Steckbrief
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Länge des Aufenthalts
01.12.2017 – 31.03.2017 -
Stadt, Land
Pretoria, Südafrika -
Arbeitssprache
Englisch -
Studienrichtung
Medizin und Pharmazie -
Studiengang, Studienabschluss
Veterinärmedizin Staatsexamen, Staatsexamen -
Förderprogramm
PROMOS -
War Ihr Praktikum im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?
Freiwillig -
Wie haben Sie Ihr Praktikum organisiert?
Eigenständig -
Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?
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veröffentlicht am
Vor dem Praktikum im Ausland
Ich bin Mitglied der International Veterinary Students Association und lernte bei einem Kongress südafrikanische Veterinärstudenten kennen, die mich an die Fakultät einluden.
Ich habe ein Jahr im Voraus begonnen, unterstützt wurde ich von der IVSA und dem DAAD, eine Unterkunft habe von der Fakultät bekommen.
Die Hauptsprache ist Englisch, das hatte ich in der Schule, habe nur über die Uni ein Sprachzertifikat für das PROMOS Stipendium gemacht. Ich habe im Voraus aber auch Afrikaans gelernt in Eigenregie, weil ich dachte, es könnte nützlich sein. War es auch sehr. Ich kann nur jedem empfehlen zumindest die Grundlagen der im Zielland gesprochenen Sprache(n) zu lernen, es macht so vieles so viel einfacher. Freunde finden, abends mal weggehen, spontane Kommunikation auf der Straße, beim Einkauf, in der Tram usw.
Während des Praktikums im Ausland
Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Ich habe den Ärzten erst mal etwas über die Schulter geschaut und wurde bald mit in die Behandlungen, Visite und OP einbezogen. Durfte sehr viel mehr machen als an unseren eigenen Unikliniken. Ich habe wochentags 8 Stunden gearbeitet, manchmal Nachtdienste oder kurz am Wochenende und war sehr zufrieden.
Ich habe im fakultätseigenen Wohnheim gewohnt. Es war sehr schön, mit eigenem Bad, geteilter Küche, Pool, Fitnessstudio, Party Haus. Kann ich nur empfehlen.
Ich habe mich mit dem PROMOS Stipendium, selbstverdientem Geld und der Unterstützung meiner Eltern finanziert. Ich habe kein Praktikumsentgeld bekommen. Ich habe im Monat ca. 500€ ausgegeben. 280€ dafür für die Unterkunft. Ich hatte keine unerwarteten Zusatzkosten.
Ich empfehle jedem der nach Onderstepoort kommt zu versuchen einen Platz im Outreach Programm der Uni zu bekommen und in das Dorf Hluvukani zu fahren. Dort arbeiten die Studenten 2 Wochen mit den Tieren der Community und leben aber auf der unieignen Research Station im Krüger National Park. Mehr Afrika geht nicht. Ich habe hier meinen Bericht aus meinem Blog einfach mal reinkopiert:
Nach sieben Stunden Fahrt und mehreren Stopps an Tankstellen, Apotheken und Aussichtspunkten kamen wir schließlich an der Research Station der University of Pretoria im Kruger an, wo wir die nächsten zwei Wochen leben würden. Es blieb der Sonntag Abend zum Auspacken und Einleben. Wir teilten uns die, für afrikanische Verhältnisse, durchaus luxuriösen Wohnungen zu zweit. Wir hatten unser eigenes Bad, eigene Küche, einen kleinen Pool, eine Aussichtsplattform, um in den Kruger schauen zu können und eine Feuerstelle fürs Braai. Das eingezäunte Gelände war sogar groß genug, um abends (es war trotzdem immer noch viel zu heiß) am Zaun entlang joggen zu gehen...
Jeden Morgen um 5 Uhr fuhren wir mit unserem Pickup 45 Minuten zum nächsten Dorf namens Hluvukani. Hier steht die von der Universität betriebene Tierarztpraxis. Unsere Arbeit bestand darin die Tiere der Dorfbewohner zu behandeln. Sie brachten Kleintiere in die Praxis und falls eine Kuh, Ziege, Schweine oder ein Esel krank waren, riefen sie uns zu sich. Dann luden wir alle Medikamente und Materialien in den Pickup und fuhren raus. Zu unserer Unterstützung waren immer ein fertiger Tierarzt und ein Übersetzer da. Denn hier sprechen natürlich nicht alle Englisch...
Morgens fuhren wir außerdem auch immer bei einem Diptank vorbei. Das sind ""Badewannen"" für Kühe, in denen sie in Zeckenschutzmittel schwimmen, um zumindest ein paar der in Unmengen auf ihnen sitzenden Biester loszuwerden.
Gearbeitet wurde von 6 bis 14 Uhr. Danach mussten wir immer noch aufräumen, Inventur machen, die Kasse durchrechnen und Fallberichte schreiben. Gegen 16h waren wir meistens zurück an der Unterkunft und konnten chillen. Louisa und Kelly hatten die Gabe sich einfach ins Bett legen und schlafen zu können, während Laurenz und ich tagsüber einfach nicht einschlafen können.
Und so gammelten wir meistens im Pool (es hatte teilweise 38Grad) oder fuhren mit dem Auto im Park herum, um Tiere zu beobachten. Es war irgendwie lustig nach all der Zeit wieder so viel Deutsch mit jemandem zu reden. Vor allem da er, wenn er es darauf anlegt, einen sehr starken schwäbischen Akzent hat. Es ist einfach zum Kringeln: Das Letzte was man im südafrikanischen Busch erwartet ist Schwäbisch.
Abends machten wir immer ein Feuer und grillten, beobachteten den wunderschönen Sternenhimmel, hörten den Löwen und Hyänen zu oder gingen auf Skorpionsuche. Es waren auch immer große Schwärme Glühwürmchen unterwegs, sodass es aussah als würde der Sternenhimmel auf der Erde einfach weitergehen. Leute, ich kann es nicht anders sagen, diese Abende waren eines der schönsten Dinge, die ich in meinem Leben erlebt habe.
Der einzige Nachteil war, dass ich immer erst „spät“, gegen 10, im Bett war und so im Endeffekt zwei Wochen lang nicht genug schlief. Auch war es nachts immer so warm, dass ich ständig von der Hitze wach wurde und mich hin und her wälzte, um vielleicht einen minimal kühleren Platz auf meinem Kopfkissen zu finden. Vor allem an den letzten Tagen und während des letzten Wochenendes, als ich schon wieder hier zurück auf dem Campus war, machte sich das sehr bemerkbar. Zwar halte ich mich mit Koffein ganz gut, aber irgendwann beginnt man einfach nur noch Mist zu bauen.
Ich kann nicht jeden Fall oder jedes Erlebnis beschreiben, sonst tippe ich in einer Woche noch, aber zusammengefasst behandelten wir Wunden und die hier typischen Infektionskrankheiten bzw. Parasitosen. Es sind keine komplizierten Fälle, was mir nur recht war, da ich mich schließlich so gut wie allein um alles kümmern musste, doch man lernt vor allem eins: Mit simplen und billigen Mitteln, das Bestmögliche herauszuholen. Man lernt wie viel einem ein Blutausstrich oder eine gründliche klinische Untersuchung schon sagen können. Es braucht nicht immer gleich ein MRT oder eine volle Laboruntersuchung, logisches Denken und die Kenntnis der typischen Leitsymptome und Differenzialdiagnosen bringen einen schon sehr sehr weit. Ich war wirklich froh, dass ich mich am Wochenende zuvor noch gründlich eingelesen und die anderen einen Nachmittag lang über die hier üblichen Krankheiten ausgefragt hatte. Ansonsten wäre ich wohl ziemlich verloren gewesen. Auch so war es definitiv kein Kinderspiel plötzlich allein einen Fall bearbeiten zu müssen, aber glücklicherweise hatte man nicht viel Zeit darüber nachzudenken, sondern war einfach gezwungen zu handeln. Ich hatte viele Hunde mit Würmern, teilweise unter der Haut, die man dann einzeln entfernen musste, Kühe mit Anaplasmose, Babesien und Heart Water, ein Kalb, dem ins Bein gehackt wurde und das nun eine septische Athritis hatte, sowie immer wieder Impfungen. Wann immer ich gar nicht weiter wusste, konnte ich mich zum Glück an den anwesenden Tierarzt wenden und um Hilfe bitten.
Am Mittwoch und Donnerstag der ersten Woche waren im Dorf Streiks, da die Bewohner eine neue Straße und mehr Wasser fordern. Beides absolut verständliche Anliegen Die Straßen hier sind keine Straßen, sondern einfach nur rumpelige Sandpisten voller Löcher und Wellen, doch weil es deshalb zu gefährlich im Dorf war, konnten wir nicht arbeiten. In der Woche zuvor hatten sie die ganze Zeit gestreikt und eine Woche lang konnte kein Tier behandelt werden, was natürlich nicht der Sinn und Zweck der Klinik ist. Die Universität zahlt für dieses Projekt nämlich drauf, die wenigstens Dorfbewohner haben genug Geld, um den realen Preis der Behandlung zu begleichen. Die Uni unterhält diese Praxis also als Trainingsmöglichkeit für ihre Studenten. Wenn die aber aufgrund der ständigen Streiks nicht arbeiten können, wird sie womöglich in Zukunft geschlossen. Ein weiteres Beispiel wie sich die Menschen hier manchmal mit ihrem Protest selbst im Weg stehen. Schließlich sind es ihre Tiere, die dann unbehandelt sterben. Ein anderes Mal war beispielsweise in den Nachrichten, dass Menschen aus Wut über zu wenige Schulen Schulen niederbrannten...
Für uns war es natürlich Luxus freie Tage zu haben und so besuchten wir einen Reptilienpark und fuhren auf einen ganztägigen Gamedrive in den Krüger Park. Wir sahen wieder Löwen, Elefanten, Büffel, Zebras und alle möglichen Gazellen, die ich langsam sogar auseinanderhalten kann. :D Und umso mehr man durch den Busch fährt, umso mehr lernt man auch die kleinen Tiere, Insekten und die riesige Vielfalt an Vögel kennen. Das ist eigentlich noch viel schöner, als immer nur nach den Big Five Ausschau zu halten, obwohl die natürlich nie ihren Reiz verlieren. Auch Giraffen haben es mir sehr angetan.
Ohne Worte
Auf den täglichen Fahrten zur und von der Klinik sahen wir außerdem zwei große Seltenheiten: Wild Dogs und 5!!!! Geparden. Im ganzen Krüger gibt es 200 Geparden und wir hatten das unglaubliche Glück eine Mutter mit ihren vier Jungen (auch extrem ungewöhnlich, normalerweise haben sie nur ein oder zwei Welpen) zu sehen. Wir warteten eine Stunde und beobachteten sie beim Näherkommen, bis sie schließlich die Straße vor uns überquerten. Einfach ein Traum.
Am den beiden Freitagen gingen wir nach der Arbeit mit unserem Übersetzer Philamon noch einen in der Dorfkneipe, der Shabeen, trinken. Auch das war einfach eine Erfahrung für sich. Irgendwo im Nirgendwo vor einer kleinen Hütte auf alten Holzbänken zu hocken, als einzige Weiße weit und breit, und einen Liter Bier für 10Rand ( = 80ct ) zu trinken. Philamon war einfach ein superentspannter Typ, der so einige gute Geschichten zu erzählen hatte. Außerdem brachte er uns Mupani-Worms zum Probieren mit und so überwand ich mich und biss zum ersten Mal in meinem Leben in eine Raupe. Es war einigermaßen ok, aber definitiv nichts, das ich unbedingt wiederholen muss. :D
Am Sonntag hatten wir frei und fuhren nochmals nach Graskop und zu den beiden Wasserfällen dort und ich genoss den Tag ohne Arbeit.
Aufgestanden bin ich an diesem Tag trotzdem um halb sechs, um einen Sonnenaufgangsspaziergang zu machen und ein paar der Tiere innerhalb unseres Camps zu beobachten. Ich traf auf die Pavian-Herde, die grade vom campeigenen Satellitenmast runterstieg, auf dem sie immer übernachteten. Außerdem sah ich ein paar Hornbills und die Lesser Spotted Genet, die wahrscheinlich bei uns im Dach lebt. Solch ein Spaziergang könnte für mich auf jeden Fall zur Routine werden, für Tiere werde ich immer aufstehen, wie früh oder spät es auch ist.
Alles in allem war es eine wunderschöne Zeit, wenn auch sehr sehr anstrengend. Ich bin extrem froh, dass ich mich doch dazu entschieden habe die Exoten Klinik früher zu verlassen und noch etwas anderes kennenzulernen. Auch mit meiner Gruppe hatte ich großes Glück. Kelly, Laurenz und Louisa waren alle nett und wir halfen uns gegenseitig. Wir hatten echt Spaß zusammen.
Nach dem Praktikum im Ausland
Ich habe mir das Praktikum nicht anerkennen lassen können.
Ich vermisste so viel aus Südafrika, dass ich seit dem 2 Mal wieder dort war und weitere Aufenthalte dort plane. Deshalb kann ich das leider sehr schlecht kurz zusammenfassen.
Tipps um wieder in den Alltag zukommen: da mein Alltag hauptsächlich lernen für die ganzen Prüfungen ist, habe ich auch im Ausland immer versuche hier und da ein paar Vorlesungen durchzugehen, um nicht ganz aus der Routine zu kommen. Das war sicher hilfreich.
Erst wenn man unsere Fakultät, unsere Stadt, unsere Uni, unser Land, unsere Gesellschaft mal von außen gesehen hat, wird einem klar, was wirklich gut funktioniert und wo wir uns mit verrückten Kleinigkeiten aufhalten.