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Auf Einladung des Baskisch-Lektorats der Universität Leipzig stellt die deutsch-baskische Soziologin und Journalistin Jone Karres Azurmendi am 11. November (18:30 Uhr) im Hörsaalgebäude auf dem Campus Augustusplatz ihren gesellschaftskritischen Dokumentarfilm "Alardearen seme-alabak" vor. Im Anschluss wird sie mit dem Publikum über den Film sprechen. Der Film befasst sich mit Frauen, die in einigen baskischen Gemeinden trotz Widerstandes in der Gesellschaft an militärischen Festumzügen teilnehmen und die Probleme und Spannungen, die sich daraus für die Gemeinden ergeben haben.

"Es ist die Chronik eines sozialen Konfliktes in zwei Kleinstädten an der französischen Grenze, der durch die Forderung der Frauen ausgebrochen ist, am 'Alarde', der wichtigsten folkloristischen Militärparade des Jahres, teilzunehmen. Die Mehrheit der Bevölkerung war dagegen, was dazu führte, dass viele Familien und Freundschaften an dieser heftigen Auseinandersetzung zerbrochen sind", erklärt der Leiter der iberomanischen Abteilung des Instituts für Angewandte Linguistik und Translatologie (IALT) der Universität, Prof. Dr. Carsten Sinner.

Fast die gesamte Bevölkerung dieser Dörfer ist gegen die Beteiligung von Frauen als Soldaten an diesen Umzügen, während man sonst im Baskenland diese Mitwirkung als sehr positiv einschätzt. Die Regisseurin sieht darin ein besonderes Beispiel für den Kampf zwischen Tradition und Moderne.

Der scheinbar harmlose Konflikt um eine Tradition, die eigentlich eine lokale, kulturelle Identität definiert, sei nach fast 20 Jahren heute noch nicht gelöst. Auch die Politik ist Sinner zufolge machtlos und will mit gesetzlichen Maßnahmen eine friedliche Lösung finden. "Dieser Dokumentarfilm versucht zu verstehen, wie es überhaupt dazu kommen kann, dass ein Konflikt um eine Tradition eine Gesellschaft entzweien kann und versucht Lösungsansätze zu finden", sagt er. Die Frauen, die in den ersten Jahren an der Parade teilnahmen und ihre Familien, die ebenso unter der Anspannung gelitten haben, erzählen in dem Film ihre schmerzlichen, persönlichen Erfahrungen. Es kommen Befürworter und Gegner zu Wort. Mit Archivmaterial wird der Verlauf des Konflikts von seinen Anfängen bis zur Gegenwart nachgezeichnet. Ergänzt wird die Geschichte durch die Analyse eines Historikers und einer Anthropologin.