Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    13.02.2023 – 15.07.2023
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Sportwissenschaft
  • Studiengang, Studienabschluss

    Sportwissenschaft: Rehabilitation und Prävention M. Sc., Master of Science
  • Förderprogramm

    PROMOS
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Ich habe bereits in meinem Bachelor ein Auslandssemester gemacht und hatte eine großartige Zeit, an die ich mich sehr gerne zurückerinnere. Deshalb stand für mich bereits zu Beginn meines Masterstudiums fest, dass ich mich erneut bewerben werde. Bei der Wahl der Partnerhochschule war mir zum einen die Landessprache wichtig, da ich gerne meine Englisch Kenntnisse insbesondere in meinem Fachgebiet weiter ausbauen wollte und zum anderen das Studienangebot und die Forschungsschwerpunkte. Die Wahl ist damit schnell auf Australien gefallen, da die Menschen dort sehr sportbegeistert sind und die Universitäten einen sehr guten Ruf haben. Zuerst habe ich mich deshalb für einen Platz im Rahmen des Australian – European Networks (AEN) beworben und anschließend durfte ich drei Wunschuniversitäten angeben. Ich hatte das große Glück meinen Erstwunsch zu erhalten und konnte somit für ein Semester an der Edith Cowan University in Perth studieren. Das war eine großartige Chance, da ich hier sowohl Kurse mit den gleichen Inhalten wie in Leipzig, als auch neue Vertiefungen belegen konnte, die in Deutschland nicht angeboten wurden. Ich würde deshalb vorab empfehlen sich das Kursangebot der Wunschuniversität in dem jeweiligen Semester genau anzusehen.

Die Zusage für meinen Auslandsaufenthalt habe ich etwa ein Jahr vor Beginn erhalten, so dass ich genug Zeit hatte alles zu organisieren. Sobald ich wusste, dass es für mich nach Australien gehen wird, habe ich meine Arbeitsstunden als Werkstudentin erhöht, um meine Ersparnisse aufzustocken. Außerdem hatte ich das große Glück eine finanzielle Unterstützung durch das PROMOS Stipendium zu erhalten und auch den Rückhalt von meinen Eltern, falls es trotzdem eng werden sollte. Denn nach einer Recherche und einem Austausch mit Bekannten wurde mir schnell klar, dass die Lebensunterhaltskosten deutlich höher als in Leipzig sind und auch die Mietpreise vor Ort nach Corona stark angestiegen sind. Es hätte die Möglichkeit gegeben in einem Studentenwohnheim „ECU Student Village“ am Campus zu wohnen, leider gab es hier keine freien Plätze mehr sondern nur eine Warteliste. Deshalb habe ich mich auf dem freien Wohnungsmarkt umgesehen, hier sind sogenannte „shared houses“ sehr üblich. Am besten läuft die Suche über die App / Website „flatmates.au“ oder Facebook Gruppen für International Students. Eigentlich wollte ich erst vor Ort mehrere WGs besichtigen, aber hatte mich trotzdem einen Monat vor meiner Abreise dort angemeldet und eine Suchanzeige erstellt, so dass ich bereits zuvor einige online Besichtigungen hatte. Ich habe dann kurz danach die Zusage für ein Zimmer in dem Stadtteil Ocean Reef erhalten, welcher sich auf halber Strecke zwischen Meer und dem Uni Campus Joondalup befindet, an dem ich als Sportstudentin alle meine Kurse hatte.

Die Unterrichtssprache an der ECU ist Englisch und die Universität hat ein bestimmtes Level vorausgesetzt. Im Gegenteil zu anderen Universitäten war hier kein Toefl oder IELTS notwendig, denn das DAAD-Zertifikat (C1) vom Sprachenzentrum der Universität Leipzig wurde akzeptiert. Ich habe vorab keinen Sprachkurs besucht, aber ich hatte sowohl in meinem Bachelor als auch Master teilweise Module auf Englisch, so dass die Umstellung hier kein Problem war. Lediglich der Akzent der Australier und die vielen Abkürzungen waren anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Insgesamt würde ich den Tipp geben, mit anderen Australiern oder Internationals zusammenzuwohnen und sich anzufreunden, denn das ist der beste Weg, um sein Englisch zu verbessern – ganz im Sinne „learning by doing“.

Während des Studiums im Ausland

Ich habe das Studium nur positiv in Erinnerung und würde alle Kurse, die ich belegt habe, weiterempfehlen. Insgesamt ist die Lehre hier deutlich praxisorientierter und der Umgang mit Dozenten ist etwas lockerer und persönlicher. Die meisten Module bestehen aus einer Vorlesung, einem Tutorium/ Seminar und einer Lab Session. Man ist mit den meisten Lehrverantwortlichen per Du und privater Smalltalk ist ganz normal. Ich habe alle Veranstaltungen an der „School of Medical & Health Sciences“ belegt und konnte von den angegliederten (Reha-) Kliniken auf dem Campus profitieren, so dass wir regelmäßig Patienten für persönliche Gespräche zu Besuch hatten und viele Case Studys besprochen haben. Der Semesteraufbau und die Art der Prüfungsleistungen unterscheiden sich ebenfalls zu Leipzig, denn es gibt hier nicht nur eine große Prüfung am Ende die 100% zählt, sondern man sammelt durch mehrere Assignments und ein Mid-Term Exam während des Semesters schon Punkte. Am Ende des Semesters gibt es eine Exam Period von zwei Wochen, in der ich nur noch zwei Abschlussprüfungen hatte, welche nur 40% der finalen Note in dem Fach ausmachen. In den anderen Units hatte ich keine Prüfungen mehr am Ende, da ich bereits alle Prüfungsleistungen währenddessen erbracht habe. Somit hat man am Ende nicht ganz so viel Stress wie in Deutschland, aber dafür hat man unter dem Semester mehr Aufwand und muss sich seine Zeit gut einteilen, wenn man auch noch etwas reisen und Ausflüge machen möchte. Zu Beginn gibt es eine Orientation Week, in der auch Events für International Students angeboten werden, so dass man schnell mit Menschen aus aller Welt in Kontakt kommt. Jeden Dienstag organisiert eine Studentenintiative der ECU ein „International Café“, bei dem man sich austauschen und gemeinsam Spiele spielen kann. Außerdem gibt es noch „Study Perth“, eine Organisation für alle International Students an den verschiedenen Universitäten in Perth, die regelmäßig Ausflüge organisiert und dich mit einem „Welcome Paket“ am Flughafen empfängt.

Während meiner Zeit in Perth habe ich gemeinsam mit zwei Australiern in einem „shared house“ in dem Stadtteil Ocean Reef nördlich von Perth CBD gewohnt. Ich bin sehr zufrieden mit dieser Entscheidung, da ich hierdurch viele Insider Tipps erhalten und viele Einheimische kennengelernt habe. Es war auch praktisch, dass meine Mitbewohner ein Auto hatten, so dass man am Wochenende Camping Ausflüge in die wunderschöne Natur Western Australiens unternehmen konnte. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Perth sind sehr günstig und zuverlässig für Studenten (max. $4.50 pro Tag), allerdings ist das Streckennetz in Richtung Strände nicht so gut ausgebaut. Für mein Zimmer inkl. eigenem Bad und Nebenkosten habe ich $250 pro Woche bezahlt. In Australien ist es typisch, dass man wöchentlich Miete bezahlt anstatt monatlich. Umgerechnet habe ich am Ende ca. 650 € pro Monat für Miete ausgegeben, was natürlich deutlich höher als die durchschnittlichen Kosten in Leipzig ist. Ein Zimmer in einer 6er WG im Studentenwohnheim hätte ähnlich viel gekostet. Insgesamt würde ich das private Wohnen weiterempfehlen, da man hierdurch die „echte Lebensweise“ der Australier kennenlernt und man im Wohnheim meistens nur mit anderen internationalen Studenten zusammenwohnt. Außerdem war mir die Nähe zum Strand wichtig und die Möglichkeit Freunde und Familie von zu Hause zu empfangen. Wenn man jedoch nicht ohne Unterkunft anreisen möchte oder sich Sorgen macht etwas zu finden, ist die sicherere Variante definitiv sich rechtzeitig auf einen Platz im Wohnheim zu bewerben.

Zu den Kosten, die vor Beginn des Auslandssemesters angefallen sind, zählen Visum (Student Subclass 500, ~ 400 €), Pflichtkrankenversicherung (OSHC Medibank, ~ 230€), zusätzlich private Auslandskrankenversicherung (~ 300 €) und die Flüge (insg. ~ 1.700 €). Monatlich habe ich folgende Ausgaben gehabt, Miete (~ 650 €), Lebensmittel (~ 200€), Handyvertrag (~ 20 €), öffentliche Verkehrsmittel (~ 20 €) sowie Freizeit z.B. Fitnessstudio, Events (~ 100€). Insgesamt komme ich damit auf Kosten von ca. 1000€ pro Monat, was deutlich höher ist als meine Ausgaben in Leipzig. Deshalb sollte man sich vorab einen Plan zurechtlegen, wie man sich das Leben vor Ort finanzieren kann und wenn möglich auf Stipendien oder Auslands BAföG bewerben. Zudem kommen weitere Ausgaben für Reisen im Semester Break oder weitere Freizeitaktivitäten wie z.B. ein Tauchschein, aber das ist natürlich individuell gestaltbar.

Die Offenheit und „no worries“ Mentalität der Australier hat mich besonders begeistert. Während ich es zu Beginn noch komisch fand, wenn man überall „how are you going?“ gefragt und schnell in ein Gespräch verwickelt wird, habe ich mich gegen Ende sehr daran gewöhnt und werde diese positive und entspannte Art vermissen. Die vielen Cafés und Restaurants auf dem weitläufigen Campus, der eher einer Art Park mit Teich und Liegestühlen ähnelte, haben das Studentenleben sehr bereichert und das Lernen abwechslungsreicher gestaltet. Bei der Kurswahl würde ich mich vorab ausführlich informieren, an welchem Campus und zu welcher Zeit diese stattfinden werden, so dass man sich, wenn möglich ein verlängertes Wochenende für Kurztrips verschaffen kann. Außerdem rate ich zukünftigen Studierenden, die ebenfalls im australischen Herbst / Winter in Perth sind, warme Kleidung und einen Regenschirm einzupacken, da es teilweise nur um die 10 Grad hat und die Häuser nicht wirklich isoliert sind oder über Heizungen verfügen. Aber auch diese Zeit lässt sich gut aushalten, wenn man das Meer von der Tür hat und die Sonne tagsüber rauskommt.

Nach dem Studium im Ausland

Ich habe bereits vor meiner Abreise mit meinen Studienkoordinatoren und den jeweiligen Modulverantwortlichen die Anerkennung eines Fachs abgeklärt und ihnen die Modulbeschreibung zukommen lassen, bevor ich meine Kurse in Australien gewählt habe. Dadurch hatte ich bereits vor Ort die schriftliche Bestätigung, dass ich meine Credits in Deutschland für eine äquivalente Vorlesung erhalten werde. Die anderen Kurse, habe ich nur aus Interesse und Ergänzung / Vertiefung zu meinem Studienschwerpunkt in Leipzig gewählt.

Die Anerkennung danach lief sehr schnell und reibungslos ab. Nach Ende meines Auslandssemesters habe ich von der ECU mein Transcript of Records per E-Mail zugeschickt bekommen. Mit den Noten habe ich mich dann erneut an meinen Studiengangsleiter an der Sportmedizinischen Fakultät gewendet. Dieser hat dann ein Formular ausgefüllt, die Umrechnung des Notensystems und der Credits veranlasst und an das Prüfungsmanagement im Studienbüro gesendet. Ich war dann mit der Verantwortlichen dort noch einmal kurz im Austausch und nach 1-2 Tagen waren die Leistungen bereits in meinem AlmaWeb Account verbucht.

Auch wenn ich einerseits traurig war, dass die aufregende Zeit des Auslandssemesters nun zu Ende war, habe ich mich doch sehr gefreut meine Familie und Freunde in Deutschland wiederzusehen. Wenn ich anderen Studierenden einen Tipp geben sollte, würde ich empfehlen sich Zeit zu lassen wieder anzukommen und ein paar Wochen Pause vor dem nächsten Semester, Praktikum oder der Abschlussarbeit einzuplanen. Drei Dinge, die ich bereits vermisse, sind 1. die wunderschöne Natur, das Meer und das sonnige Wetter, 2. die „no worries“ Mentalität und 3. die Kaffeekultur der Australier.

Auch wenn es manchmal ein bisschen Überwindung kostet, sich aus seiner Komfortzone zu bewegen, wird man jedes Mal mit einmaligen Erfahrungen überrascht, die einem niemand mehr nehmen kann. Egal für welche Art von Auslandsaufenthalt man sich entscheidet, es wird das eigene Leben auf jeden Fall bereichern und zu Hause bleibt doch meistens alles beim Alten. Deshalb sollte man jede Gelegenheit nutzen, sich mit anderen Menschen austauschen und neue Orte zu entdecken.