Rektor Häuser unterstrich: "'Universitätsmusik', und zwar in einem umfassenden Sinne, nannte er sein immer erneut aufgerichtetes und verfolgtes Ziel. Damit wollte er das freie studentische Musizieren, das über Jahrhunderte in unserer Universität bezeugt ist, aktiv aufnehmen und in einen angemessenen Zusammenhang führen. Diesem Ziel diente das Musizieren des Universitätschores, aber auch des Pauliner Kammerorchesters, das er im Jahre 1992 in Erinnerung an die 1968 gesprengte Universitätskirche St. Pauli gründete, und des Pauliner Barockensembles. Im zweijährigen Rhythmus fanden seit dem Jahre 1994 unter seiner künstlerischen Gesamtleitung die 'Leipziger Universitätsmusiktage' statt. Nicht zu vergessen ist schließlich sein Engagement im Zusammenhang mit dem Universitätsgottesdienst, aus dem die Begründung des 'OrgelPunktes 12' in der Peterskirche und der Universitätsvesper am Paulineraltar hier in der Thomaskirche erwuchsen, regelmäßige Veranstaltungen, in deren Rahmen die Leipziger Universitätsmusik fester Bestandteil geworden ist."
Weiter führte Prof. Häuser aus: "Über aktuelle Aufgaben hinausschauend, den Blick insbesondere auf das herausragende Jubiläum unserer Universität im Jahr 2009 gerichtet, waren es vor allem zwei Ziele, die er für die Universitätsmusik formuliert hatte: zum einen die Wiedergewinnung eines geistig-geistlichen, nach innen und außen identitätsstiftenden Zentrums der Universität in Gestalt einer Aula und Kirche an der Stelle der ehemaligen Universitätskirche St. Pauli als künftiger Heimstatt auch der Leipziger Universitätsmusik, und zum andern die Einspielung aller Festmusiken Johann Sebastian Bachs, die für die Leipziger Universität entstanden sind, sowohl also derjenigen, die erhalten geblieben sind, als auch der Stücke, deren Noten verloren gegangen sind, letztere in einer modernen Neukomposition aus der Werkstatt namhafter zeitgenössischer Künstler. Nachdem die ersten Einspielungen bereits vorliegen, dürfte die Fortsetzung des Vorhabens zugleich sein Vermächtnis an die Universität Leipzig sein."
An der Universität Leipzig habe Wolfgang Unger als Universitätsmusikdirektor auch die wichtige Funktion eines stetigen Mahners und Motors eingenommen. Er mahnte insbesondere an, die geistige und geistliche Seite des menschlichen Lebens inmitten eines fordernden wissenschaftlichen Alltagsbetriebes nicht zu vernachlässigen. Zu dieser Seite gehörten die regelmäßigen Aufführung der Oratorien und Passionen von Johann Sebastian Bach, die aus dem Leipziger Musikleben nicht mehr wegzudenken sind. Darüber hinaus reihte er sich ein in die lange und weite Tradition der Chormusikpflege klassischer und moderner Werke, die einst Friedrich Rabenschlag begründet hatte und die Hans-Joachim Rotzsch sowie Max Pommer weitergeführt haben.
Die unlängst getroffene Entscheidung der Jury im ergänzenden Architektenwettbewerb zu den universitären Neubauten am Augustusplatz habe er noch zur Kenntnis nehmen können und sich über das nach langem Ringen erzielte Ergebnis sehr gefreut.
Abschließend sagte der Rektor: "Die Universität verneigt sich heute in dankbarem Gedenken vor seiner Bahre. Unser aller aufrichtiges Mitgefühl gilt der Familie Unger, seiner Frau und seinen Kindern. Die Universität nimmt in diesem Gottesdienst Abschied und fühlt sich zugleich verpflichtet, die wesentlichen Anliegen Wolfgang Ungers weiter zu verfolgen. Sie ist in diesem Sinne bemüht, seine Vision eines geistig-geistlichen Zentrums am Augustusplatz zu verwirklichen, in welchem bedeutsame universitäre Ereignisse und Feiern gemeinsam mit den gottesdienstlichen und auch musikalischen Aufgaben wieder ihre Heimstatt finden."
Zuvor hatte Superintendent Eugen Manser (Halle), der Wolfgang Unger gerade auch den letzten ihm verbliebenen Wochen begleitet hat, in der Predigt berichtet, wie die Angehörigen zum Schluss sich nur noch über die Musik mit ihm unterhalten konnten und wie der gläubige Mensch Unger, der ein Leben lang in der Tradition des lutherischen Pfarrhauses stand, Mozarts Requiem als sein letztes Abendmahl aufgenommen habe.
Zusammen mit vielen Universitätsangehörigen nahmen am Montag drei Chöre Abschied von ihrem einstigen Chorleiter: der Leipziger Universitätschor mit Werken von Hugo Distler, Max Baumann und Johann Sebastian Bach sowie der von ihm 1969 gegründete Thüringische Akademische Singkreis und der Thomanchor, den er 1991 ad interim geleitet hatte. Die Orgel spielte der ehemalige Universitätsorganist Prof. Arvid Gast, für die Liturgie zeichnete der 1. Universitätsprediger Prof. Dr. Martin Petzoldt verantwortlich.