysis of Electoral Campaigns" waren sehr interessant gestaltet und wurden auch von einheimischen Studierenden viel besucht. Alle Module umfassten nur 6 Leistungspunkte, sind dafür aber zu spezifischen Themen in die Tiefe gegangen. Es war schön, dass ich mich dadurch speziell auf meine Interessensgebiete fokussieren konnte. Besonders überrascht hat mich die hohe Partizipation in den Sitzungen, welche auch erwartet wurde. So habe ich festgestellt, dass das Studium in Spanien viel interaktiver ist, was manchmal auch ein paar Schul-Vibes mit sich brachte.

In Granada habe ich in einer schönen, geräumigen Wohnung in Zentrumsnähe (in der Nähe der Jardines del Triunfo) mit 4 anderen Erasmus-Studierenden gewohnt. Die Miete betrug 300 Euro pro Monat und ich musste eine Kaution in Höhe einer Monatsmiete bezahlen, welche ich am Ende zurück bekommen habe. Für mich persönlich war es gut, mit anderen Erasmus-Studierenden zusammen zu wohnen, um direkt Anschluss zu finden. Auch die Zentrumsnähe haben wir alle als großen Vorteil empfunden. Ansonsten ist auch ein Balkon immer schön ;) Wichtig zu wissen ist, dass viele Wohnungen keine Zentralheizung haben. Die ersten Monate (Februar bis März) habe ich also mit Pullis, Decken und einem elektronischen Heizkörper verbracht. Für mich war das kein großes Problem, man kann aber darauf achten, dass die Unterkunft eine Zentralheizung besitzt.

Die Miete von 300 Euro entsprach dem Durchschnitt und die Lebensmittelpreise waren günstiger als in Deutschland, sodass ich erst einmal einen guten Eindruck der finanziellen Situation vor Ort hatte. Außerdem sind auch viele Freizeitangebote wie Clubs kostenlos und man kann günstig Tapas essen gehen. Trotzdem sollte man immer mit zusätzlichen Kosten rechnen. In meinem Fall entstanden diese durch spontane Ausflüge, zum Beispiel in die Sierra Nevada oder ans Meer. Auch für einen Spanischkurs für Erasmus-Studierende habe ich monatlich 40 Euro gezahlt.

Empfehlungen die ich für das Leben vor Ort geben kann sind:

Alle miradores (Aussichtspunkte) besuchen. Am schönsten fand ich es immer beim Mirador de San Nicolás mit Blick auf die Alhambra.

Wandern gehen in den Bergen. Man kann von der Stadt direkt zu Fuß in die Berge laufen.

Auch in den umliegenden Gebieten gibt es schöne Bergdörfer, Seen oder Strände.

Natürlich Tapas essen ohne Ende.

Und für alle die Reggaeton mögen: das Azotea de Paripé ist eine lebendige Rooftop Bar, in der wir an einem Tag in der Woche (ich glaube jeden Donnerstag) kostenlos tanzen konnten.

Nach dem Studium im Ausland

Um die Anerkennung der Studienleistungen habe ich mich teilweise schon vor dem Auslandsaufenthalt gekümmert. Ich habe mich auf der Website meines Instituts an der Uni Granada schon frühzeitig über Module und Kurse informiert die ich belegen möchte und habe mich dann an meine Studienkoordinatorin und Erasmus-Beauftragte gewendet, um mich beraten zu lassen, wie diese Leistungen am besten angerechnet werden können. Mit diesen Informationen ging nach meinem Erasmus-Aufenthalt dann alles ganz schnell und unkompliziert - ein paar Dokumente ausgefüllt und schon waren die Leistungen anerkannt. Ich hatte natürlich auch das Glück, dass ich in Granada in alle meine Wunsch-Module reingekommen bin. Falls das nicht der Fall ist, kann man die Kurse auch vor Ort noch ändern, abwählen oder neu belegen.

Als ich im Juli aus Spanien zurück nach Deutschland gekommen bin, hatte ich noch den restlichen Sommer Zeit, um mein Erasmus-Studium sozusagen zu verarbeiten. Ich wurde also nicht direkt wieder in den deutschen Uni-Alltag geschmissen, was angenehm war. So eine Zeit kann man gut nutzen, um auch alle restlichen Unterlagen und Dokumente zur Anerkennung von Leistungen etc. auszufüllen. Das vergisst man ansonsten nämlich schnell mal nach den ganzen Abschieden und Ortswechseln. Nach meinem Auslandsaufenthalt habe ich auf jeden Fall das sonnige Wetter und die andalusische Lebensweise und Kultur vermisst. Am schwersten viel mir allerdings der Abschied von meinen Freundinnen und Freunden sowie meinen Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. Ich kann nur empfehlen, diese wertvollen Kontakte zu pflegen. Nach Auslandsaufenthalten sortiere ich immer erst einmal meine Bilder und erstelle manchmal auch ein Fotoalbum. So kann man noch einmal alle Erinnerungen festhalten und verarbeiten, um dann mit neuer Energie in das nächste Kapitel zu starten.

Letztendlich sind es vor allen Dingen Erlebnisse an die man sich im Nachhinein erinnert. Und wann erlebt man schon so viel wie auf Reisen? Neue Eindrücke und Erfahrungen aus anderen Gegenden erfüllen nicht nur, sie tragen auch unglaublich zur Persönlichkeitsentwicklung und Horizonterweiterung bei. Darüber hinaus kann man durch so etwas wie Freiwilligendienste oder durch ein Bewusstsein für die Vielfalt auf der Welt auch der Gesellschaft etwas zurück geben. Nicht zuletzt deshalb sollte man Entdeckerin und Entdecker bleiben.