Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    30.09.2019 – 04.04.2020
  • Studienrichtung

    Geistes- und Sprachwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Japanologie B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Selbst finanziert , Anderes Stipendium
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt
  • E-Mail-Adresse

Vor dem Studium im Ausland

Ich befasse mich schon sehr lange mit Japan und habe den Wunsch gehegt, das Land zu besuchen und selbst kennenzulernen. Reiseberichte und Fotos von anderen haben mir nicht mehr genügt und ich wollte mir ein eigenes Bild verschaffen.

Die Kobe University ist eine Partneruniversität der Universität Leipzig. Weil ich mich besonders für das historische Japan und Religion interessiere, fiel meine Wahl auf Kobe. Es liegt nah zu Kyoto, Nara und Osaka, ist jedoch nicht so stark von Tourist:innen überlaufen.

Die Vorbereitung begann mit dem Wintersemester vor meinem Auslandsaufenthalt - also fast ein Jahr vorher. Auslandsrückkehrer:innen aus der Japanologie organisieren Infoabende, bei denen sie die Partneruniversitäten vorstellen und Hinweise zum Alltagsleben geben. In der Japanologie gibt es außerdem einen internen Bewerbungslauf, durch den festgelegt wird, wer sich konkret bei welcher Universität in Japan bewirbt.

Da ich mich für mehrere Stipendien bewarb, begann die Finanzplanung ebenfalls mit den ersten Infoveranstaltungen. Unterstützung erhielt ich von meinem Ehemann, vonseiten der Stabsstelle Internationales der Universität Leipzig und den Mitarbeiter:innen sowie älteren Semestern der Japanologie.

Mit der Bewerbung bei der Kobe University konnte ich mich auch für eines der zugehörigen Studentenwohnheime bewerben. Die vorhandenen Wohnheime konnten dem eigenen Wunsch entsprechend gerankt werden. Ich hatte Glück und erhielt die Zusage für das begehrteste Wohnheim. Alles Weitere musste ich dann erst vor Ort organisieren.

Da ich Japanologiestudent bin, ist einer meiner Schwerpunkte Japanisch als Sprache. Bevor ich nach Japan kam, lernte ich bereits seit vier Semestern Japanisch. In der Japanologie ist es außerdem Voraussetzung für den Auslandsaufenthalt, die Sprachprüfung im 3. Semester zu bestehen.

Da ich mit Fokus auf die Sprache nach Japan reiste, besuchte ich entsprechende Japanisch-Sprachkurse.

Die Kobe University bietet neben Modulen auf Japanisch aber auch Module in englischer Sprache an, abhängig von Fakultät und Fachgebiet.

Wer kein Japanisch spricht und in Japan studieren möchte, sollte im Vorfeld zumindest die Basics für den Alltag lernen. Die Kobe University bietet Sprachkurse für Anfänger:innen bis hin zu Fortgeschrittenen an, weshalb für jede Person etwas dabei sein sollte - sofern das Studium dem Spracherwerb dienen soll.

Während des Studiums im Ausland

Entsprechend des Abkommens zwischen der Kobe University und der Universität Leipzig bestand der Großteil meiner Lehrveranstaltungen aus Sprachkursen. Diese waren fordernd, schlossen aber nahtlos an mein Vorwissen aus Leipzig an.

Neben den Sprachkursen musste ich eine Veranstaltung aus dem Bereich der "Global Human Sciences" belegen. Ich entschied mich für ein Anthropologie-Basis-Seminar. Diese Veranstaltung war sprachlich sehr anspruchsvoll, weil sie komplett auf Japanisch war, fügte sich fachlich jedoch gut in mein bisheriges Studium ein. Auch wenn dieses Seminar sehr viel Zeit in Anspruch nahm, halte ich es für eine der wichtigsten Erfahrungen. Ich konnte mich mit Fachtexten befassen, lernte eine andere Herangehensweise und besuchte den Kurs zusammen mit Japaner:innen. Bei den Sprachkursen sitzen alle Austauschstudierenden zusammen, weshalb besonders in den Pausen meist nur Englisch gesprochen wurde.

Für Austauschstudierende unterhält die Kobe University ein Tutor:innenprogramm, das ich sehr schätzte. Jedem Austauschstudierenden wird ein:e japanische:r Tutor:in zugeteilt, der bei organisatorischen Dingen helfend zur Seite steht. Außerdem wurde zu Beginn des Semesters ein gemeinsamer Ausflug organisiert. Fast wöchentlich veranstalten die Tutor:innen kleine Treffen, bei denen landestypisch gekocht wird und wo man sich ebenfalls kennenlernen kann. Ich habe mich mit meiner Tutorin sehr gut verstanden, weshalb ich mich mit ihr auch außerhalb der Universität traf.

Neben dem offiziellen Tutor:innenprogramm ist noch das ICafe zu nennen. Wer möchte, kann sich dort mit anderen treffen und selbst aktiv Kontakte knüpfen.

Ich wohnte in einem kleinen Zimmer mit Kochnische und Bad im Kokui Dormitory, das der Kobe University gehört. Es liegt in einer ruhigen Wohngegend mit wenig Einkaufsmöglichkeiten und die Universität ist in einer halben Stunde zu Fuß erreichbar.

Das Zimmer war mit dem Nötigsten ausgestattet, das Wohnheim war sauber und bot auch Lernräume und einen Aufenthaltsraum. Von den vorhergehenden Austauschstudierenden konnten gebrauchte Alltagsgegenstände von einer Sammelstation genommen werden, die Tutor:innen organisierten aber auch einen Einkauf bei einem Ausstattungshändler:innen. Dort empfiehlt es sich, einen Futon zu kaufen, da im Zimmer lediglich eine Klappliege vorhanden ist.

Ich kam mit dem Zimmer grundsätzlich gut zurecht, anderen könnte es aber zu klein sein. Wer mehr Komfort braucht, muss entsprechend in die Geldbörse greifen.

Generell würde ich empfehlen, mit so wenig Gepäck wie möglich anzureisen, weil die Verstaumöglichkeiten überschaubar sind. Die Stromkosten variieren je nach Wohnheim sehr stark, unterm Strich ist das Wohnen aber überall gleich teuer. Bei anderen Wohnheimen fallen ggf. aber höhere Fahrtkosten an.

Gerade für die Wintermonate empfiehlt es sich entweder viel Geld für das Heizen des Zimmers einzuplanen oder warme Kleidung bzw. eine Wärmflasche mitzubringen, da die Gebäude schlecht gedämmt sind. Die Gebäude sind recht hellhörig, was besonders nachts störend sein kann.

Bezogen auf das Kokui Dormitory würde es sich anbieten, sich so schnell wie möglich mit den Zimmernachbar:innen anzufreunden und sich evtl. einen Internetvertrag zu teilen, um Kosten zu sparen.

Für den Alltag rechnete ich mit 60-70.000 Yen (etwa 550€), davon entfielen etwa 30.000 Yen (etwa 250€) auf die Unterkunft und Pflichtversicherungen. Für Ausflüge, Souvenirs und die Rückreise - falls noch nicht im Vorfeld organisiert - gibt es im Grunde kein Limit nach oben außer den eigenen Geldbeutel.

Da die Infoveranstaltungen der Japanologie sehr gut waren, gab es zumindest was mich betrifft, keine überraschenden Zusatzkosten.

Das Shiru-Café, das sich auf dem Weg zwischen dem Campus und der Rokko-Station befindet, ist sehr zu empfehlen. Zum einen erhalten Studierende Freigetränke, es gibt WLAN und Strom sowie eine ruhige Atmosphäre zum Lernen oder Freund:innen treffen. Wer in Japan arbeiten möchte, kann das Shiru-Café auch für Bewerbungen oder Info-Veranstaltungen nutzen.

An der Kobe University habe ich mich immer gut aufgehoben gefühlt und besonders Kyoto ist als Tagesausflug (oder für das Wochenende) sehr gut geeignet.

Wer mag, sollte auch hinter der Shin-Kobe-Station den Wanderweg nutzen. Manchmal gibt es dort auch sehr hilfsbereite Japaner:innen, die gern mehr von der Gegend zeigen wollen.

Wer Twitter nutzt, sollte auch den Seiten der Stadt Kobe und der Universität folgen. Dort gibt es immer wieder Veranstaltungstipps.

Zu Beginn meiner Zeit an der Kobe University bekam ich außerdem den Hyogo-Culture-Pass mit dem man kostenlos oder vergünstigt bestimmte Einrichtungen besuchen kann (meist Museen, aber auch das Schloss in Himeji).

Nach dem Studium im Ausland

Meine Leistungen können aufgrund der unterschiedlichen Bemessungsgrundlagen nicht anerkannt werden. Ich werde daher nur die Schlüsselqualifikation beantragen. Derzeit warte ich jedoch noch auf die Unterlagen vonseiten der Kobe University.

Meine Rückkehr war insgesamt eher ungeplant und ich verbringe derzeit ein Urlaubssemester - bin also nicht direkt nach Leipzig zurückgekommen. Ich würde aber raten, sich tatsächlich 2-3 Wochen zwischen der Rückkehr und dem Start in Leipzig zu nehmen, um die Erlebnisse sacken zu lassen und wieder richtig anzukommen.

Vermissen werde ich das Mensaessen, die neuen Freund:innen und die japanische Höflichkeit.

Weil es immer etwas zu entdecken gibt - an anderen, aber genauso an sich selbst.