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Der Soziologe Dr. Alexander Leistner von der Universität Leipzig berichtet im Podcast für Medien und Wissenschaft "Kammerflimmern und Mediales Rauschen" über Bezüge der aktuellen Corona-Proteste zu den Umbrüchen 1989.

Leistner beschreibt die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen wie folgt: "Die Querdenkenbewegung ist zum einen eine Sammlungsbewegung und zum anderen ein Plattformprotest. Sie mobilisiert in erheblichem Umfang unterschiedliche weltanschauliche Milieus und politisiert deren Ablehnung, etwa gegen Schulmedizin oder vermeintlich herrschende Eliten. Und von Anfang hatte sie eine große Anziehungskraft für die extreme Rechte, die den Protest mittlerweile dominiert - auch wenn das hinter dem unschuldigen Label Querdenken manchmal verschwindet." Leistner betont, dass mit Blick auf die vergangenen 30 Jahre gerade in Ostdeutschland Konflikte um politische Ordnungsvorstellungen immer umkämpft und „häufig zugunsten rechtsextremer Landnahmen entschieden wurden, begünstigt auch durch Tun und Unterlassen staatlicher Institutionen.“ Auch wäre zu fragen, wie es dazu kam, dass sich in der Querdenken-Bewegung die Wahrnehmung gefestigt hat, dass es keine Folgen hat, wenn sie Auflagen immer und immer wieder verletzen.


Dr. Alexander Leistner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsverbund Das umstrittene Erbe von 1989. Aneignungen zwischen Politisierung, Popularisierung und historisch-politischer Geschichtsvermittlung, welches das Charismatische von ’89 und die tiefe subjektive und kollektive Prägekraft der Ereignisse in den Mittelpunkt stellt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.