Steckbrief
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Länge des Aufenthalts
10.09.2024 – 09.02.2025 -
Lehrsprache
Spanisch -
Studienrichtung
Geistes- und Sprachwissenschaften -
Studiengang, Studienabschluss
Translation B. A., Bachelor of Arts -
Förderprogramm
Erasmus+ , Auslands-BAföG -
War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?
Freiwillig -
Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?
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E-Mail-Adresse
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Instagram Account
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veröffentlicht am
Vor dem Studium im Ausland
Schon vor Beginn meines Studiums war mir klar, dass ich auf jeden Fall mindestens ein Semester im Ausland studieren möchte, weil ich es eine super Gelegenheit finde, ein anderes Land und eine andere Kultur kennenzulernen. Abgesehen davon, macht es in meinem Studiengang (Translation) auch einfach total Sinn, diese Möglichkeit zu nutzen. Meine Wahl der Gasthochschule fiel mir erst sehr schwer, da ich mich nicht entscheiden konnte, mit welcher meiner Studiensprachen (Französisch, Spanisch) ich mich intensiver beschäftigen wollte. Eigentlich hätte es meinen Sprachkenntnissen vermutlich besser getan, in ein französischsprachiges Land zu gehen, da mein Spanisch schon fließender war, aber nach viel Überlegen und Recherche über die Partnerunis habe ich mich dann für die UGR (Universidad de Granada) entschieden. Ich bin bereits einmal ein paar Jahre zuvor in der Stadt gewesen und hatte sie super in Erinnerung. Letztendlich wollte ich es aber auch nicht nur von der Sprache oder der Stadt abhängig machen, sondern vor allem von dem Kursangebot. Auch wenn das vielleicht bei vielen nicht oberste Priorität ist, wollte ich von meinem Auslandsstudium vor allem fachlich profitieren bzw. Kurse besuchen, die mich auch wirklich interessieren würden. Als ich das spannende Kursangebot der UGR gelesen hatte, war ich mir recht sicher, dass dies der Fall sein würde.
Nachdem meine Wahl endlich stand und ich die ersten organisatorischen Schritte etwa 8 Monate vorher getan hatte, sprich, mich offiziell für Granada beworben und auch von der Uni angenommen war, habe ich mit der richtigen Planung etwa 4 Monate vorher begonnen. Ich habe dafür vor allem den Leitfaden der SI und die Webseite der UGR genutzt. Es gab auch einen Moodle-Kurs mit Informationen und E-Mails von meiner Erasmus-Koordinatorin. Mit diesen Infos, v. a. der SI, die einen eigentlich an vieles schon erinnert haben, war die Planung recht leicht. Es ist zwar viel Organisatorisches, aber ich muss sagen, dass es genug Informationen und Hilfe gibt und man mit ein bisschen Selbstorganisation auf jeden Fall gut zurecht kommen sollte. Da habe ich mich parallel auch noch um das Auslands-Bafög gekümmert, was für mich persönlich das Anstrengendste war. Die Leute, die grundsätzlich Bafög beziehen, kennen das sicherlich, aber ich hatte den Eindruck, dass es nochmal mehr Dokumente brauchte als sonst, die ich teilweise zum Zeitpunkt der Antragstellung noch lange nicht haben konnte... Aber solange man auch da Zeit und Geduld hat, sich um alles zu kümmern, und im Austausch mit dem Amt bleibt, ist es im Endeffekt auch kein allzugroßes Problem. Eine Wohnung hatte ich erst ein paar Wochen, bevor es mit der Uni los ging, sicher. Ich glaube, dass es einfacher sein kann, eine Wohnung oder WG zu finden, wenn man nicht so hohe Ansprüche hat, wie ich sie hatte. Es gibt auf der Seite der UGR auch Anzeigen für verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten und viele Immobilienseiten, die 1-Zimmer-Apartments oder WGs anbieten. Wobei man dazu sagen muss, dass viele eine Mindestdauer von einem Jahr hatten. Andererseits hatte ich mir auch nicht viel Stress gemacht, was man glaube ich auch nicht muss, da man zur Not eben auch erstmal in ein Airbnb o. Ä. gehen kann und immer auch nochmal WGs frei werden, die auch viel in die ganzen WhatsApp-Gruppen der Erasmus-Organisationen in Granada geschickt wurden. Letztendlich hatte ich das Glück, dass mir ein Bekannter ein 1-Zimmer-Apartment organisieren konnte. Es hätte aber wie schon beschrieben sicherlich auch ohne Kontakte geklappt.
Da ich Spanisch fürs Übersetzen und Dolmetschen lerne und ausreichende Sprachkenntnisse schon vor Beginn des Studiums notwendig waren, war das nicht nötig. Sollten die Sprachkenntnisse noch nicht vorhanden oder ausreichend sein, würde ich aber empfehlen, vorher in Leipzig schon einen Sprachkurs zu besuchen, da einen insbesondere der andalusische Dialekt glaube ich sehr hart treffen kann. Da der Kurs an unserer Uni ja sogar kostenlos sein kann also definitiv eine Empfehlung. In Granada hätte ich hingegen recht viel Geld für ein Semester Sprachkurs zahlen müssen. Andererseits muss man sagen, dass man die Sprache denke ich schon sehr schnell lernt und sich auch an den Dialekt gewöhnt, wenn man vor Ort ist. Ich habe einige Erasmus-Studierende kennengelernt, die noch gar kein oder sehr wenig Spanischkenntnisse hatten und die meisten sind anscheinend zurecht gekommen, nur würde ich da bezweifeln, dass man aus den Kursen viel mitnehmen konnte. Aber es hat ja auch jeder andere Ansprüche und ich glaube es gibt auch einige Kurse, die auf Englisch angeboten werden, falls man nur die Stadt bzw. Andalusien und das Erasmus Leben genießen will… :) Aber besonders wenn man motiviert ist, die Sprache zu lernen oder auszubauen, ist es natürlich eine super Gelegenheit, da man ja den ganzen Tag Gelegenheiten hat, mit Menschen zu üben oder passiv zu lernen. Da sollte man denke ich versuchen, den Kontakt zu Einheimischen suchen, statt sich sehr viel Zeit mit anderen Erasmus Leuten zu umgeben, auch wenn das meist viel einfacher ist :D
Während des Studiums im Ausland
Insgesamt hat mir das Studium an der UGR total gut gefallen. Die meisten Fakultäten der UGR sind einzeln in der Stadt verteilt und ich fand es super, dass meine Fakultät quasi mitten in der Stadt war, in einem sehr schönen Gebäude mit super süßem Innenhof. Die Kurse fand ich wie erwartet fast alle sehr interessant und haben mich sehr viel weitergebracht. Ich fand es eine echt coole Möglichkeit, Kurse besuchen zu können, die an der Uni Leipzig in meinem Studiengang nicht angeboten werden, wie z. B. juristisches Übersetzen. (Besagter Kurs war allerdings auch ziemlich anspruchsvoll, also würde ich mir zwei mal überlegen, ob man Lust hat, einiges an Freizeit für die Uni zu opfern :D Für mich hat es sich aber auf jeden Fall gelohnt :) ) Die Dozierenden und Studierenden waren auch alle sehr nett und hilfsbereit. Was ich etwas schade fand, war, dass es leider von der UGR selbst oder dem Fachschaftsrat keine Veranstaltungen gab, um Studierende zusammenzubringen. Es gab nur am Anfang eine Veranstaltung der Fakultät für die Erasmus-Leute, wo es um Organisatorisches ging. Es liegt also sehr an einem selber, ob man mit den Leuten ins Gespräch kommt. Es gab jedoch, zumindest in meinen Kursen, sehr viel Gruppenarbeit, wo die Dozierenden auch Wert darauf gelegt haben, dass sich die Studierenden untereinander mischen. Das könnte man als Chance sehen, in Kontakt zu kommen. Ansonsten ist das Bewertungssystem ganz anders, da es in den meisten Kursen Evaluación continua gibt, man also während des gesamten Semesters schon bewertet wird: Anwesenheit, Hausaufgaben, Zwischenprüfungen, ... die Gewichtung und das Arbeitspensum waren von Kurs zu Kurs verschieden. In manchen Kursen hatte ich dadurch keine große Klausur mehr am Ende des Semesters, adererseits hat man während des Semesters ja auch schon viel mehr Arbeit. Insgesamt hat es sich, v. a. durch die Mitarbeit, sehr viel mehr wie Schule angefühlt. Abgesehen von viel mehr Gruppenarbeit und Mitarbeit, als ich es jemals in einem Kurs in Leipzig erlebt habe, ist mir aufgefallen, wie teilweise weniger digital gearbeitet wurde. Es hatten zwar meistens auch alle Laptops, aber es wurde sehr viel Papier ausgeteilt, die Tische waren (meiner Meinung nach) teilweise überhaupt nicht dafür gemacht, dass man einen Laptop darauf abstellt und die meisten meiner Klausuren musste ich per Hand schreiben. Das mag in anderen Studiengängen nicht komisch sein, aber für mich sehr unpraktisch und eher nervig. All diese Unterschiede waren aber natürlich auch nicht schlimm, eher interessant, mal zu sehen, wie es an anderen Unis läuft. Ehrlich gesagt bin ich aber, zumindest was einige Punkte angeht, auch froh wieder in Leipzig zu studieren. Ob es spezielle Lehrveranstaltungen nur für Austauschstudierende gibt, kann ich gar nicht sagen, da ich diese weder gesehen, noch danach gesucht habe.
In einem 1-Zimmer-Apartment etwas außerhalb des Stadtkerns, etwa 20 Minuten zu Fuß von meiner Fakultät. Ich hatte erst gedacht, dass ich vielleicht lieber etwas zentraler wohnen würde, aber Granada ist wirklich keine sehr große Stadt und alles fußläufig oder mit dem Bus super erreichbar. Außerdem gibt es auch außerhalb des Stadtkerns tolle Bars und Restaurants, die dann auch mehr von Einheimischen statt Touristen aufgesucht werden. Durch die super Anbindung, eher ruhigere Lage, aber trotzdem mit allem was man braucht, würde ich die Gegend definitiv auch empfehlen: Pajaritos. Viele Erasmus-Studierende, die ich kennengelernt habe, haben an der Calle Pedro Antonio in hohen Mehrfamilienhäusern voll mit Erasmus-WGs gewohnt. Für mich wäre das gar nichts gewesen, aber falls das für euch gut klingt, könnt ihr euch die merken. Mein Lieblingsstadteil wäre definitiv das Albayzín mit den kleinen süßen Gassen, da ist es auch etwas touristisch, aber bestimmt hat man eine tolle Aussicht und eine süße Wohnung. Man sollte bei der Wohnungswahl vielleicht auch den Punkt beachten, den ich schon genannt hatte, dass die Fakultäten sehr in der Stadt verteilt sind und teilweise weit außerhalb liegen können. Falls man keine Lust auf viel Bus fahren oder gehen hat, sollte man die Lage der Fakultät vielleicht vorher einmal recherchieren.
Ich habe recht schnell zu Anfang des Aufenthaltes die erste Rate der Erasmus-Finanzierung erhalten, mit der ich dann auch sehr lange gut klar gekommen bin. Das war aber vielleicht eher Glück, da ich von anderen gehört habe, dass sie länger warten mussten. Auch auf das Auslandsbafög musste ich leider bis Januar warten. Ich würde also empfehlen, nicht zu sehr mit den finanziellen Hilfen zu rechnen, zumindest nicht direkt von Anfang. Ich habe jeden Monat 500 € für meine Wohnung bezahlt (WG-Zimmer sind natürlich günstiger) und 150 € für meine Auslandsversicherung, die leider trotz EU Pflicht ist, ich aber noch nicht abgeschlossen hätte, wenn ich vorher gewusst hätte, dass die UGR eine günstigere Variante anbietet. Ansonsten waren meine monatlichen Kosten ähnlich wie in Leipzig. Ich würde sagen, dass es tendenziell etwas teurer ist im Supermarkt einzukaufen, dafür aber deutlich günstiger außerhalb zu essen, besonders in Granada, wo es viele Tapasbars mit großen „kostenlosen“ Tapasportionen gibt.
Granada ist ein super Ausgangspunkt für Reisen in andere schöne Orte, Städte und auch Länder. Es dauert z. B. etwa eine Stunde ans Meer (ich war in Nerja und Castell de Ferro - ein sehr kleiner untouristischer Ort) und man ist in weniger als 3 Stunden in anderen schönen Städten Andalusiens (Córdoba, Sevilla). In andere Städte dauert es dann schon etwas länger, aber ist für ein Wochenende auch eine tolle Idee, ich war z. B. in Madrid, Valencia und Alicante - auch alle empfehlenswert. Da ich ein Fan vom Alleinereisen bin, bin ich in diese Städte allein gefahren. Die meisten nutzen fürs Reisen durch Spanien glaube ich den Bus (Alsa), der sehr viele Städte verbindet. Die Züge sind natürlich schneller, aber auch deutlich teurer. Manchmal gibt es jedoch günstigere Angebote, vor allem, wenn man weit in die Zukunft plant. Ich habe für meine Städtetrips vor allem Mitfahrgelegenheiten über BlablaCar gebucht. Die App ist in Deutschland noch nicht so weit verbreitet, wie in Spanien und es mag für manche nichts sein, aber ich habe damit mittlerweile schon sehr viele gute Erfahrungen gemacht. Abgesehen davon, dass die Reise genauso günstig oder günstiger ist als der Bus, ist die Fahrt meist schneller und man hat (im besten Fall) mind. eine Person, mit der man sich unterhalten kann (auf Spanisch!!) und die einem vielleicht sogar noch den ein oder anderen Tipp für die Stadt geben kann. So gute Erfahrungen hat man sicherlich nicht mit jeder Person und man sollte natürlich auch trotzdem immer vorsichtig sein, aber eine Überlegung ist es definitiv wert. Wenn einem das alles zu gruselig ist oder man vor allem noch andere Erasmusstudis kennen lernen will, kann aber auch super mit einer der vielen Erasmus-Organisationen einen Ausflug machen, die von vorne bis hinten alles durchorganisieren. Sie bieten nicht nur Tagesaktivitäten in Granada, sondern auch Reisen in wirklich alle möglichen Orte und sogar andere Länder an: Gibraltar, Portugal, Marokko - Da kann einem wirklich nicht langweilig werden! Mit so einer Organisation bin ich auch ein verlängertes Wochenende in den Norden Marokkos gereist, was mein persönliches Highlight war, weil ich die Menschen und Städte dort echt schön fand (besonders Assila und Chefchauen) und tolle Leute kennengelernt habe. Wenn man weniger Zeit hat, hat Granada aber auch an sich schon total viel zu bieten, sowohl was Freizeitaktivitäten, schöne Orte als auch tolle Cafés und Bars angeht. Hier nur eine kleine Auswahl meiner persönlichen Highlights.
- die Alhambra und Carmen de los Mártires
- das Albayzín Viertel mit endlosen Läden, schönen Gassen und Miradores
- super viele süße Innenhöfe in Klöstern und Uni-Gebäuden
- Wanderungen (Los Cahorros)
- Tandem-Treffs
- Tapas von der Bar El Peruano und La Buena Vida
- Capucchino von Seda Coffee auf dem Platz der Kathedrale
Nach dem Studium im Ausland
Ich habe von der UGR sehr schnell nach meiner letzten Klausur den Transcript of Records zugeschickt bekommen und diesen dann an meine Erasmus-Koordinatorin weitergeleitet, die mir auch bei Fragen zur Seite stand. Insgesamt lief es ohne Probleme.
Mir ist der Abschied tatsächlich nicht so schwer gefallen, ich hatte jedoch auch zum Ende meines Aufenthalts nochmal Besuch da, mit dem ich dann auch nach Deutschland zurückgekehrt bin (vielleicht ein Tipp für diejenigen, die Abschiede nicht mögen :D). Ich habe mich aber auch einfach wie gesagt schon wieder auf Leipzig gefreut und vor allem darauf, meine Freunde und Familie zu sehen. Ich denke, sich die Dinge, die man wieder hat, vor Augen zu halten, hilft auf jeden Fall :) Einige Dinge vermisse ich jetzt aber natürlich trotzdem, besonders die leckeren Tapas, frisch gepressten Orangensaft in so gut wie jedem Café und allgemein günstig auswärts essen zu können. Am meisten vermisse ich aber die morgendliche Aussicht auf die Sierra Nevada und vor allem: die Sonne!
Ich denke man sollte immer offen bleiben für neue Erfahrungen, neue Eindrücke und andere Kulturen, weil man nur davon profitieren kann - nicht nur sprachlich oder fachlich, sondern vor allem auch persönlich. Man erlebt immer wieder neues, was einen total bereichert und spannend ist und lernt immer wieder ganz tolle Menschen kennen und macht schöne Erinnerungen.