Steckbrief

  • Länge des Aufenthalts

    10.09.2018 – 18.01.2019
  • Lehrsprache

    Englisch
  • Studienrichtung

    Wirtschaftswissenschaften
  • Studiengang, Studienabschluss

    Betriebswirtschaftslehre M. Sc., Bachelor of Science
  • Förderprogramm

    Selbst finanziert
  • War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?

    Freiwillig
  • Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?

    Mehr als erfüllt

Vor dem Studium im Ausland

Da ich es nach Abschluss meines Bachelors sehr bereut habe, nicht im Ausland gewesen zu sein, war klar, dass ich das auf jeden Fall im Master machen möchte. Die Uni Leipzig bietet da ja auch zahlreiche Informationsveranstaltungen an - man kommt quasi gar nicht daran vorbei. Da ich schon öfter in Asien im Urlaub war und die Kultur super spannend finde, war auch klar, dass es für mich nach Asien gehen soll. Dass ich mich am Ende für Taiwan als Erstwunsch entschieden hatte, war reine Intuition. China oder Korea hätte ich auch spannend gefunden. Aber über Taiwan wusste ich bis dato quasi gar nichts und mich hat die Vorstellung gereizt, mal was komplett Unbekanntes auszuprobieren.

Die Organisation beginnt ja schon fast ein Jahr im Voraus, wenn man sich an der Uni Leipzig für einen Platz bewerben muss. Als die Zusage kam, mussten alle Dokumente für die Partnerhochschule organisiert werden, um sich damit dann in Taiwan zu bewerben. In meinem Fall war das ein Empfehlungsschreiben eines Professors sowie diverse Gesundheitsnachweise, wie beispielsweise der Ausschluss von Syphilis oder Tuberkulose. Was die Finanzierung angeht: Für diese Untersuchungen muss man erst mal in Vorkasse gehen, ich habe aber alles von der Krankenkasse erstattet bekommen. Die Organisation der Unterkunft lief problemlos über die Uni in Taiwan, da ich mich für ein Studentenwohnheim (Off-campus) entschieden habe. Die Kosten lagen bei ca. 190 Euro im Monat. Und da ich während der Zeit im Ausland mein WG-Zimmer in Leipzig untervermietet hatte, hat quasi die Untermiete die Wohnkosten in Taiwan finanziert. Der wirkliche finanzielle Mehraufwand lag somit eigentlich nur beim Flug und Visum, denn die Lebenshaltungskosten sind in etwa mit denen hier in Deutschland zu vergleichen (vielleicht sogar ein bisschen günstiger).

Ich habe, bevor ich nach Taiwan gegangen bin, kein Chinesisch gelernt, da klar war, dass ich nur Kurse belegen werde, die in Englisch unterrichtet werden. Das hat auch gut funktioniert. Ich habe dann dort angefangen, Chinesisch zu lernen. Und auf der Straße musste man sich mit Händen und Füßen sowie Google Translator verständigen (Das hat aber gut geklappt. Die Taiwanesen sind Europäern gegenüber super aufgeschlossen und freuen sich immer, einen zu sehen. Dementsprechend waren sie auch mit der Verständigung sehr geduldig).

Während des Studiums im Ausland

Die Uni in Taiwan ist extrem engagiert ,den Auslandsstudierenden den Start und generell den ganzen Aufenthalt so leicht wie möglich zu machen. Bereits vor der Abreise wurde mir ein Buddy zugeteilt, die all meine Fragen geduldig beantwortet hat. Sie hat mich auch vom Flughafen abgeholt, hat mir dann den Uni-Campus gezeigt, mit mir in meinem Zimmer im Studentenwohnheim eingecheckt und mich abends zum Essen mit zu ihrer Familie genommen. Ihre Eltern konnten kein Englisch, ich kein Chinesisch. Das war eine lustige Sache. Aber die Taiwanesen sind so liebe und von Herzen aufgeschlossene Menschen. Da wird es einem immer einfach gemacht und es wird viel gelacht.

Dann gab es zwei Einführungstage, inklusive einer Art Immatrikulationsfeier, wo man vom Präsidenten der Uni persönlich begrüßt wurde. Dann wurden zahlreiche Spiele gespielt, um den Campus kennenzulernen. Es gab auch so eine Art Rallye. Dazu wurde man in Gruppen eingeteilt und hatte somit direkt die Möglichkeit, andere Austauschstudierende kennenzulernen. Als Europäer ist man da aber eindeutig in der Unterzahl. Die meisten anderen Austauschstudierende kommen auch aus Asien: Japan, Philippinen, Vietnam, Singapur, Indonesien, Thailand oder Malaysia. Da ist alles dabei. Aber genau das macht es ja so unglaublich aufregend und spannend und einzigartig.

Es gab in den ersten Tagen dann auch Veranstaltungen, wo sich in Gruppen gemeinsam in die Module eingeschrieben wird. Da war mein Problem, dass die Website der Uni jedoch komplett chinesisch ist und ich nur Bahnhof verstanden habe. Da hat sich nachmittags mein Buddy mit mir noch mal hingesetzt und wir sind alle Kurse durchgegangen.

Da ich im Rahmen meines Masterstudiums 30 Credits im Wahlbereich habe, war es inhaltlich egal, welche Kurse ich belege. Die einzige Voraussetzung für die Anerkennung war, dass die Kurse Masterniveau haben. Für mich war dann halt noch wichtig, dass der Kurs in Englisch unterrichtet wird. Da blieben am Ende dann in etwa 8 Kurse übrig, die infrage gekommen wären. Ich habe mich für drei Kurse entschieden, die jeweils 180 Minuten am Stück dauern.

Zusätzlich habe ich noch den Chinesisch-Kurs belegt. Das war reines Interesse, ich wusste von Anfang an, dass ich mir den in Leipzig nicht anrechnen lassen kann. Der hat jeden Tag von Montag bis Freitag zwei Stunden am Tag stattgefunden und war mit Abstand der meiste Aufwand in der Uni. Denn es wurde jeden Tag ein Test geschrieben, d. h., man musste zu Hause abends dann immer neue Schriftzeichen lernen. So war ich am Ende im Schreiben auch viel besse als im Sprechen. Der Kurs hatte also nicht ganz den Effekt, den ich mir davon erhofft hatte. Davon, im Supermarkt ein wenig Smalltalk halten zu können, war ich meilenweit entfernt.

Die anderen Kurse waren aber sehr gut und interessant. Die Kurse, die ich hatte, waren ohne Klausur. Dafür bestanden die Prüfungsleistungen daraus, Paper zu schreiben oder Vorträge zu halten. Bzw. die Vorträge waren so aufgebaut, dass mein eine ganze 180 Minuten Session leiten sollte. Sprich: Man steht nicht 3 Stunden vorne und erzählt, sondern regt Diskussionen an, verteilt kleine Aufgaben und agiert mehr als eine Art Moderator. Das ist aber alles wirklich total machbar. Die Lehrer sind auch total lieb und verständnisvoll. Einziges Manko: Es herrscht strikte Anwesenheitspflicht. Wenn man drei Mal fehlt (egal ob entschuldigt oder unentschuldigt), fliegt man aus dem Kurs.

Insgesamt ist die Lernerfahrung in Taiwan ganz anders als in Deutschland. Aber wirklich super spannend. Dadurch, dass die englischsprachigen Kurse überwiegend von den Austauschstudierenden gewählt werden, herrscht immer ein bunter Mix an Nationen, Sprachen und Erfahrungen. Und genau dieser Austausch macht es so interessant und einzigartig!

Ich habe im Studentenwohnheim gewohnt. Das mir im Voraus irgendwie am Liebsten, da ich nicht so recht wusste, wie oder wo ich in Taiwan nach einem WG-Zimmer suchen soll. Es gibt zwei Studentenwohnheime: On-Campus und Off-Campus. Das On-Campus Studentenwohnheim befindet sich - wie der Name schon sagt - auf dem Uni Campus. Hier sind die Regeln allerdings recht strikt. Es gibt 4er-Zimmer, man muss um 23 Uhr zu Hause sein (ja, das Gelände wird tatsächlich pünktlich verschlossen. Wenn man nicht pünktlich da ist, kommt man erst am nächsten morgen um 7 wieder rein. Um 1 Uhr geht das W-Lan aus und es gibt Zimmerkontrollen). In diesem Studentenwohnheim haben eigentlich fast nur die asiatischen Austauschstudierenden gewohnt. Die Europäer wohnten fast ausschließlich im Off-Campus-Wohnheim. Das ist 5 Minuten Fußweg von der Uni entfernt und in etwa mit einem deutschen Studentenwohnheim vergleichbar. Das Zimmer ist spartanisch eingerichtet mit Bett, Schrank, Schreibtisch und Kühlschrank und man hat sein eigenes Badezimmer. Eine Küche gibt es nicht, aber das macht nichts, denn man ernährt sich ja sowieso die ganze Zeit nur von Streetfood.

Das Studentenwohnheim kann ich empfehlen. Es ist keine Luxusunterkunft, aber mit rund 190 Euro monatlich und seinem kurzen Uni-Weg absolut praktikabel und bezahlbar.

Wie gesagt: Unterkunft 190 Euro und Lebenshaltungskosten vergleichbar wie in Deutschland. Was für das reine Auslandssemester on top kommt, sind Flug und Visum. Und alles andere ist ja quasi "Privatvergnügen". Man kann aber sowohl in Taiwan als auch auch in Asien im Allgemeinen recht günstig reisen. Die Infrastruktur ist auch total gut ausgebaut. Aber wie gesagt: Wie viel Geld man fürs Reisen ausgeben kann/ will, ist ja individuell.

Taiwan ist ein landschaftlich traumhaftes Land. Ich hatte vorher eigentlich so gar keine Erwartungen daran und habe mich einfach mal überraschen lassen. Aber die Steilküste an der Ostküste des Landes ist super. Ich bin mit dem Fahrrad mehrere Tage die Ostküste entlang geradelt. Das ist sehr zu empfehlen. Ansonsten hat Taiwan zahlreiche Nationalparks, Seen und Gebirge, die auch alle wunderschön sind. Dadurch, dass das Land nicht ganz so riesig ist, schafft man es, auch während des Auslandssemsters wirklich alles zu sehen. Ein weiterer Tipp, wenn man im Wintersemester da ist: Silvester auf jeden Fall in Taipei verbringen (und da schon rechtzeitig, also ein paar Monate im Voraus, um Unterkünfte kümmern).

Ins Ausland ist es auch nicht weit: Ob Japan, Hongkong oder die Philippinen: Nach den Midterm-Klausuren gab es eine Woche frei, die man wunderbar zum Reisen nutzen kann (dazu wichtig zu beachten: Wenn man ein Visum beantragt, kann man zwischen single-entry oder multiple-entries wählen. Wenn man schon vorher weiß, dass man auch während des Semsters unterwegs sein will, dann sollte man, auch wenn es ein wenig teurer ist, das multiple entries Visum nehmen). Aber ansonsten kann man ja auch vor oder nach dem Auslandssemster gut reisen.

Nach dem Studium im Ausland

Da meine Prüfungsordnung 30 Credits im Freie Wahl Bereich vorsieht, konnte ich mir alle meine drei im Ausland belegten Kurse zu insgesamt 25 deutschen Leistungspunkten problemlos anrechnen lassen. De einzige Voraussetzung, die erfüllt sein muss und auch nachgewiesen werden musste, ist, dass die Kurse dem Masterniveau entsprechen. Aber darauf hatte ich extra bei der Kurswahl in Leipzig geachtet. Von daher lief bei mir alles recht problemlos.

Ich fand es auch total schön, wieder nach Leipzig zurückzukommen, da ich die Stadt sehr mag. Ein Tipp für die Rückkehr: Wenn man während des Auslandssemsters ein Urlaubssemester genommen hat und beispielsweise aufgrund der zeitlich versetzten Semester schon im Februar nach Deutschland zurückkommt, kann man hier bis Ende des Semesters keiner Werkstudententätigkeit nachgehen. Denn diese erfordern eine gültige Immatrikulationsbescheinigung ohne Beurlaubung.

Ansonsten vermisst man, wenn man zurückkommt, natürlich den entspannten Lifestyle, den man im Ausland hatte. Auch wenn es in der Uni teilweise anstrengend war, war man doch überwiegend im Urlaubsmodus und viel unterwegs. Wenn man wieder zurück ist, hat einen der Alltag recht schnell wieder. Ich könnte gar nicht sagen, was ich am meisten vermisse. Wahrscheinlich all die wunderbaren Menschen aus aller Welt, die ich dort kennengelernt habe.

Es ist eine unfassbar großartige, einzigartige Erfahrung. Und ich finde es toll, diese auch an andere Leute weiterzugeben :)