Steckbrief
-
Länge des Aufenthalts
01.09.2024 – 31.01.2025 -
Lehrsprache
Spanisch -
Studienrichtung
Medizin und Pharmazie -
Studiengang, Studienabschluss
Medizin Staatsexamen, Staatsexamen -
Förderprogramm
Erasmus+ , Anderes Stipendium , Selbst finanziert -
War Ihr Studium im Ausland freiwillig oder obligatorisch in Ihrem Studium vorgeschrieben?
Freiwillig -
Haben sich Ihre Erwartungen an das Studium im Ausland erfüllt?
-
veröffentlicht am
Vor dem Studium im Ausland
Da ich bereits nach der Schule im Ausland war und eine tolle Erfahrung hatte, wollte ich die Studienzeit auch unbedingt noch einmal nutzen, um in einem anderen Land zu leben. Da ich mir sehr gut vorstellen kann, später einmal in Spanien zu leben und die Sprache außerdem in der Schule hatte, ist die Wahl schnell auf Barcelona gefallen, da ich in eine große Stadt und ans Meer wollte. Schlussendlich wäre ich aber wohl in jede spanische Stadt gegangen.
Die Bewerbungsfrist an der medizinischen Fakultät war im Februar des Jahres, in dem ich meinen Erasmus-Aufenthalt begonnen habe; da ich allerdings ein Sprachzeugnis mit einreichen musste, habe ich bereits davor einen Kurs und die Prüfung gemacht. Welches Sprachlevel für welche Uni benötigt wird, welche Fristen es gibt und alles andere findet man eigentlich sehr übersichtlich in einer Tabelle auf der Website. Wenn man nominiert wird, gibt es auch noch einmal eine Infoveranstaltung mit allen weiteren Dokumenten, die man ausfüllen und einreichen muss. Eine Unterkunft habe ich glücklicherweise über eine Freundin gefunden; Barcelona ist leider mittlerweile sehr teuer, sodass es nicht einfach ist, etwas zu finden. Gute Anlaufstellen sind immer idealista, Facebook-Gruppen und natürlich Leute fragen, ob jemand jemanden kennt, der wen kennt… Generell muss man etwas vorsichtig sein, es gibt viele Leute, die probieren, einem das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Ich hatte Spanisch in der Schule, sodass etwas Grundlage bereits vorhanden war; zusätzlich habe ich noch einen Kurs an der Uni belegt und auch einen Kurs an der Volkshochschule gemacht (sehr zu empfehlen, es gibt viele unterschiedliche Sprachen auf vielen Levels und ein breites Angebot für wenig Geld!). Ansonsten Duolingo, um im Alltag etwas Spanisch zu haben, Serien und Bücher…. Die beste Vorbereitung ist wohl, wenn man ein Tandem findet, über FreundInnen oder über das Programm der Uni. Ich habe mit einer Freundin, die aus Spanien kommt, Spanisch gesprochen und sie hat mit mir ihr Deutsch geübt; das ging bei mir zwar etwas holprig, aber es hat mir sehr geholfen, vorher schonmal etwas zu sprechen.
Während des Studiums im Ausland
Ich muss sagen, dass das Studium in Spanien und insbesondere an der UB sehr viel anspruchsvoller ist als in Deutschland. Je nach Fach hat man sehr viele Praktika, schreibt teilweise Hausarbeiten und zusätzlich natürlich noch eine Klausur, die oft auch offene Fragen beinhalten. Die Lehrkräfte waren aber alle super nett und nehmen natürlich auch Rücksicht darauf, dass man aus einem anderen Land kommt. Generell waren die Praktika meistens top und man hat sehr viel gelernt (also auch eine Überlegung wert, zu den Praktika zu gehen und dann die Klausur nicht mitzuschreiben, wenn man eh schon genug Credits hat!), sowohl fachlich als auch sprachlich. Über die Uni gibt es einen Sprachkurs, über den man auch sehr viele liebe Leute kennenlernt und ein kleiner Geheimtipp sind die Escolas de Esporte der UB, quasi Unisport, über die man Padel, Tennis und Volleyball spielen kann. Als Fach kann ich auf jeden Fall Medicina Preventiva empfehlen, dafür bekommt man 9 Credits (was sehr viel ist), man hat nicht viele Lehrveranstaltungen und eine sehr entspannte Klausur. Damit kann man viele der geforderten Credits abdecken und dann noch was machen, was man sonst noch so interessant findet oder eben vor allem zu den Praktika gehen. Generell sind viele Veranstaltungen und vor allem auch Vorlesungen auf Katalan, sodass ich dort kaum hingegangen bin, da ich nicht wirklich etwas mitgenommen habe.
Gewohnt habe ich in einer WG am Rand der Altstadt mit zwei spanischsprachigen Frauen, was natürlich toll für meine Sprache war. Generell würde ich in Barcelona empfehlen, lieber eine Wohnung nicht direkt im Zentrum zu nehmen (wenn ihr es euch aussuchen könnt), da die öffentlichen Verkehrsmittel top sind (holt euch die T-Joven Karte am Schalter, die ist drei Monate gültig. Man muss sich aber einmal an einem der TMB Kioske anstellen und etwas Zeit und seinen Ausweis mitbringen) und das Zentrum von Barcelona unfassbar überfüllt mit Touris ist. Tolle Viertel sind: Poble Sec, Gracia, Poblenou, Sant Martí, Barceloneta, El Clot, L‘Eixample (nicht direkt an der Sagrada Familia, da ist es auch super voll). Schaut auch, an welchem Campus ihr seid; solltet ihr in Bellvitge sein, wäre es vielleicht auch schlau, nach Sants zu ziehen und damit in der Mitte zu sein vom Campus und der Stadt. Ich habe mir außerdem ein Fahrrad bei Swapfiets gemietet und kann das auch sehr empfehlen, man muss sich etwas gewöhnen an das Verkehrschaos, aber dann macht es wirklich Spaß, mit dem Rad rumzufahren - ich würde mir aber auch einen Helm holen, da alle fahren, wie sie wollen und es ganz schön wuselig ist.
Da ich das Glück hatte, recht wenig Miete zu zahlen und mein Zimmer in Leipzig unterzumieten, hat meine Erasmus-Förderung meine Miete komplett gedeckt und ich hatte das gleiche Budget wie auch für mein normales Leben in Leipzig. Das ist aber leider nicht wirklich Standard, es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass man selbst noch etwas zusätzlich zur Förderung zahlen muss, um die Miete bezahlen zu können. Generell würde ich sagen, dass Lebensmittel im Supermarkt etwa gleich teuer sind wie in Deutschland; Ausgehen ist billiger (außerhalb der Touriviertel zumindest). Gerade Kaffee und abends in einer Bar was trinken zu gehen ist auf jeden Fall sehr viel günstiger als in Deutschland, allerdings liegt Barcelona auch hier über dem spanischen Durchschnitt. Da man sich oft auch noch ein Decke im Winter kauft oder Sachen bezahlen muss wie öffentlichen Nahverkehr etc. und man generell wahrscheinlich schon mehr ausgeht als zuhause, habe ich auf jeden Fall auch mehr ausgegeben als in Leipzig. Allerdings habe ich auch einige Ausflüge gemacht, was natürlich für viele der Zusatzkosten verantwortlich war.
Generell habe ich die spanische Lebensweise sehr genossen; Winter bei 16 Grad in der Sonne am Strand ist schon auszuhalten. Auch die Freundlichkeit und Offenheit, mit der einem viele Menschen begegnen und die generelle Gelassenheit, die im Alltag häufig zu spüren ist, hat mir selbst auch viel geholfen, mehr in den Tag hineinzuleben. Natürlich ist es toll, auch andere Orte vom Land zu sehen; gerade Valencia und Madrid sind Städte, die nicht zu weit weg und sehr schön sind, die Pyrenäen sind wunderschön und nicht weit von Barcelona und auch in der direkten Umgebung kann man toll wandern oder einen Strandtag an der Costa Brava verbringen. Genauso schön ist es aber auch, nicht jedes Wochenende weg zu sein, sondern auch die Stadt und den Alltag zu genießen, den man dort hat.
Nach dem Studium im Ausland
Da ich mir nichts habe anrechnen lassen, kann ich leider auch nicht sagen, wie gut der Anrechnungsprozess funktioniert. Allerdings bekommt man eine sehr genaue Anleitung, wie man was machen und bis wann man was einreichen muss, um Studienleistungen anerkannt zu bekommen. Gerade mit einzelnen Fächern, die es genauso gibt wie in Deutschland (z.B. Neurologie, Dermatologie etc) gibt es glaube ich selten Probleme, eher kompliziert wird es bei Innerer oder Chirurgie, die wir in Leipzig als ein großes Fach mit einer Klausur haben und die im Ausland oft einzelne Fächer sind.
Da ich im Ausland auch wieder einmal gemerkt habe, wie gern ich in Leipzig bin und wie sehr die Stadt mein Zuhause geworden ist, war mein Zurückkommen sehr einfach und ich habe mich sofort wieder eingelebt. Mir fällt eher auf, dass ich durch den Abstand viele Dinge in Leipzig mehr zu schätzen gelernt habe. Ich weiß nicht, ob es generelle Tipps gibt, die ich geben könnte - gebt euch Zeit, sowohl beim Ankommen im Ausland als auch beim Zurückkommen nach Deutschland.
Die Erfahrung, an einen Ort zu gehen, an dem man niemanden kennt und dessen Sprache nicht die Muttersprache ist, ist immer eine Herausforderung und eine Erfahrung, an der man wächst. Ich hatte das Glück, tolle Leute kennenzulernen, neue Freunde zu finden und meine Zeit sehr zu genießen, aber ich finde es auch wichtig, zu sagen, dass so eine Zeit natürlich auch einsam sein kann, da man anfangs niemanden kennt und alles etwas überfordernd ist. Aber auch, wenn die Auslandserfahrung vielleicht nicht super positiv war und man merkt, dass das vielleicht nichts für einen ist - man lernt auf jeden Fall immer etwas über sich und wächst an der Herausforderung.