Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    24.08.2012 – 20.12.2013
  • Lehrsprache

    Spanisch
  • Studienrichtung

    Geistes- und Sprachwissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Translation B. A., Bachelor of Arts
  • Förderprogramm

    Auslands-BAföG
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Erfüllt

Vor dem Studium im Ausland

Da ich Übersetzen und Dolmetschen (Translation) studiert habe, wollte ich meine Sprachkenntnisse in meinem Kernfach Spanisch vertiefen. Ich habe mich dabei für die Universität Havanna entschieden, weil ich ein Semester außerhalb von Europa und der "typischen" Erasmus-Erfahrung verbringen wollte und Kuba mich als Land sehr gereizt hat. Mein Ziel war es, Kuba kennenzulernen, das gesellschaftliche und politische System dort ein bisschen besser zu verstehen und meine Spanischsprachkenntnisse zu verbessern.

Ich habe mit der Organisation meines Aufenthalts im Vorjahr des Aufenthalts begonnen und wurde vom Akademischen Auslandsamt der Uni Leipzig unterstützt. Dort habe ich mich in einer ersten Beratung über die verschiedenen Optionen informiert und von den Hochschulpartnerschaften erfahren. Meine Unterkunft habe ich über eine Bekannte organisiert, die im Vorjahr ein Auslandssemester in Havanna absolviert hatte. Sie konnte mir auch weitere wichtige Tipps geben. Das Learning Agreement habe ich gemeinsam mit dem IALT erarbeitet.

Die hauptsächliche Unterrichtssprache Spanisch konnte ich schon vor dem Aufenthalt gut sprechen, da ich u.a. Spanisch im Bereich Translation studiert habe. Daher habe ich mich sprachlich nicht noch einmal spezifisch vorbereitet, wollte aber bei meinem Auslandsaufenthalt Sprachpraxis sammeln.

Während des Studiums im Ausland

Besonders gefallen haben mir die Dolmetschkurse, bei denen ich auch im Rahmen eines Praktikums assistieren und den deutschen Part in einer deutsch-spanischen Konversation, die von den Studierenden gedolmetscht wurde, übernehmen konnte. Anders war in Havanna, dass zum Unterricht weniger digitale Medien zur Verfügung standen. Übersetzungen wurden noch händisch angefertigt. Die Fakultät (Facultad de lenguas extranjeras - FLEX) war weniger gut ausgestattet als das IALT und auch die Bibliothek war zu der Zeit noch nicht digitalisiert, sodass Recherche weitaus schwieriger war als in Leipzig. Dennoch habe ich die Studierenden als sehr motiviert erlebt und war erstaunt, welch gute Sprachkenntnisse, z. B. im Deutschen, sie sich angeeignet haben, ohne die Möglichkeit, selbst einmal eine Zeit in Deutschland verbringen zu können.

Spezielle Veranstaltungen für Austauschstudierende gab es nicht. Die Ausstattung der Universität Havanna und insbesondere der FLEX war leider nicht allzu gut. Es gab zwar einen Raum mit Computern und eine Bibliothek, aber Ersterer war sehr oft belegt und einige Internetseiten zensiert und die Bibliothek war nicht sehr nutzerfreundlich. Eine Cafeteria gab es nicht, aber viele kulinarische Angebote um die Fakultät herum.

Der Kontakt zu den Ansprechpartnerinnen vor Ort war zunächst schwierig, weil die Zuständigkeiten nicht richtig geklärt waren, verbesserte sich aber deutlich im Verlauf des Aufenthalts.

Ich habe zunächst ein Zimmer bei einer Familie gemietet, wir haben das Bad und die Küche gemeinsam genutzt. Es war sehr spannend, so Einblick in den Alltag einer kubanischen Familie zu bekommen. Manchmal war mir der Kontakt aber auch zu eng, sodass ich später noch einmal umgezogen bin und in einer Art Wohngemeinschaft gewohnt habe.

Die Miete war ähnlich hoch wie für mein WG-Zimmer in Leipzig, die Kosten für Verpflegung etc. waren aber deutlich geringer. Dadurch, dass ich einen kubanischen Ausweis bekommen habe, war für mich vieles (z. B. Bus fahren, Theaterbesuche) günstiger als für Tourist*innen.

Ich bin vor Ort viel zu Fuß gegangen, mit dem Bus gefahren oder mit einem Linientaxi gefahren. Die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort waren in Ordnung, das Angebot aber nicht allzu groß (es gab einige Läden und Stände, bei denen man einkaufen konnte, aber die Produktauswahl schwankte stark).

Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, manche Leute zu verstehen, z.B. meinen Gastbruder, da das kubanische Spanisch z.T. recht undeutlich ist. Mit der Zeit habe ich mich aber gut daran gewöhnt. Ich würde ein Auslandssemester in Havanna auf jeden Fall weiterempfehlen. Man sollte sich aber dessen bewusst sein, dass die FLEX nicht immer auf dem neuesten Stand der Forschung war und die akademische Weiterbildung - zumindest bei mir - nicht unbedingt im Vordergrund steht und die Ausbildung an anderen Universitäten besser ist als dort. Es ist aber eine sehr spannende Erfahrung, ein sozialistisches Land vor Ort kennenlernen zu dürfen und den Alltag hautnah zu erleben. Seit meinem Aufenthalt hat sich Kuba wahrscheinlich schon sehr gewandelt - ich denke aber, dass ein Aufenthalt in Havanna immer noch sehr interessant ist und man durchaus auch akademisch dazulernen kann.

In den Semesterferien bin ich in den Osten Kubas gereist und würde jedem*r empfehlen, sich die Orte und Städte in Kuba außerhalb von Havanna nicht entgehen zu lassen.

Nach dem Studium im Ausland

Ich konnte mir alle in Havanna erbrachten Leistungen in Leipzig anerkennen lassen. Unterstützt wurde ich von Frau Dr. Emsel. Den Anerkennungsprozess habe ich als sehr reibungs- und problemlos erlebt.

In Leipzig habe ich mich gut wieder eingefunden. Meine Zeit in Havanna war auch danach noch sehr präsent, weil ich meine Bachelorarbeit zu einem linguistischen Thema, was das kubanische Spanisch betraf, geschrieben habe und vor Ort Umfragen gemacht hatte, die ich dann in Leipzig ausgewertet habe. Leider bin ich hier nicht mit Kubaner*innen in Kontakt gekommen - für Studierende gibt es wesentlich mehr Hürden, einen Aufenthalt im Ausland zu absolvieren, die wenigen Plätze sind sehr begehrt.

Besonders vermisst habe ich die Menschen, das Wetter und die unbeschwerte Lebensweise, die ein Auslandssemester sicherlich oft mit sich bringt, einfach, weil man in einer Ausnahmesituation ist und so viel Neues kennenlernen darf.

... weil sich über den Tellerrand schauen immer lohnt und einen Erfahrungen ein ganzes Leben lang bereichern können.