Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    09.07.2022 – 10.08.2022
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Natur- und Geowissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Meteorologie B. Sc., Bachelor of Science
  • Förderprogramm

    PROMOS
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Die vielen Erzählungen von Kommiliton_innen, die vor mir auf Spitzbergen waren. Unter Meteorologiestudierenden gibt es davon viele!

An das Universitätszentrum Spitzbergen führen zwei Wege: Man kann sich einerseits auf einen Erasmusplatz an einer norwegischen Universität (meistens Bergen) bewerben, und sich dann darüber auf Kurse auf Spitzbergen bewerben, so machen es die meisten. Man kann sich aber auch, wie ich, als Freemover direkt bei UNIS bewerben. Das geht auch relativ schnell, da man, wie häufig in Skandinavien, weder Motivationsschreiben noch Lebenslauf braucht. Als Freemover bekommt leider keine Erasmus-Förderung, aber dafür gibt es ja PROMOS!

Das Abenteuer wäre trotz aller Planung dennoch fast an einem Pilotenstreik bei der Fluglinie SAS gescheitert. Netterweise nahm mich, quasi in letzter Minute, noch ein Reisebüro aus der Schweiz auf einem ihrer Charterflüge von Zürich nach Spitzbergen mit (natürlich nicht gratis…).

Der Kurs war auf Englisch, und auch die Menschen in der Stadt sind unglaublich bunt zusammengewürfelt, Englisch reicht also vollkommen aus. Das war fast ein bisschen schade, da für meine Norwegischkenntnisse gar kein Bedarf war.

Während des Studiums im Ausland

Das Universitätszentrum Spitzbergen ist keine Uni im eigentlichen Sinn, man kann dort nur einzelne Kurse belegen. Mein Kurs fand im Sommer statt, also waren wir beinahe die einzigen im Gebäude, was sehr angenehm war. Mit den Menschen in meinem Kurs habe ich mich sofort gut verstanden, und wir haben fast alles gemeinsam gemacht. Insgesamt fand ich den menschlichen Faktor mindestens so wichtig wie das Studium. Wir haben zusammengelebt, zusammen studiert, waren zusammen auf Feldkurs (eine Woche auf einer alten Funkstation) und haben freitags zusammen Tacos gegessen (norwegische Tradition, nicht fragen). Ich glaube, es ist vor allem diese nette kleine Gemeinschaft aus Studierenden und Forschenden, die das Studieren auf Spitzbergen so einzigartig macht. Und natürlich die Eisbären. Bevor wir ins Feld durften, mussten alle eine Art Einführungskurs zum Überleben in der Arktis machen, inklusive Schießtraining. Das kommt einem schon komisch vor, ist aber notwendig. Ich könnte noch lange weitererzählen, von Mitternachtssonne, wackeligen Schlauchbooten, Walrossen, Überlebensanzügen, alten sowjetischen Bergbausiedlungen… Kurz: ziemlich irre.

Alle Studierenden wohnen im Wohnheim Elvesletta, das erst kürzlich eröffnet worden ist. Dementsprechend modern und komfortabel wohnt man dort. Manches funktioniert allerdings noch nicht optimal, z.B. das Heizungssystem. Es wurde sogar von bis zu 30 Grad in manchen Zimmern berichtet… Im Vergleich zu den früheren „brakken“ in Nybyen ist Elvesletta aber wohl eine enorme Verbesserung.

Norwegen ist teuer, eine abgelegene Siedlung 1300 km vom Nordpol ist teurer. Für UNIS-Studierende gibt es aber vielerorts Rabatte, und Sportbekleidung (z.B. die Helly-Hansen Ausrüstung mit UNIS-Logo) bekommt aufgrund der Steuerbefreiung sogar billiger als in Deutschland. Frische Waren wie Gemüse, Obst oder Milch sind aber eindeutig Luxusgüter. Für die Miete muss man ca. 550€/Monat einplanen.

Viel Geld kann man sparen, in dem man die Anreise früh bucht. Norwegian und SAS, die beiden Fluggesellschaften, die Flüge nach Spitzbergen anbieten, haben außerdem limitierte Tarife speziell für junge Menschen. Was man definitiv nicht braucht, ist ein Ticket für den Nahverkehr, den gibt es nämlich nicht.

Gebrauchte Sachen für fast geschenkt gibt es übrigens bei Bruktikken, einem Projekt der Nachhaltigkeits-AG der Uni.

Longyearbyen ist ein sehr kleiner Ort und es ist alles zu Fuß erreichbar. Sieht man davon ab, dass es ziemlich kalt ist, hinterm Ort ein Gletscher liegt, und man wegen der Eisbärengefahr den Ort nur bewaffnet verlassen darf, ist das Leben eigentlich erstaunlich normal. Es gibt einen Supermarkt (Svalbardbutikken), eine Bücherei, Bars („SvalBar“), die Uni… Alles was man zum Leben braucht also.

Nach dem Studium im Ausland

Ich hatte bereits alle Module meines Bachelorstudiums abgeschlossen, also war das kein Thema.

Auch das war nicht mehr relevant, weil ich gleich im Anschluss für mein Masterstudium nach Grenoble in Frankreich gezogen bin. Und hier ist sowieso alles anders.

Entdecken erweitert den Horizont. Klingt platt, ist aber so. Man entdeckt andere Länder, andere Kulturen, andere Probleme, aber auch Gemeinsamkeiten. Man sieht ein Land anders, wenn man dort gelebt und die Sprache spricht. Man sieht den Klimawandel anders, wenn man auf Spitzbergen jetzt schon die Konsequenzen von 4 Grad Erwärmung sieht (Die Arktis erwärmt sich ca. 3–4-mal schneller als der globale Durchschnitt). Und um den Bericht nicht so deprimierend enden zu lassen: Weil man als Entdecker_in so viele fantastische Menschen kennenlernt!!