Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    01.09.2022 – 06.02.2023
  • Lehrsprache

    Spanisch
  • Studienrichtung

    Rechtswissenschaft
  • Studiengang, Studienabschluss

    Rechtswissenschaft Staatsexamen, Staatsexamen
  • Förderprogramm

    Erasmus+ , Anderes Stipendium
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt
  • veröffentlicht am

Vor dem Studium im Ausland

Ich habe mich zu einem Studium im Ausland entschieden, weil ich das Leben und Lernen an einer anderen Universität kennenlernen wollte. Außerdem fand ich die Idee spannend, das Rechtssystem eines anderen Landes kennenzulernen. Eine große Rolle spielte natürlich auch, dass meine Studiumsjahre sich durch die Pandemie deutlich kürzer anfühlten als sie eigentlich waren, und ich mich noch nicht ganz bereit fühlte, in die StEx-Vorbereitung zu gehen. Ich wollte in ein Land, in dem ich die Sprache immerhin einigermaßen verstand, und da ich bereits Spanisch-Vorkenntnisse hatte, fiel meine Wahl auf Spanien. Stadt und Universität waren mir eigentlich gar nicht so wichtig, solange sie nicht zu klein waren. Als ich dann Madrid bekommen habe, war ich auf jeden Fall sehr zufrieden.

Nachdem ich Anfang 2022 die Zusage bekommen hatte, habe ich direkt den Auslandszuschuss meines Stipendiums beantragt. Was ich als sehr unfair vom Studierendenwerk in Leipzig empfunden habe, ist, dass ich den GESAMTEN Semesterbeitrag zahlen musste (trotz mehrfachen Verhandlungen), da ich zwar den Zeitraum eines ganzen Semesters abwesend war, aber da das Semester in Spanien eben einen Monat früher anfängt und dadurch einen früher aufhört, ich nicht das gesamte "deutsche" Semester lang in einer ausländischen Hochschule immatrikuliert war. Die Sachbearbeitenden können da nix dafür, es steht halt in der Beitragsordnung, dass die Abwesenheit sich an den Leipziger Semesterzeiten orientiert, andere Unis in Deutschland regeln das auch anders. Es war trotzdem eine unnötige finanzielle Belastung, weshalb ich euch nur empfehlen kann, wenn das Semester bei eurem Zielland (ist in sehr sehr vielen europäischen Unis so) zu anderen Zeiten beginnt, ein Praktikum für den überschneidenden Monat zu suchen, sodass ihr für kein Ticket zahlen müsst, dass ihr gar nicht nutzen könnt.

Die hauptsächliche Unterrichtssprache an der Partnerhochschule war Spanisch. Insgesamt sprechen an der Universität nicht viele Personen Englisch (obwohl zwei Philosophieprofessoren von mir sogar Deutsch konnten). Ich habe zwar keinen Sprachkurs vor Abreise besucht, aber es ist auf jeden Fall zu empfehlen. Grade in Madrid reden die Menschen auch echt schnell, wie ein Wasserfall. Viele Lehrende benutzen außerdem keine Powerpoint oder ähnliches (oder sie benutzen sie, geben sie aber selbst auf Nachfrage nicht raus), sodass es sehr schwierig ist, den Vorlesungen zu folgen und gleichzeitig mitzuschreiben.

Während des Studiums im Ausland

Ich habe Lehrveranstaltungen aus unterschiedlichen Bereichen besucht. Dadurch, dass es in Spanien Jura auch in Kombination mit anderen Fächern (Philosophie, Kriminologie, Politikwissenschaft ...) gibt, hatte ich eine relativ große Auswahl. Am Anfang hatte ich noch mehr "kernjuristische" Fächer, die ich in Deutschland so oder so ähnlich schon besucht hatte (dadurch, dass ich nach dem 6. Semester ins Ausland gegangen bin, hatte ich alle Pflichtfachvorlesungen schon durch). Allerdings muss ich sagen, dass mir die Vorlesungen insgesamt überhaupt nicht gefallen haben. Die Klassen waren deutlich kleiner (30-40), weshalb ich dachte, es würde etwas interaktiver werden. Hauptsächlich fand jedoch Frontalunterricht statt und die wichtigste Aufgabe der Studis bestand im Mitschreiben jedes Wortes der Lehrperson (was tatsächlich auch notwendig war, denn so sahen später die Prüfungen auch aus). Innerhalb des halben Jahres habe ich, glaube ich nur dreimal ein Gesetz auch nur gesehen. Meine weniger juristisch geprägten Lehrveranstaltungen (Ethik, Jugendkriminalität, Sozialpsychologie) gestalteten sich auf jeden Fall für mich deutlich interessanter, zwar nach ähnlichem Stil gelehrt, aber immerhin waren die Themenbereiche für mich noch völlig unbekannt. Die Ethik Vorlesung habe ich in besonders guter Erinnerung, da es dort auch einen "praktischen" Teil gab, in dem wir Texte gelesen und zusammen interpretiert haben.

Ich habe in einer zweier WG mit einer Spanierin im Süden Madrids gewohnt. Im Norden, wo sich die Universität befindet, gibt es oftmals nur relativ große Wohnungen mit 8 Personen oder mehr. Die Wohnungssuche aus der Ferne ist natürlich immer schwierig. Ich würde empfehlen, über Internetplattformen wie idealista oder Badi schon einmal sich mit den Zonen bekannt zu machen und auch schon ein paar Anzeigen zu schreiben. Im Gegensatz zu Deutschland suchen auch bei WGs oft die Vermietenden nach den neu einziehenden Menschen. Daher ist es gut möglich, dass ihr vorher gar nicht wisst, mit wem ihr zusammenwohnen werdet. Erst im Sommer habe ich dann angefangen, nach Wohnungen zu suchen. Ich habe auf verschiedenen Internetportale gesucht (idealista, badi, Facebook) und bin schließlich auch da fündig geworden. Ich kann nur empfehlen, im Voraus bereits auf Facebook (it is what it is), Erasmus Gruppen der Hochschule beizutreten. Darüber kommt man auch oft in WhatsApp-Chats, wo Erasmusstudierende ihre alten Zimmer reinstellen. Als erster Anlaufpunkt sollte man nach dem europaweiten Netzwerk ESN und die jeweilige Stadt suchen.

Meine Unterkunft war mit 450€ relativ teuer, aber mir war es das wert, um mir nicht mit 10 Personen eine Wohnung teilen zu müssen. Ansonsten lässt sich in Madrid - wie in vielen Großstädten, mit einem großen Spektrum an viel oder wenig Geld auskommen. Die Öffikarte für den gesamten Raum Madrid, kostete für Personen unter 25 einfach nur 10€ (zwischenzeitlich sogar nur 8€). Wer viel in Bars, Clubs und Restaurants geht, kommt natürlich schnell mal auf höhere Ausgaben. Andererseits sind die Lebensmittelpreise durchschnittlich schon günstiger als in Deutschland und wenn man ein bisschen auf die Preise guckt, kann man auch mit relativ wenig Geld essen und feiern gehen. Kostenlose oder sehr günstige kulturelle Angebote lassen sich an jedem beliebigen Tag der Woche finden. Ich denke, aufgrund der höheren Miete und dem anderen Lebensstil, habe ich etwas mehr als in Deutschland ausgeben.

Madrid ist eine lebendige und vielfältige Stadt. Es gibt unglaublich viele und gute Bars, Cafés, Clubs und offene Kulturräume. Egal, in welchem Stadtteil man wohnt, kann man an jedem Tag mehrere günstige bis kostenlose Programmpunkte ausfindig machen. Das würde ich auf jeden Fall nutzen, um auch ein bisschen über den Tellerrand des Unilebens hinauszuschauen (auch, wenn das aufgrund der vielen verschiedenen Unis ebenso angebotsreich und toll ist!). Ich würde jederzeit wieder zurückkehren und hätten mir die Univeranstaltungen besser gefallen (und hätte ich sie anrechnen lassen können), hätte ich sicherlich um ein Semester verlängert!

Nach dem Studium im Ausland

Ich habe mir die Leistungen nicht anerkennen lassen, da ich im Vorfeld bereits alle für das StEx erforderlichen gesammelt habe.

Ich bin zum Zeitpunkt der Abgabe dieses Berichts noch nicht nach Leipzig zurückgekehrt. Ich denke, am meisten wird mir die Sonne und das bunte Treiben auf den Straßen fehlen (obwohl ich geschickt pünktlich zu Frühlingsbeginn wieder antanze).

Weil das Leben sonst langweilig wird! Ich denke sowohl natürlich während der Erfahrung, als auch danach (mit den neuen ganzen Eindrücken) bereichern solche Erfahrungen sehr.