Pressemitteilung 2002/275 vom

Alte Beziehungen zwischen der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und dem Gondar College of Medical Sciences(GCMS)/Äthiopien wurden jetzt mit einem Vertrag belebt. Dr. med. Yared Wondmikun, amtierender Dekan des GCMS hält sich zur Zeit in Leipzig auf und nutzt eine medizinische Weiterbildung an der Universitätsaugenklinik für die offizielle Bekräftigung kollegialer Beziehungen.

Dr. Yared Wondmikun hatte 1988 bis 1994 in Leipzig seine Facharztausbildung für Physiologie absolviert und ist seit 1995 als Hochschullehrer für Physiologie am GCMS tätig.1979 wurde mit Unterstützung der damaligen Karl-Marx-Universität die Ausbildung von äthiopischen Ärzten in Gondar begonnen. Leipziger Medizin-Professoren lehrten dort in ihren Fächern, betreuten Patienten und halfen beim Aufbau eines Forschungsprofils in der 750 km nordwestlich von Addis Abeba gelegenen Stadt. Parallel dazu konnten äthiopische Medziner eine fachärztliche Qualifizierung in Leipzig erwerben. 1500 Ärzte wurden seitdem in Gondar ausgebildet und 70 äthiopische Mediziner sowie Naturwissenschaftler konnten sich noch bis Anfang der 90iger Jahre in Leipzig weiterqualifizieren.

Nach der Wende kamen die offiziellen Beziehungen weitestgehend zum Erliegen, persönliche Kontakte aber gingen nie ganz verloren. So kam es 1999 anlässlich einer Gastprofessur mit Unterstützung des Deutschen Akadenmischen Austauschdienstes von Prof. Dieter Reißig, Institut für Anatomie der Universität Leipzig, am Department für Anatomie des GCMS zur Wiederaufnahme der Zusammenarbeitz zwischen Leipzig und Gondar. Damit wurde - so kann man rückblickend sagen - der Grundstein für den Neubeginn der offiziellen Beziehungen zwischen beiden Einrichtungen gelegt.

Der Vertrag zwischen dem Gondar College of Medical Sciences und der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig beinhaltet die Zusammenarbeit in der Aus- und Weiterbildung von Medizinern sowie die Arbeit an gemeinsamen Forschungsprojekten. "Leipziger Medizinstudenten können ohne Probleme ihre Praktika in Gondar absolvieren, umgekehrt ist es etwas schwieriger, da für die äthiopischen Studenten immer erst Sponsoren gefunden werden müssen.", erklärt Dr. Wodmikum das momentane Problem. Aber sowohl der Äthiopier als auch sein Leipziger Kollege sind zuversichtlich, ist doch der Grundstein gelegt. Große Unterstützung erfahren die Mediziner dabei auch vom Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD).

Im Moment nutzt Dr. Yared Wodmikun seine Zeit in Leipzig, sich an der Universitätsaugenklinik mit neuer Technik und neuen Methoden für die Diagnostik von Augenerkrankungen bekannt zu machen. Insbesondere die sogenannte Impressions-Zytologie, mit der man die Ursache von Bindehautsentzündungen feststellen kann, hat sein Interesse geweckt, ermöglicht es dieses Verfahren doch, Vitamin-A-Mangel festzustellen, was in Äthiopien sehr häufig ist. 30 Prozent der Frauen leiden an Vitamin-A-Mangel, für Schwangere ist das besonders kritisch ebenso für stillende Mütter. In Gondar strebt man eine klinische Betreuung der Schwangeren an, die eine ausreichende Versorgung mit Vitamin A ermöglicht.